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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Raquel. Sie wurde blass und rannte nach draußen. Durch die Tränen in meinen Augen konnte ich verschwommen sehen, dass Dana ihr hinterherlief. Kate stand ungerührt dort, während der Rauch von Balthazars gekrümmtem Körper aufstieg. »Bist du ganz sicher, dass du nicht weißt, was sie vorhat?«
    Balthazars Stimme zitterte, doch es gelang ihm, das Wort hervorzubringen: »N…nein.«
    »Vielleicht glaube ich dir«, sagte Kate. »Aber es ist mir egal.«
    Sie schoss noch mehr Weihwasser auf ihn, und wieder brüllte er auf. Sein Schrei fühlte sich an, als würde ich ebenfalls mit Säure übergossen. Ich ließ mich auf den Fußboden sinken und zog die Knie an die Brust.
    Milos sagte: »He, Lucas, deiner Freundin wird schlecht. Bring sie lieber ein bisschen an die frische Luft.«
    Ich versuchte, mit dem Kopf zu schütteln. Das Einzige, was noch entsetzlicher wäre, als zuzusehen, wie man Balthazar wehtat, wäre die Vorstellung, ihn hier alleinzulassen. Aber Lucas war sofort an meiner Seite und zog mich hoch. »Komm schon«, murmelte er. »Das reicht.«
    »Aber …«
    »Bianca, bitte.«
    Von seinem Platz auf dem Fußboden aus schrie Balthazar: »Verschwindet! Ich will, dass ihr geht – ihr sollt alle gehen.«
    »Das hättest du wohl gerne, elendiger Blutsauger«, sagte Kate, und ihre Stimme klang härter als vorher. Lucas schob mich unsanft durch die Tür hinaus.
    Als wir draußen waren, fing ich an zu weinen. Heftige Schluchzer schmerzten in der Kehle und in meinen Eingeweiden. Als ich auf den Boden sank, kniete sich Lucas neben mich und legte mir seine Hände auf den Rücken, während ich meinen Tränen freien Lauf ließ.
    »Ich werde mir etwas einfallen lassen«, sagte er, und in seinen Worten schwang Verzweiflung mit. »Wir müssen nur … Wir müssen einfach was tun.«
    Ich lehnte mich an ihn und versuchte, mich zu beruhigen. In der Ferne konnte ich Raquel in der Nähe des Flusses sitzen sehen, den Kopf in die Hände gestützt, Dana neben ihr. Ob sich selbst Raquel eingestanden hatte, dass das Schwarze Kreuz zu weit ging? Konnte sie das auch Dana begreiflich machen? Wenn wir etwas Großes tun mussten, um Balthazar zu retten, etwas Dramatisches, wäre es eine Hilfe, Dana auf unserer Seite zu wissen.
    Nach mehreren Minuten, die mir wie eine Ewigkeit erschienen, kamen die Jäger heraus. Als Kate auftauchte, sah sie Lucas an und zuckte mit den Schultern. »Er ist ohnmächtig geworden. Wir knöpfen ihn uns später noch mal vor.«
    »Vielleicht weiß der Bursche wirklich nichts«, sagte Lucas. »Mrs. Bethany hatte immer ihre Favoriten, und Balthazar More gehörte ganz sicher nie zu ihren Lieblingen.«
    »Ihr beide kennt ihn?« Kates Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Ich vermutete, dass sie meine Tränen als das deutete, was sie auch tatsächlich waren – nämlich Tränen des Mitgefühls, nicht nur der Empfindlichkeit. Mitgefühl irritierte sie viel mehr.
    Lucas sagte rasch: »Er hatte letztes Jahr ein Auge auf Bianca geworfen. Sie hat ihn abblitzen lassen, und das hat ihm gar nicht gefallen. Hat eine Szene gemacht. Deshalb geht ihr das mit dem Typen unter die Haut.«
    Kate zuckte mit den Schultern. »Dann wirst du uns wohl im Stillen Beifall klatschen, was, Bianca?«
    Und in dem Augenblick traf mich die Erkenntnis. Natürlich, das ist es, das ist es.
    Ich grub mir die Fingernägel in die Handfläche und versuchte, nicht zu lächeln. »Ich bin so … müde.«
    »Ich auch.« Kates Gestalt sackte zusammen. »Gott, ich auch.«
    Als sie davonging, drehte ich mich wieder zu Lucas um. »Ich weiß, wie wir Balthazar retten können.«
     
    Zuerst konnten wir nichts tun außer warten. Lucas lief mit mir zum nächsten Supermarkt, wo wir einige Flaschen Orangensaft und ein paar süße Brötchen kauften. Sie waren billig, in Zellophan eingewickelt und klebrig, aber sie waren das Erste, was ich seit Tagen in den Magen bekam, und so schlang ich sie hinunter.
    »Brauchst du sonst noch was?«, fragte Lucas, während wir nebeneinander die Straße entlangschlenderten. Ich wusste, dass er Blut meinte.
    »Ich schnappe mir irgendetwas, wenn du mir nur eine Sekunde Zeit lässt.«
    »Ich könnte …«
    »Nein«, sagte ich entschlossen. »Lucas, dein Blut zu trinken ist nur der allerletzte Ausweg. Es hat uns beide schon zu sehr verändert.«
    »Es schweißt uns zusammen. Das ist nicht das Schlechteste. «
    Ich erinnerte mich daran, wie ich beinahe mitten während der Schlacht in der Lage gewesen war, Lucas zu finden, weil sein Blut ein Band

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