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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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zwischen uns geschmiedet hatte. Aber Lucas wusste davon nichts; er hatte etwas anderes im Sinn. »Du bist eifersüchtig auf Balthazar«, sagte ich.
    »Sollte ich?«
    »Das habe ich nicht gemeint … Lucas, du weißt, dass ich dich liebe. Und zwar nur dich. Aber du weißt, dass ich auch sein Blut getrunken habe, und ich glaube, das macht dir zu schaffen. Bitte versteh doch, dass das was völlig anderes war.«
    »Intensiver, meinst du.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Anders. Das ist alles. Vertrau mir, es gibt nichts – nichts – auf der ganzen Welt, das mich so verrückt macht wie deine Nähe.«
    »Aber er bedeutet dir was«, sagte er leise. »Das kannst du nicht verbergen.«
    »Du bedeutest mir mehr.«
    Ich schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. Sein Mund war süß vom Orangensaft. Zuerst war der Kuss sanft, doch schon bald ging er tiefer. Lucas’ Hand auf meiner Hüfte verstärkte den Griff, als sich unsere Lippen teilten, und ich spürte seine Zunge begierig über meine gleiten. Ich erinnerte mich an die vergangene Nacht, wie wir beide nebeneinander geschlafen hatten. Die nächtliche Nähe und diese Küsse fügten sich zu einem so überwältigenden Bild zusammen, dass mir ganz schwach wurde.
    Wir küssten uns wieder, dieses Mal stürmischer, doch dann löste ich mich von ihm: »Du machst mich hungrig.«
    »Wie ich schon sagte: Das macht mir nichts.«
    »Und ich habe nein gesagt. Ich werde irgendetwas fangen. Sieh nicht hin, okay?«
    »Schüchtern, oder was?«, fragte er, aber er drehte sich um.
    Tatsächlich verlangte es mich gar nicht so sehr nach Blut, aber wir waren kurz davor, etwas Riskantes zu unternehmen. Ich musste mich konzentrieren können. Und ich musste meine Kräfte beisammenhaben.
    Nachdem ich eine Taube gefangen und mir nach dem Trinken gründlich den Mund mit einer weiteren Flasche Orangensaft ausgespült hatte, kehrten Lucas und ich in die Hafenstation zurück. Ich befürchtete, dass sie Balthazar bereits wieder in der Mangel hatten, aber er musste schlimme Verletzungen davongetragen haben, denn er wachte stundenlang nicht auf. Die Wartezeit dehnte sich.
    Als ich die Arbeit, die mir aufgetragen worden war, erledigte – nämlich auf einem verlassenen Parkplatz in der Nähe Pflöcke anzuspitzen –, gesellte sich Raquel zu mir. Eine Zeit lang saßen wir schweigend und schwitzend in der heißen Sonne und schnitzten das Holz, aber schließlich machte Raquel den Anfang. »Das war hart.«
    »Ja, allerdings.«
    »Ich weiß, dass er dir mal was bedeutet hat.« Raquel machte schnelle Schnitte mit ihrem Messer. Holzsplitter lösten sich und fielen zu Boden. »Ich schätze, es ist schwer, sich an die Lügen zu erinnern, die er dir aufgetischt hat … während … so etwas geschieht.«
    »Folter.« Ich hielt es für besser, die Sache beim richtigen Namen zu nennen.
    Raquel hielt inne, das Messer schwebte einige Sekunden lang über ihrem Pflock. Dann nickte sie. »Ja. Das war Folter. «
    Vielleicht beurteilte sie die Angelegenheit tatsächlich selber, anstatt das Schwarze Kreuz für sie denken zu lassen. Das wollte ich gerne herausfinden, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Lucas und ich konnten das alleine schaffen, und es wäre besser für Raquel, da nicht mit hineingezogen zu werden.
    Gegen Abend rief Milos: »Er kommt zu sich.«
    Lucas und ich warfen uns Blicke zu. Wir warteten, bis die anderen alle hineingegangen waren, denn wir brauchten einen richtigen Auftritt.
    »Ich bin keine gute Schauspielerin«, murmelte ich, »aber es wird schon nicht so schwer sein, aufgebracht zu wirken. «
    »Zornig, zornig, zornig.« Lucas sprach mit sich selbst. »Okay, lass es uns tun. Bist du so weit?«
    »Ja. Auf geht’s.«
    Gemeinsam rannten wir zur Hafenstation. Als wir eintraten, drehte sich Milos zu uns um und knurrte mit finsterer Miene: »Türmt deine Freundin gleich wieder und heult?«
    Lucas fuhr ihn an: »Bianca und ich haben da was zu klären. «
    Milos sah erstaunt aus, aber er trat einen Schritt zurück.
    Lucas drängte sich durch die Umstehenden nach vorne, ich trottete hinter ihm her. In dieser Szene musste ich nicht schauspielern; im Grunde war ich eher ein Requisit und musste lediglich erschüttert und mitgenommen aussehen. Auch wenn ich es hasste, so hilflos zu tun, tröstete ich mich damit, dass das alles mein Plan war.
    Doch dann fiel mein Blick auf Balthazar, und ich wusste, dass mich nichts trösten würde. Auf seiner Haut waren Streifen von rohem Fleisch zu sehen, wo das

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