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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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die Ankunft einer Bahn ankündigte. Ich warf einen beunruhigten Blick hinter uns, als wir einstiegen, aber niemand folgte uns. Nur eine andere Person saß im Waggon, ein Typ im College-Alter, der quer über die Sitze ausgestreckt lag, stark nach Bier stank und schlief.
    Als sich der Zug ratternd in Bewegung setzte, zog ich Lucas zu einem Plan vom U-Bahnnetz. »Du kennst dich in New York besser aus als ich«, sagte ich. »Also kannst du auch herausfinden, ob wir richtig sind.«
    Lucas bewegte sich so langsam, als würde er durch Wasser waten. Er konzentrierte sich auf die Karte und wollte ganz offenkundig etwas Sinnvolles tun. »Wie ich schon sagte: Es gibt keinen richtigen Weg. Außer weit weg vom Schwarzen Kreuz.«
    »Natürlich sind wir richtig.« Ich war überrascht, dass Lucas nicht darauf gekommen war: Die Antwort schien mir so offensichtlich. »Wir brauchen Geld und einen sicheren Ort, um uns eine Weile zu verstecken. Mit anderen Worten: Wir müssen einen Freund suchen.«
    »Balthazar«, ergänzte Lucas.
    Ich nickte. »Also, sind wir nun auf dem Weg nach Chinatown oder nicht?«
    Lucas stützte die Hände rechts und links neben der Karte auf. »Ja. Wir haben die richtige U-Bahn genommen.«
     
    Auch wenn sich Lucas an den Namen der Straße erinnerte, in die wir Balthazar gebracht hatten, konnte zunächst keiner von uns beiden das richtige Geschäft wiederfinden. Es war viel zu früh, als dass die Läden schon geöffnet hätten, und so sahen sie alle gleich aus: identische Schaufenster, die mit Metallgittern verschlossen waren. Wir würden warten müssen.
    In den frühen Morgenstunden herumstehen, wenn man nicht einmal ein paar Cent für einen Becher Kaffee übrig hatte? Es gab nichts, absolut nichts zu tun, und so schien die Zeit überhaupt nicht vergehen zu wollen.
    Ich konnte allerdings auch nicht behaupten, dass es langweilig gewesen wäre. Wir wussten, dass jede Sekunde eine Patrouille vom Schwarzen Kreuz um die Ecke biegen und uns sehen könnte. Und das sorgte für genügend Adrenalin.
     
    »Wir hätten in der U-Bahn bleiben sollen«, sagte ich müde, nachdem wir stundenlang um den Block gelaufen waren. »Wir hätten schlafen können, so wie dieser betrunkene Kerl.«
    »Könntest du jetzt schlafen? Wirklich?«
    Ich seufzte. »Vermutlich nicht.«
    Lucas warf mir einen Blick von der Seite zu, und sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln.
    »Was ist denn?«, fragte ich.
    »Du darfst aber nicht sauer werden.«
    »Es sind meine Haare, oder?« Ich drehte mich, sodass ich mein Spiegelbild in der Scheibe eines Waschsalons sehen konnte. Auch wenn meine Umrisse dank der erzwungenen Diät in letzter Zeit ein bisschen verschwommen waren, konnte ich erkennen, dass mein dunkelrotes Haar in den seltsamsten Winkeln in alle Richtungen abstand. Es war offensichtlich, dass ich aus dem Bett gezerrt worden war und keine Gelegenheit gehabt hatte, mich um meine Frisur zu kümmern. Rasch fuhr ich mit den Fingern hindurch und versuchte, die wilden Strähnen einigermaßen zu bändigen. »O mein Gott.«
    »Du siehst gut aus«, sagte Lucas. »Nur irgendwie ulkig.«
    »Ach ja?« Ich warf ihm einen gespielt zornigen Blick zu. »Du hast auch schon mal hübscher ausgesehen, weißt du?«
    Er rieb sich über die deutlich sichtbaren Stoppeln am Kinn. Mit dem Dreitagebart, den zerknautschten Klamotten und den zerstrubbelten, bronzefarbenen Haaren sah Lucas ganz schön verrucht aus. Beinahe gefiel es mir, dass keiner außer mir wusste, was für eine Art von Mann er tatsächlich war.
    »Vielleicht sollten wir mal einen Schönheitssalon aufsuchen«, sagte er. »Wir könnten uns auch die Fingernägel machen lassen.«
    Ich lachte. »Da gehst du doch wohl eher fürs Herbstsemester zurück nach Evernight.«
    Bei dieser Bemerkung musste auch er grinsen. »Oh, das kann ich mir so richtig gut vorstellen: He, Mrs. Bethany, haben Sie mich vermisst ?«
    Das gemeinsame Herumalbern tat uns beiden gut und nahm unserer Erschöpfung und der Angst ein bisschen die Schärfe. Wir umarmten uns, und wir hätten endlos so dastehen können, wenn ich nicht plötzlich einen stechenden Schmerz im Unterleib verspürt hätte. »Autsch. Was zum …«
    Ich blickte hinunter und sah meine Brosche, die noch immer am Bund meiner Hose steckte, wo ich sie am gestrigen Nachmittag befestigt hatte. Zärtlich fuhr ich mit den Fingerspitzen über die Blütenblätter.
    »Du hast sie noch immer«, sagte Lucas. »Wenn wir schon nur eine einzige Sache mitnehmen konnten, dann bin

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