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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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seinen eigenen Handschellen zu schaffen, die nach nur einer Sekunde aufsprangen. Ich sah, wie Lucas seine Finger beugte und streckte und seine Kräfte abzuschätzen versuchte. Wir warfen beide einen raschen Blick nach vorne, doch weder Dana noch Milos beobachteten uns. Blitzschnell beugte sich Lucas vor und steckte mir die Schlüssel zu.
    Meine Hände waren schweißnass, und ich fürchtete, dass ich die Schlüssel fallen lassen könnte, aber das geschah nicht. Stattdessen versuchte ich, sie ins Schloss zu schieben, was schwerer war, als ich gedacht hatte. Meine Finger verkrampften sich. Ich fragte mich, was wir wohl tun würden, wenn wir erst mal frei wären. Hinten rausspringen und davonstürmen? Da wir unmittelbar von Wagen voller Jäger vom Schwarzen Kreuz verfolgt wurden, bestand bei diesem Plan nicht viel Hoffnung auf Erfolg, aber der Versuch wäre besser als nichts.
    »He«, sagte Milos, »die Ampel ist gelb, du musst anhalten. «
    »Nein, nein, die schaffe ich noch.« Dana fuhr unbeirrt weiter.
    »Verflucht.« Milos beugte sich vor und schaute in den Beifahrerspiegel. »Die anderen stecken an der Ampel fest. Die Bullen stehen direkt neben ihnen, da können sie nicht einfach weiterfahren.«
    »Macht nichts«, sagte Dana. »Die wissen doch, wo wir hinwollen.«
    Lucas machte einen Satz nach vorne und legte Dana den Arm um den Hals. Dann knurrte er Milos an: »Verschwinde aus dem Wagen, oder ich schneide ihr die Kehle durch.«
    Woher hat Lucas ein Messer? Mit zitternden Händen nestelte ich am Schlüssel für die Handschellen herum, und endlich schnappten meine metallenen Fesseln auf. Milos nickte Dana einmal kurz zu, und sie fuhr den Wagen mit quietschenden Reifen an den Straßenrand.
    Milos stieg aus, sagte aber: »Ihr werdet nicht weit kommen. «
    »Warten wir’s ab«, sagte Lucas und beugte sich vor, um die Tür des Busses wieder zuzuschieben. Sofort trat Dana hart aufs Gas. Die Reifen schabten am Bordstein. Lucas sagte: »Glaubst du, sie werden es schlucken?«
    Ich wollte fragen, was sie denn schlucken sollten, aber es war Dana, die antwortete: »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir sollten uns ranhalten.«
    »Was geht denn hier vor?«, fragte ich. Der Bus ratterte über das Pflaster und schüttelte uns durch.
    Lucas umarmte mich kurz. »Dana hat mir die Schlüssel für die Handschellen zugesteckt. Von da ab wusste ich, was zu tun war. Was ich allerdings nicht weiß, ist, ob der Plan noch weitergeht.«
    »Nee!«, antwortete Dana. »Das war’s mit dem Plan. Tut mir leid, aber ich hatte nicht viel Zeit.«
    »Warum tust du das?«, fragte ich. »Warum lieferst du uns erst aus und hilfst uns dann aus der Klemme? Hast du am Ende doch ein Gewissen?«
    Es gab eine kurze Pause, in der wir nichts hörten als die Musik aus dem Radio. Endlich sagte Dana: »Bianca, ich habe euch nicht verpfiffen.«
    Raquel.
    Der Verrat brannte wie Feuer. Ich hätte Zorn verspüren sollen, aber so war es nicht. Alles, woran ich denken konnte, war das Picknick, das wir auf dem Gelände von Evernight veranstaltet hatten und das Raquel organisiert hatte, um mich aufzumuntern. Wir hatten gemeinsam im Gras gelegen, Sandwiches gegessen und uns die frisch aufgeblühten Köpfe der Narzissen gezeigt, die wie gelbe Sterne geleuchtet hatten. Es war Frühling gewesen … Das hatte sie für mich getan, und im Sommer hatte sie mich dann dem Tod überantwortet. Crazy!
    »Sei nicht böse auf sie«, sagte Dana. »Das ist noch alles neu für sie. Sie ist verwirrt. Ich weiß, dass sie es bereuen wird.«
    Lucas sagte mit belegter Stimme: »Später. Was machen wir jetzt?«
    »Ich lasse euch am Grand Central raus«, sagte Dana. »Von dort aus könnt ihr den Zug nach irgendwo nehmen.«
    »Nicht, wenn wir pleite sind.« Meine Stimme klang unglaublich harsch, selbst in meinen eigenen Ohren. »Hast du daran gedacht, Geld mitzunehmen?«
    Dana zuckte zusammen. »Nein. Keine Zeit. Das wird nicht gerade in die Geschichte der besten Fluchtpläne aller Zeiten eingehen, was?«
    »Du hast das toll gemacht«, sagte Lucas. »Wirf uns einfach raus, und ab dann übernehme ich die Verantwortung. «
    Dana fuhr an den Straßenrand. Zu beiden Seiten türmten sich Wolkenkratzer auf, in denen selbst um diese Uhrzeit gleißende Lichter brannten. Der Morgen war noch nicht angebrochen, aber der Himmel wurde bereits heller. Es waren nicht mehr viele Leute auf den Straßen unterwegs, nur noch einige Taxis. Zu meiner Überraschung stieg Dana gemeinsam mit uns aus dem Wagen und kam zu

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