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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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dachte ganz praktisch. »Das Schwarze Kreuz geht davon aus, dass wir dich haben entkommen lassen. Also werden sie ebenfalls nach dir fahnden. Ich würde also an deiner Stelle nicht länger in Manhattan rumhängen als unbedingt notwendig.«
    »Verstehe.«
    Ich krabbelte zu Balthazar und fiel ihm um den Hals. Wegen der Wunde auf seiner Brust drückte ich ihn nicht an mich, jedenfalls nicht so fest, wie ich das gerne gewollt hätte. Er lehnte seinen Kopf an meine Schulter. »Danke«, flüsterte ich.
    »Ich danke dir«, sagte er. »Euch beiden.« Nun, da ich selbst in einem Kreis von Jägern des Schwarzen Kreuzes gestanden und um mein Leben gebangt hatte, ebenso wie Balthazar, konnte ich die Tiefe seiner Dankbarkeit verstehen.
    Gerade, als die Umarmung zu lange anzudauern drohte, ließ ich ihn los und erhob mich ohne ein weiteres Wort aus dem Bett. Das war das Ende unserer Verabschiedung, abgesehen von einem Lächeln, das ich Balthazar über die Schulter hinweg zuwarf, als wir durch die Tür gingen. Er hob die Hand und winkte, was das Letzte war, was ich in dem schmalen Spalt sehen konnte, ehe Lucas die Tür schloss.
    Lucas zögerte, und wir beide standen nebeneinander auf dem engen Treppenabsatz, als er leise sagte: »Wenn du hierbleiben willst, dann sag es mir jetzt.«
    Ich küsste ihn, und es bedurfte keiner weiteren Antwort.

13
    Balthazars Freunde erklärten uns den Weg zu einem Chinatown-Bus, einem billigen Transportmittel, das normalerweise neue Einwanderer aus Asien zwischen ihren verschiedenen Jobs in chinesischen Restaurants entlang der Ostküste hin- und herbeförderte. Jedenfalls befand sich eine sehr gemischte Truppe im Bus nach Philadelphia, und es gab auch einige ältere Leute und viele Studenten vom College, die versuchten, ihre Laptops auf den Knien zu balancieren.
    Der Bus war spät dran, fuhr aber trotzdem gemächlich. Heftiger Regen im Norden , sagte der Fahrer. Viel Wasser auf den Highways . Uns war das egal. Unser Geld befand sich zusammengerollt in der Vordertasche meiner Jeans, und auch wenn es in die Haut drückte, fand ich das Gefühl doch tröstlich.
    Lucas und ich lehnten uns in den Sitzen zurück, und ich kuschelte mich an seine Schulter. Vielleicht war es wirklich gemütlich im Bus, vielleicht waren wir auch nur so müde, dass sich einfach alles gut angefühlt hätte. Immer wieder glitten wir nahtlos in den Schlaf hinüber. Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob Traum und Wachzustand miteinander verschmolzen wie ineinanderlaufende Wasserfarben, durchscheinend und mit weichen Rändern. Real waren nur der vertraute Geruch von Lucas’ Haut und das Wissen, dass wir für den Augeblick in Sicherheit waren.
    Einmal, während der Bus über die Straße ratterte, streckte Lucas die Hand aus und streichelte mir übers Haar. Ich war mir sicher, dass er glaubte, ich würde schlafen – was auch beinahe der Fall war –, und irgendwie machte das die Berührung noch zärtlicher.
    Die meiste Zeit über fanden wir jedoch endlich ein bisschen Ruhe.
     
    » Ist das nicht wunderschön?« Ich zog Lucas in die Große Halle von Evernight, die für den Herbstball dekoriert war. Kerzenlicht tauchte den Raum in Schatten, und die Tänzer bewegten sich leichtfüßig zum Walzer, den das Orchester spielte.
    Lucas schüttelte den Kopf und nestelte an der Krawatte seines Abendanzugs. »Das ist nicht mein Fall. Aber dich so zu sehen, das ist die Sache allemal wert.«
    Ich trug ein schulterfreies, weißes Kleid, das von der Empire-Taille ab locker bis zum Boden floss, und in einem Spiegel in der Nähe konnte ich genug von meinem Spiegelbild erahnen, um zu wissen, dass ich Blumen im Haar trug. Ich hatte mich noch nie so hübsch gefühlt.
    Aber das lag nicht daran, dass ich schön angezogen und zurechtgemacht war. Es war, weil ich endlich mit Lucas hier war.
    »Kannst du Walzer tanzen?«, flüsterte ich ihm zu.
    »Keine Ahnung. Aber wenn du tanzen willst, dann lass uns gehen und so tun, als könnten wir es.«
    Ich lachte, ließ mich von Lucas in den Arm nehmen, und wir bewegten uns über die Tanzfläche. Nein, er konnte keinen Walzer tanzen, aber es spielte keine Rolle, dass wir nicht zu den anderen Tänzern passten. Ich beobachtete sie: Patrice hatte ihre Hand in Balthazars Hand geschmiegt, Courtney kicherte über Ranulfs ungeschickte Tanzschritte, und Dana führte Raquel sicher durch eine Drehung. Allerdings fragte ich mich, warum keiner von ihnen so tanzte, wie er es normalerweise tat.
    Dann erschien mitten zwischen den

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