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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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ich froh, dass es die Brosche ist. Aber wenn wir zwei Dinge hätten retten können, wäre meine Kaffeebüchse mit dem Geld natürlich die nächste Wahl gewesen.«
    Auch wenn ich es hasste, einen solchen Vorschlag machen zu müssen, sagte ich: »Wir könnten sie auch noch einmal ins Pfandhaus geben, wie damals, als wir das erste Mal weggelaufen sind.«
    Lucas schüttelte den Kopf und sagte ernst: »Dieses Mal könnte ich sie dir nicht wieder zurückholen.«
     
    Nach ungefähr einer Stunde machten die Geschäfte endlich auf. Es war noch immer schwer, herauszufinden, welches der richtige Laden war, denn in den meisten gab es das gleiche Sortiment zu kaufen: Krimskrams für die Touristen, Papierfächer und Sonnenschirme oder Kimonos aus Polyester und Sandalen. Doch schließlich fiel mein Blick auf eine Frau hinter der Verkaufstheke, die mir vertraut erschien.
    »Entschuldigung«, sagte ich, während Lucas und ich uns einen Weg durch die überall herumliegenden Waren zu ihr bahnten. »Ich suche nach Balthazar.«
    Sie erstarrte, und einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, dass sie Angst vor uns hatte. Wir sahen vermutlich auch ziemlich furchteinflößend aus. Doch dann entspannte sich ihr Gesicht, als sie mich erkannte. Sie hastete ins Hinterzimmer des Ladens, zog einen Perlenvorhang zur Seite und rief etwas auf Chinesisch. Der alte Mann, den wir damals ebenfalls gesehen hatten, trat durch den Vorhang. Sein Blick fiel auf Lucas, und seine Augen wurden schmal, doch dann erkannte er mich. Er führte uns nach hinten, zwei schmale Treppen hinauf. Er klopfte zweimal gegen eine Tür und rief nach Balthazar, dann machte er eine Geste in unsere Richtung, die wohl Bitte sehr heißen sollte.
     
    Ich öffnete die Tür. Dahinter befand sich ein kleines Zimmer mit sehr schräger Decke; vielleicht war es ein alter Vorratsraum oder ein Dachboden, der in ein beengtes Schlafzimmer verwandelt worden war. Ein Doppelbett füllte beinahe die gesamte Kammer aus. Kisten mit Papiersonnenschirmen und Fächern verstopften den Rest. Es gab nur eine einzige Lampe, deren Schirm in leuchtenden Rosa- und Orangetönen bestickt war, was das Licht unerwartet warm und beinahe heimelig machte. In der Mitte des Bettes, unter einer schwarzen Seidendecke, auf der ein Drache prangte, gestützt von einigen Kissen, lag Balthazar.
    »Bianca?«
    Er schien seinen Augen nicht zu trauen. »Lucas?«
    »Du siehst schon besser aus«, sagte ich. Das tat er tatsächlich, allerdings nur unwesentlich. Auf seinem Kinn und seinen Wangen waren noch immer wulstige Narben. Balthazar trug kein Hemd, sodass ich auf der Mitte seiner Brust einen dunklen, hässlichen Stern entdecken konnte – dort, wo Lucas ihm den Pflock hineingetrieben hatte. Doch all das verblasste, als sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
    »Es ist gut, dass ihr beide gekommen seid«, sagte er. »Aber es ist auch gefährlich.«
    »Da hast du was falsch verstanden.« Lucas schloss die Tür. »Wir sind dieses Mal diejenigen, die auf der Flucht sind.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin aufgeflogen«, gestand ich. »Raquel hat mich beim Bluttrinken erwischt und hat mich, na ja, sie hat mich verpfiffen. Wir haben es nur mit Müh und Not geschafft zu entkommen.«
    »Raquel? Das kann doch gar nicht sein. Das würde sie nie tun.« Dann dachte Balthazar noch einmal nach und kam zu einem anderen Schluss. »Tut mir leid.«
    »Wir müssen das Thema wechseln«, sagte ich rasch. »Wenn ich jetzt anfange zu weinen, dann höre ich nie mehr auf.«
    Balthazar verzog das Gesicht, als er sich weiter aufrichtete. Mit liebevoller Stimme sagte er: »Setzt euch. Ihr beide.«
    Der einzige Platz zum Niederlassen war am Fußende seines Bettes. Kaum, dass ich die Matratze berührt hatte, wusste ich, dass ich mich hinlegen wollte, und so streckte ich mich quer übers Bett aus. Lucas setzte sich im Schneidersitz neben mich und streichelte mit einer Hand meine jeansbedeckte Wade. Das Bett kam mir wie der gemütlichste Ort der Welt vor. Bis zu diesem Augenblick war mir gar nicht klar gewesen, dass beinahe sechs Wochen vergangen waren, seitdem ich das letzte Mal in einem richtigen Bett geschlafen hatte. Ich hatte beinahe vergessen, wie weich eine Matratze sein konnte.
    Balthazar forderte uns auf: »Sagt mir, was ihr braucht.«
    »Bargeld«, antwortete Lucas frei heraus. »Wenn du welches hast.«
    Balthazar deutete auf eine Ecke. »Mein Portemonnaie steckt da drüben in einer der Hosentaschen. Kannst du es mal holen?«
    Lucas nahm die

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