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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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der Geist jedoch nicht, um gemein zu sein, es lag einfach in seiner Natur.
    »Wo sind wir?« Ich sah mich um, konnte aber nichts erkennen. Es war so dunkel.
    Ihre einzige Antwort war: »Schau doch.«
    Ich blickte hinab, und weit unter uns erstreckte sich die Erde. Wir schwebten hoch am Nachthimmel. Wie die Sterne , dachte ich, und einen Moment lang war ich glücklich. Dann fiel mir auf, dass ich die Gestalten, die dort unten herumliefen, kannte. Lucas ging mit gesenktem Kopf zu einem Baum, der im kräftigen Wind schwankte. Hinter ihm war Balthazar.
    »Was machen sie denn da?«, fragte ich.
    »Sie gehen einer gemeinsamen Aufgabe nach.«
    »Ich will es sehen.«
    »Nein«, sagte der Geist. »Das willst du nicht sehen. Vertrau mir.«
    Der Wind pfiff noch stärker um uns herum. Das blauweiße Kleid des Geistermädchens bauschte sich in den Böen.
    »Was willst du mich nicht sehen lassen?«
    »Dann schau es dir an, wenn du unbedingt willst.« Ihr Lächeln war traurig. »Aber du wirst dir wünschen, du hättest es nicht gesehen.«
    Ich muss es sehen – ich kann es nicht sehen – wach auf, wach auf !
     
    Ich keuchte, schnappte nach Luft und fuhr kerzengerade im Bett auf. Mein Herz hämmerte. Warum hatte dieser Traum mir solch entsetzliche Angst gemacht?
     
    Am fünften Juli bekamen wir einen Anruf von Vic, der uns mitteilte, dass er und seine Familie am Flughafen wären, woraufhin wir aus dem Hotel auscheckten. Die Busfahrt in die Gegend, wo Vic wohnte, dauerte eine Weile, und wir mussten von der Bushaltestelle, die dem Haus am nächsten lag, ein gutes Stück laufen. Aber das alles war vergessen, als wir hinten um Vics verlassenes Haus herumgingen und den Sicherheitscode an der Tür zum Weinkeller eingaben.
    »Wow«, sagte Lucas, als sich unsere Augen an das matte Licht gewöhnt hatten. »Das ist ja riesig hier.«
    Der Keller hatte die Größe einer ganzen Etage von Vics beeindruckendem Haus. Er schien in verschiedene Räume aufgeteilt zu sein, was nahelegte, dass das hier früher ebenfalls zum Wohnen gedient hatte, ehe es zum Weinkeller umfunktioniert worden war. Ich erinnerte mich daran, dass Vic erzählt hatte, sein Vater würde nicht mehr so eifrig Wein sammeln wie sein Großvater, und ich fragte mich, wie viel Alkohol hier wohl früher mal gelagert haben mochte. Auf dem Boden waren uralte, abgetretene Eichenbohlen verlegt, die offenbar schon seit Generationen nicht mehr aufgearbeitet worden waren.
    Als wir weiter in die inneren Räume vordrangen, stießen wir auf eine brennende Lampe, deren Schirm von einem Hula-Mädchen gehalten wurde. Sie beleuchtete einen kleinen Schatz: Laken, Decken, eine noch eingepackte Luftmatratze, ein einfaches, zusammenklappbares Bettgestell, wie man es manchmal in Hotels vorfindet, einen kleinen Holztisch und Stühle, einen Korb mit Tellern, die nicht zueinander passten, und blaue und weiße Tassen, eine Lichterkette für Weihnachten, eine Mikrowelle, einen Minikühlschrank (dessen Stecker in der Dose war und der deshalb bereits lief), einige Bücher und DVDs, einen alten Fernseher mit DVD-Spieler und sogar einen Perserteppich, der zusammengerollt in einer Ecke lag.
    Ich hob ein kleines Stück Papier auf, das auf dem Tisch lag, und las laut vor:
     
    » Hey, Leute! Ranulf und ich haben dieses Zeug vom Speicher heruntergeschafft, damit ihr es benutzen könnt. Der Fernseher hat keinen Empfang, aber ihr könnt DVD s damit gucken. Wasser und Obst sind im Kühlschrank, und Ranulf hat ein paar Liter für Bianca dagelassen. Hoffe, das hilft. Wir sind Mitte August wieder zurück. Tut nichts, was ich nicht auch tun würde! Alles Liebe, Vic.«
     
    Lucas verschränkte die Arme. »Was würde Vic denn nicht tun?«
    »Sich langweilen.« Ich grinste.
    Wir richteten uns ein und erklärten eine leere Ecke des Weinkellers zu unserem »Appartement«. Der Tisch und die Stühle würden als Essplatz dienen, und wir stellten die Hula-Lampe auf die Tischplatte. Der Perserteppich wurde ausgerollt, und Lucas kletterte an den Weinregalen hoch – was mich entsetzlich nervös machte –, um die Weihnachtskette aufzuhängen, deren Lichter zwar weiß leuchteten, an einigen Stellen jedoch einen weichen, goldenen Schein verbreiteten, und zwar dort, wo wir die Schnur zwischen den gelagerten Weinflaschen hindurchgefädelt hatten. Die Luftmatratze war selbstaufblasend und ließ sich leicht aufs Bettgestell legen. Es machte Spaß, sie mit den blütenweißen Spitzenlaken zu beziehen und dann einen Stapel Decken

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