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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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    Tisch Acht hatte nun Getränke, aber die Gäste schienen nicht zufrieden damit. Sie wollten wissen, wo ihre Bacon Buckaroos blieben. Ich hoffte inständig, dass es sich dabei um Schinkenburger handelte, denn alles auf der Karte hatte alberne Cowboy-Namen, die zum »Motto« des Restaurants passten – wie die Poster von alten Westernfilmen an den Wänden und das Baumwollkleid und das Cowgirl-Halstuch, das ich tragen musste.
    Ich rannte in die Küche. »Ich brauche Bacon Buckaroos für die Acht«, rief ich.
    »Entschuldige«, sagte ein anderer, älterer Kellner, als er mit einem Tablett voller Burger seinen eigenen Tisch ansteuerte. »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.«
    »Aber …«
    »Bianca!«, brüllte Reggie. »Tisch Zwölf hat noch kein Besteck. Besteck! Das braucht man zum Essen, weißt du noch?«
    »Okay, okay.«
    Ich rannte hin und her, hin und her, immer und immer wieder. Meine Füße schmerzten, und ich konnte spüren, wie das Bratfett in meine Poren drang. Reggie blaffte mich pausenlos an, und die Kunden waren schlecht gelaunt, weil ich ihnen ihre wirklich schrecklichen Mahlzeiten nicht schnell genug servierte. Es war die Hölle, falls es in der Hölle Käsepommes gibt. Oh, Entschuldigung : »Cheese Wranglers«. So mussten wir diese Pommes hier nennen.
    Als die Mittagswelle langsam abebbte, hastete ich zur Salatbar, um meiner Nebentätigkeit nachzukommen, was bedeutete, dass wir alle noch eine Zusatzaufgabe zum Bedienen an den Tischen hatten. Mein heutiger Extrajob bestand darin, dafür zu sorgen, dass die Salattheke immer aufgefüllt war. Ich zog eine Grimasse, als ich sah, dass praktisch alles zur Neige gegangen war: die Dressings, die Croûtons, die Tomaten und so weiter und so weiter. Es würde mich mindestens zehn Minuten kosten, für Abhilfe zu sorgen.
    »Das ist kein guter erster Tag«, flüsterte mir Reggie mürrisch ins Ohr, als müsste mir das irgendjemand verraten. Ich ignorierte ihn und raste in die Küche, um Tomaten zu schneiden.
    Ich griff nach der erstbesten Tomate und einem Messer und begann rasch zu schneiden – zu rasch. »Autsch.« Ich jammerte, während ich meinen verletzten Finger schüttelte.
    »Lass ja kein Blut aufs Essen tropfen!«, rief eine andere Kellnerin. Sie führte mich zum Waschbecken und ließ kaltes Wasser über meine Hand laufen. »Das verstößt gegen die Hygienevorschriften.«
    »Hm, ich bin wohl nicht besonders gut in diesem Geschäft«, sagte ich.
    »Bei jedem ist der erste Tag eine Katastrophe«, sagte sie freundlich. »Wenn du das erst mal ein paar Jahre gemacht hast, so wie ich, dann läuft es wie am Schnürchen.«
    Bei der Vorstellung, zwei Jahre lang im Hamburger Rodeo zu arbeiten, wurde mir ganz schwindelig. Ich musste mir irgendetwas anderes für mein Leben überlegen.
    Und dann begriff ich, dass es nicht der Gedanke war, bei dem mir schwindelig geworden war. Ich fühlte mich schlecht. Richtig schlecht.
    »Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig«, sagte ich.
    »Sei nicht albern. So tief war der Schnitt nun auch wieder nicht.«
    »Es liegt nicht am Schnitt.«
    »Bianca, alles in …«
    Um mich herum wurde es schwarz, allerdings nur eine Sekunde lang, wie mir schien, so als ob ich gezwinkert hätte. Doch als ich die Augen wieder aufschlug, lag ich auf der Gummimatte auf dem Fußboden. Mein Rücken tat weh, und ich begriff, dass es daher rührte, weil ich ungebremst gestürzt war.
    »Bist du okay?«, fragte die Kellnerin. Sie hatte ein Geschirrtuch um meine aufgeschnittene Hand gewickelt. Mehrere andere Kellner und Köche standen in einem Halbkreis um mich herum, und angesichts der dramatischen Geschehnisse waren alle Tische vergessen.
    »Ich weiß nicht.«
    »Du musst dich doch nicht übergeben, oder?«, fragte Reggie.
    Als ich den Kopf schüttelte, fragte er: »Hast du eine Arbeitsversicherung abgeschlossen, für die wir jetzt Papierkram ausfüllen müssen?«
    Ich seufzte. »Ich glaube, ich muss einfach nur nach Hause gehen.«
    Reggies Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst, aber ich schätzte, er hatte Angst, ich könnte ihn verklagen, wenn er mich feuern würde, weil mir schlecht geworden war. Also ließ er mich gehen.
    Das Schwindelgefühl blieb, als ich an der Bushaltestelle wartete, und auch während der langen Heimfahrt. Mein armseliges Trinkgeld, das ich erhalten hatte, klimperte in meiner Tasche. Wenn ich mich nicht so elend gefühlt hätte, hätte mich der Gedanke fertiggemacht, am nächsten Morgen zum Hamburger Rodeo

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