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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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zurückkehren zu müssen.
    So aber versuchte ich, durchzuhalten und überhaupt nicht zu denken.
    Nicht daran, dass ich mich an dem Tag, als Lucas und ich den zerstörten Tunnel vom Schwarzen Kreuz aufgeräumt hatten, ganz genauso gefühlt hatte, und auch an einigen Tagen danach.
    Oder daran, dass mein Appetit auf Blut, der immer drängender und drängender geworden war, seitdem ich Lucas zum ersten Mal gebissen hatte, ganz plötzlich beinahe völlig versiegt war.
    Mach dich nicht verrückt , sagte ich mir. Ich bin ja schließlich nicht schwanger oder so. Wir waren vorsichtig gewesen, und außerdem hatte es angefangen, ehe Lucas und ich zum ersten Mal Sex gehabt hatten .
    Nein, vor einer Schwangerschaft hatte ich keine Angst. Aber ich wusste, dass irgendetwas mit mir geschah.
    Eine Veränderung kündigte sich an.

15
    »Das ist nicht lustig«, wiederholte ich zum vierten Mal, doch ich musste dabei grinsen.
    »Ich weiß, dass das nicht lustig ist. Wir brauchen das Geld.« Lucas schaffte es, ein ernstes Gesicht zu machen, als er fortfuhr: »Aber die Arbeit im Hamburger Rodeo ist so anspruchsvoll, dass die meisten Leute dort die ersten vier Tage nicht überstehen.«
    »Halt die Klappe.« Ich boxte ihm kräftig gegen die Schulter, aber ich musste ebenso sehr lachen wie er. Auch wenn es schon allein peinlich war, ein volles Tablett mit Getränken vor den Augen eines ganzen Restaurants fallen zu lassen, war es mir zusätzlich noch gelungen, Reggie bei dieser Gelegenheit von oben bis unten nass zu machen. Und so war mir einige Tage nach meiner Krankheitspause gekündigt worden, was mir mehr Sorgen bereitet hätte, wenn es nicht so urkomisch gewesen wäre.
    Lucas zog die Folie von einigen Mikrowellen-Pizzen ab, was zumeist unser bevorzugtes Abendessen war. Auch wenn es uns nun freistand, einzukaufen, was wir wollten, anstatt auf die kargen Rationen des Schwarzen Kreuzes angewiesen zu sein, hatten wir nicht viel Geld für andere Mahlzeiten. Außerdem konnten wir beide nicht kochen. Mir machte das nichts aus. Ich hatte in letzter Zeit ohnehin keinen großen Hunger.
    »Und wie war dein Tag?«, fragte ich.
    Lucas erzählte wenig von seinem Job in der Werkstatt. Wenn er nach Hause kam, stank er nach Benzin. Auch das machte mir nichts aus. Er stieg immer als Erstes unter die Dusche, und wenn er zurückkam, war er warm, dampfte und roch großartig.
    »Alles wie immer«, antwortete er, kurz angebunden. »Hör zu, mach dir keine Sorgen wegen dieser Hamburger-Bude, okay? Du wirst schon was Besseres finden. Du solltest mal Bewerbungen bei den Büchergeschäften in der Stadt abgeben. Du liest doch gern.«
    »Das ist eine grandiose Idee.« Was würde ich wohl lieber empfehlen: Jane Austen oder Bacon Buckaroos? Keine Frage.
    Glücklich malte ich mir meine neue Karriere als Verkäuferin im Bücherladen aus, während ich den Tisch deckte und mich nach dem Korb bückte, um zwei Gläser herauszunehmen. Und in diesem Moment überfiel mich der Schwindel. Alles um mich herum verschwamm in gräulichen Farben, und ich konnte Punkte vor meinen Augen tanzen sehen. Eine seltsame Kälte durchströmte meinen Körper. Einen Moment lang stützte ich mich an der Wand ab und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    »Alles klar?«, fragte Lucas, der sich besorgt zu mir herumgedreht hatte.
    Ich warf ihm ein rasches Lächeln zu. »Ja, ich habe mich nur zu schnell aufgerichtet. Das ist alles.«
    Er sah nicht so aus, als ob er mir glaubte, aber in diesem Augenblick klingelte die Mikrowelle, und er wandte sich wieder ab, um unser Abendessen herauszuholen.
     
    Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich Lucas von den Schwächeanfällen erzählen sollte, die immer wiederkehrten. Ich hatte ihm nicht einmal berichtet, dass ich bei der Arbeit ohnmächtig geworden war. Aber würde ich es Lucas gegenüber erwähnen, würde ich damit eingestehen, dass etwas nicht in Ordnung war, und zwar ganz und gar nicht in Ordnung, und ich war noch nicht bereit, das zuzugeben.
    Wir setzten uns zum Essen an den Tisch und teilten uns die Zeitung, die Lucas von seinem Job in der Werkstatt mitgebracht hatte. Sie roch ein bisschen nach Motoröl, genauso wie Lucas, wenn er heimkam. Seltsamerweise kam mir dieser Ölgeruch inzwischen fast ein bisschen sexy vor. Ich griff mir die Stellenanzeigen – nur für den Fall, dass irgendein Bücherladen ein Angebot hätte –, die Titelseite und den Unterhaltungsteil. Lucas nahm den Sportteil, den er aber nicht als Erstes las. Jeden Abend ging er

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