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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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zunächst die Lokalnachrichten durch, suchte sie regelrecht ab und las jede Geschichte mit voller Aufmerksamkeit. Ich hatte geglaubt, er wolle mehr über unsere neue Stadt erfahren, aber da lag ich falsch.
    Lucas richtete sich auf und schob mir die Seite zu. »Sieh dir das mal an.«
    Ich warf einen Blick darauf. Eine Frau war tot in einem Müll-Container mitten in der Stadt gefunden worden. »Das ist traurig.«
    »Lies weiter!«
    Ich verstand nicht, inwieweit es weniger traurig werden sollte. Dann riss ich die Augen auf.
     
    Gut unterrichtete Quellen berichten, dass die Kehle des Opfers aufgeschlitzt wurde. Da es aber keine Blutspuren am Tatort gab, geht die Polizei von der Annahme aus, dass das Opfer woanders getötet und dann in der Gasse abgelegt wurde. Jeder, der zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens eine verdächtige Person oder ein auffälliges Fahrzeug in der fraglichen Gegend gesehen hat, meldet sich bitte bei der zuständigen Behörde.
     
    Mein Mund war trocken, als ich flüsterte: »Ein Vampir.«
    »Ein Vampir, der uns verraten hat, wo er am Werk ist.« Lucas lächelte finster. »Was bedeutet, dass der Vampir gerade einen riesigen Fehler gemacht hat.«
    »Du willst doch nicht sagen … dass du Jagd auf diesen Vampir machen willst?«
    »Er tötet Menschen.«
    »Aber was hast du vor? Ihn einfach … zu erledigen?«
    Lucas wurde sehr still. »Das habe ich schon mal getan. Das weißt du.«
    In seinem Jahr an der Evernight-Akademie hatte er einen Vampir getötet, um Raquel zu retten. Auch wenn ich glaube, dass er wirklich keine andere Wahl gehabt hatte und dass Raquel ansonsten vermutlich umgebracht worden wäre, bewirkte die Vorstellung, dass er einen Vampir jagen und ihn kaltblütig zur Strecke bringen würde, dass mir übel wurde. »Es muss doch noch einen anderen Weg geben.«
    »Tja … nein, den gibt es nicht.« Lucas schob seinen Stuhl vom Tisch weg, denn der Gedanke daran, endlich wieder tätig zu werden, verlieh ihm ganz neue Energien. »Es ist ja schließlich nicht so, als gäbe es ein Vampirgefängnis.« Er hielt inne. »Oder doch?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Mein Unbehagen musste mir deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn Lucas legte seine Hand auf meine. »Wenn der Vampir erst mal weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind, verschwindet er vielleicht. Verlässt die Stadt. Das passiert häufig. In der Sekunde, in der sie wissen, dass die Jagd eröffnet ist, verdrücken sie sich meist.«
    »Das wäre ja zu hoffen«, sagte ich. »Um seinetwillen.«
    Lucas warf mir ein schiefes Grinsen zu. »Das ist mein Mädchen.«
    »Du brauchst das wirklich, nicht wahr? Eine Mission. Einen Grund …« Einen Daseinsgrund, hatte ich sagen wollen, aber ein Blick in Lucas’ Gesicht sorgte dafür, dass ich die Klappe hielt.
    »He . Du bist mein Grund. Ein normales Leben zu führen – nun ja, so normal, wie es nur sein kann, wenn man in einem Weinkeller haust –, darauf habe ich lange gewartet. Die Tatsache, dass ich das Leben nun mit dir zusammen führen kann, macht es nur noch vollkommener.«
    »Okay, dann brauchst du also keine Mission.« Ich verschränkte die Arme. Ich war nicht ernsthaft genervt von ihm, aber ich hatte das Gefühl, Lucas sollte wissen, dass ich ihn kannte. »Aber es gefällt dir, wenn du eine hast.«
    Verlegen nickte Lucas. Wenn die Situation nicht so bedrückend gewesen wäre, dann hätte ich vermutlich gelacht. Er sah so jungenhaft aus, wenn er sich ertappt fühlte. Das war süß, wirklich.
     
    In meinen sechs Wochen beim Schwarzen Kreuz war keine Meisterjägerin aus mir geworden, aber ich hatte einige grundsätzliche Dinge gelernt. Dazu gehörte die oberste Regel: niemals unbewaffnet auf die Jagd gehen. Lucas und mir stand das Arsenal des Schwarzen Kreuzes natürlich nicht mehr zur Verfügung, und so sahen wir uns in der Garage der Woodsons um, ob sich dort vielleicht etwas Nützliches finden ließe. Zum Glück war der Sicherheitscode hier derselbe wie für den Weinkeller, und zum Glück war kein Laser eingeschaltet. Wie zu erwarten war, horteten Vics Eltern keine Kanister mit Weihwasser neben dem Rasenmäher, aber alles, was wir auftreiben konnten, wäre besser, als nur mit guten Vorsätzen auf Patrouille zu gehen. Gott sei Dank fand Lucas einige hilfreiche Dinge, zum Beispiel ein paar Gartenpflöcke, die uns im Ernstfall gute Dienste erweisen könnten.
     
    Lucas’ Werkstatt war sonntags geschlossen, was bedeutete, dass er am folgenden Tag freihaben würde. Ich hatte am Anfang der

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