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Evernight Bd.1 Evernight

Evernight Bd.1 Evernight

Titel: Evernight Bd.1 Evernight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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eingebildeter Idiot.«
    Courtney zuckte mit den Schultern. »Sie wollte gerne geheiratet werden, und er war Mittel zum Zweck.«
    Mrs.Bethany nickte zustimmend. »Also benutzt Charlotte Mr. Collins. Sie glaubt, dass sie aus einer Notwendigkeit heraus agiert; er glaubt, dass er aus Liebe handelt oder zumindest, weil er auf der Suche nach der richtigen Ehefrau ist. Mr. Collins ist ehrlich. Charlotte nicht.« Ich dachte an die Lügen, die ich Lucas aufgetischt hatte, und umklammerte meinen Notizblock so fest, dass mir die scharfen Kanten fast in die Fingerspitzen schnitten. Mrs. Bethany musste gewusst haben, was ich fühlte, denn sie fuhr fort: »Verdient denn der betrogene Mann nicht eher unser Mitgefühl als unsere Verachtung?«
    Ich wünschte mir, im Boden versinken zu können.
    Dann warf mir Balthazar ein aufmunterndes Lächeln zu, wie er das gerne machte, und ich wusste, dass wir wenigstens noch immer Freunde waren, auch wenn wir nicht mehr miteinander Zeit verbrachten. Tatsächlich behandelte keiner der Evernight-Typen mich mehr so von oben herab wie vorher. Auch wenn ich noch keine Vampirin war, hatte ich ihnen doch etwas bewiesen. Vielleicht war ich jetzt »im Club«.
    Manchmal kam es mir so vor, als ob ich irgendwas angestellt hätte, als ob ich eine Art Streich gespielt, meine Augen geschlossen, Abrakadabra gesagt und die ganze Welt auf den Kopf gestellt hätte. Wenn ich mit Lucas Händchen hielt, wenn ich nach dem Kurs über einen seiner Witze lachte, dann konnte ich daran glauben, dass von nun an alles besser werden würde.
    Aber so war es nicht. Es konnte nicht stimmen, solange ich Lucas hinterging.
    Davor hatte ich nie das Gefühl gehabt, dass ich Lucas anlog, wenn ich unser Familiengeheimnis für mich behielt. Seit ich bereits als Baby das Blut vom Fleischer aus meinem Fläschchen getrunken hatte, hatten meine Eltern mir beigebracht, dass ich das Geheimnis bewahren musste. Nun wusste ich, wie nahe ich dran gewesen war, Lucas zu verletzen, und mein Geheimnis hatte seine Unschuld verloren.
     
    Lucas und ich küssten uns ständig und immerzu, vor dem Frühstück am Morgen, weil wir nachts in verschiedene Trakte gingen, und auch sonst praktisch immer, wenn wir einen Augenblick lang für uns allein waren. Ich bremste mich immer, ehe wir uns zu weit hinreißen ließen. Manchmal wollte ich mehr, und ich wusste, dass es ihm ebenso ging. Das merkte ich an der Art, wie Lucas mich anschaute, meine Bewegungen beobachtete und zusah, wie sich meine Finger um sein Handgelenk schlossen. Aber er drängte mich nie. Wenn ich nachts allein in meinem Bett lag, wurden meine Fantasien noch wilder und verzweifelter. Jetzt wusste ich, wie sich Lucas’ Mund auf meinem anfühlte, und ich konnte mir seine Berührungen auf meiner nackten Haut mit einer Deutlichkeit ausmalen, die mich selbst erschreckte.
    Aber wenn ich dann diese Fantasien hatte, dann stieg immer wieder dasselbe Bild in mir auf: wie sich meine Zähne in Lucas’ Kehle bohrten.
    Es gab Zeiten, in denen ich glaubte, ich würde alles tun, um noch einmal Lucas’ Blut zu schmecken. Das waren die Augenblicke, in denen ich mich am meisten fürchtete.
     
    »Wie findest du ihn?« Ich hatte den altmodischen Filzhut für Lucas aufgesetzt und erwartete, dass er darüber lachen würde; sicherlich sah das tiefe Lila des Stoffs bizarr auf meinen roten Haaren aus.
    Stattdessen lächelte er mich auf eine Weise an, dass mir ganz warm wurde. »Du bist wunderschön.«
    Wie befanden uns in einem Second-Hand-Laden in Riverton und genossen unser zweites gemeinsames Wochenende in der Stadt viel mehr als das erste. Meine Eltern hatten wieder die Aufsicht im Kino übernommen, sodass wir die Chance ausgeschlagen hatten, den Film Der Malteser Falke zu sehen. Stattdessen trieben wir uns in den Läden herum, die noch geöffnet hatten, schauten uns Poster und Bücher an und versuchten, die augenrollenden Kassierer zu ignorieren, die offensichtlich die Nase voll davon hatten, dass Teenager von »dieser Schule« ihre Geschäfte heimsuchten.
    Pech für sie, denn wir hatten eine tolle Zeit.
    Ich griff mir eine weiße Pelzstola aus einem Regal und schlang sie mir um die Schultern, »Und, was meinst du?«
    »Ein Pelz ist tot.« So wie Lucas es sagte, klang es wie eine trockene Bemerkung, aber vielleicht fand er, dass Leute generell keinen Pelz tragen sollten. Ich persönlich fand nicht mehr ganz neue Sachen in Ordnung, denn die Tiere waren schon vor vielen Jahrzehnten gestorben, also tat man ihnen nun

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