Evernight Bd.1 Evernight
Entfremdung zwischen uns zu spüren. »Ich will dich nicht hängen lassen.«
»Nein, ich weiß. Ist schon alles in Ordnung.« Raquel schlug ihr Biologiebuch auf und fing an zu lesen, ganz offensichtlich, um das Thema fallen zu lassen.
Vorsichtig fragte ich: »Du kommst doch klar mit Lucas, oder?«
Sie zuckte mit den Schultern und sah nicht von ihrem Buch auf. »Sicher. Sollte ich nicht?«
»Nur wegen… der Sachen, über die wir vor einer Weile geredet haben… Das ist wirklich kein Problem. Ernsthaft nicht.« Raquel war so sicher gewesen, dass Lucas mich angreifen könnte, ohne dass sie es sich auch nur hatte träumen lassen, dass es umgekehrt der Fall sein würde. »Ich will nur, dass du ihn so siehst, wie er ist.«
»Ein ganz fantastischer, wunderbarer Typ, der die Sonne liebt und Rosen zum Kotzen findet.« Raquel machte nur Spaß, aber irgendwie auch wieder nicht. Als sich unsere Blicke trafen, seufzte sie: »Er scheint ganz okay zu sein.«
Ich wusste, dass ich an diesem Tag mit ihr nicht weiter vorankommen würde und begann deshalb, über etwas anderes zu sprechen.
Während meine beste Freundin in Evernight nicht begeistert davon war, dass ich und Lucas ein Paar waren, hielten es einige meiner ärgsten Feinde für eine tolle Idee. Sie waren sogar froh darüber, dass ich ihn gebissen hatte.
»Ich wusste, dass du irgendwann noch richtig ticken würdest«, sagte Courtney im Kurs Moderne Technologien zu mir, dem einzigen Kurs, bei dem sich kein menschlicher Schüler eingeschrieben hatte. »Du bist eine geborene Vampirin. Das ist superselten und macht dich mächtig und so. Es konnte gar nicht sein, dass du eine solch unglaubliche Versagerin bleiben würdest.«
»Wow, danke, Courtney«, sagte ich tonlos. »Können wir über etwas anderes sprechen?«
»Verstehe nicht, warum du das alles so schwernimmst.« Erich bedachte mich mit einem einschmeichelnden Grinsen, während er an der Aufgabe des Tages herumfummelte: einem iPod. »Ich meine nur, ein schmieriger Typ wie Lucas Ross hat schätzungsweise einen üblen Nachgeschmack, aber hey, frisches Blut ist frisches Blut.«
»Wir sollten mal alle zusammen einen Happen essen«, drängte Gwen.
»Hallo… Diese Schule ist jetzt ein lebendiges Büfett geworden, und niemand soll einen Bissen bekommen?« Einige Leute murmelten zustimmend.
»Wenn Sie sich bitte konzentrieren würden«, verlangte Mr. Yee, unser Lehrer. Wie alle anderen Lehrer in Evernight war er ein extrem einflussreicher Vampir, einer, der schon seit sehr langer Zeit Teil dieser Welt war, aber kein bisschen abgestumpft wirkte. Mr. Yee war nicht sonderlich alt; er hatte uns erzählt, dass er 1880 gestorben war. Aber die Stärke und Autorität, die er ausstrahlte, war beinahe so mächtig wie die von Mrs. Bethany. Das war der Grund, warum alle Schüler, auch die, die Jahrhunderte älter waren als er, Respekt vor ihm hatten. Wenn er Ruhe einforderte, verstummten alle. »Sie haben sich jetzt einige Minuten lang mit dem iPod beschäftigt. Was sind Ihre dringendsten Fragen?«
Patrice hob die Hand. »Sie haben gesagt, die meisten elektronischen Geräte könnten inzwischen eine drahtlose Verbindung herstellen. Aber es scheint, als wenn es bei diesem hier anders wäre.«
»Sehr gut, Patrice.« Als Mr. Yee sie lobte, warf mir Patrice einen dankbaren Blick zu. Ich war die ganze Geschichte mit den schnurlosen Verbindungen mehrere Male mit ihr durchgegangen. »Diese Einschränkung ist einer der wenigen Fehler im Design des iPods. Nachfolgemodelle werden wahrscheinlich schon eine Form von kabelloser Verbindung integriert haben, und dann ist da natürlich noch das iPhone, mit dem wir uns nächste Woche beschäftigen werden.«
»Wenn die Informationen im Innern des iPods tatsächlich das Lied neu schaffen«, sagte Balthazar nachdenklich, »dann hängt die Klangqualität ganz und gar davon ab, welche Lautsprecher oder Kopfhörer man benutzt, oder?«
»Zum großen Teil, ja. Es gibt auch bessere Aufnahmeformate, aber die meisten normalen Verbraucher und selbst einige Profis wären nicht in der Lage, irgendwelche Unterschiede festzustellen, wenn der iPod an ein besseres Soundsystem angeschlossen wird. Sonst noch jemand?« Mr. Yee sah sich im Raum um und seufzte dann. »Ja, Ranulf?«
»Was für ein Geist haucht diesem Kästchen Leben ein?«
»Das hatten wir doch schon.« Mr. Yee stützte die Hände auf Ranulfs Tisch und erklärte langsam: »Kein Geist schenkt irgendeiner der Maschinen, die wir in diesem Kurs behandelt
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