Evers, Horst
glaub, für ihn lohnt es sich schon ...»
PS: Die
Kriminalpolizei warnt vor professionellen Doppelgängern in der Stadt.
Menschen, die ihre große Ähnlichkeit mit Dirk Niebel, Guido Westerwelle, Horst
Seehofer oder auch Rainer Brüderle ausnutzen, um gezielt Mitleid zu erzeugen
und Geldspenden zu erschleichen. Bitte geben Sie diesen Doppelgängern nichts,
unter keinen Umständen, denn bedenken Sie - im schlimmsten Fall könnte es sich
um die echten Politiker handeln.
ZWEITER FRÜHLING
Die
Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.
Woody Allen, amerikanischer Autor
Der graue Alltag der Revolution
Wir haben
eine neue Kaffeemaschine. Also Kaffeemaschine ist natürlich stark untertrieben.
Es ist ein Kaffeevollautomat. Der kann alles und hat alles. Sogar eine eigene
Homepage. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine Kaffeemaschine mit eigener
Homepage haben würde. Man könnte auch sagen, wenn jetzt sogar Kaffeemaschinen
ihre eigene Homepage haben, dann beginnt wohl auch für dieses Zeitalter der
technologischen Revolution der graue Alltag. Eigentlich war es ein
Geburtstagsgeschenk. Von Freunden. Letztes Jahr haben die Eltern der Freundin
mir eine elektrische Saftpresse geschenkt, dieses Jahr bekomme ich einen
hypermodernen Kaffeevollautomaten. Wie es aussieht, arbeiten Freunde und
Schwiegereltern an ihrem perfekten Frühstück. Leider soll es bei mir
stattfinden. Vermutlich kriege ich nächstes Jahr einen Brötchenbackautomaten geschenkt.
Wobei,
über diesen Kaffeevollautomaten haben sich schon alle gefreut. Außer der alten
Filterkaffeemaschine vielleicht. Die war natürlich überhaupt nicht begeistert,
als sie mitbekommen hat, wer der neue Küchenbewohner ist. Seitdem wirkt sie
noch missmutiger als früher. Und schon da war sie eigentlich ständig am Röcheln
und Schimpfen.
Was mein
Kaffeevollautomat so alles im Internet treibt, weiß ich offen gestanden nicht
so genau. Das ist wohl ein bisschen wie mit Kindern. Manches will man ja auch
lieber gar nicht wissen.
Ab und zu
schickt er mir sogar Mails. Das finde ich schön, so bleiben wir in Kontakt. Ist
nichts Besonderes, was er mir schreibt, mehr so in der Richtung: Er hat da
irgendwo so eine Aromadüse gesehen, das könnte er sich eigentlich ganz gut
vorstellen mit dieser Aromadüse, die würde gut zu ihm passen, ich solle mir
doch mal überlegen, was ich davon halten würde, wäre auch gar nicht teuer. So
was eben. Also mehr Haushaltsgeräte-Smalltalk. Beziehungstratsch im weitesten
Sinne.
Darüber
hinaus hat der Kaffeevollautomat eine WLAN-Schnittstelle beziehungsweise einen
WLAN-Empfänger oder wie immer man das genau bezeichnet. Also in jedem Fall kann
der WLAN. Dadurch ist es theoretisch möglich, den Kaffeevollautomaten komplett
von unterwegs zu programmieren, sodass in dem Moment, wo man die Haustür
aufschließt und in die Wohnung kommt, der frischgebrühte Kaffee fix und fertig
und mit allem Drum und Dran im Kaffeevollautomaten auf einen wartet und der
Duft, also das Aroma, schon durch die ganze Wohnung strömt und einen verzaubert
und direkt in wunderbare Welten und Träume entführt, wo man vom frischen Kaffee
begrüßt wird und gleich mit einem Lächeln die Wohnung ... also so zumindest
steht es auf der Homepage.
Wobei ich
mich, wenn ich so etwas lese, doch immer wieder frage: Wer macht denn so was?
Also wer programmiert denn seine Kaffeemaschine mit dem Handy von unterwegs?
Zumal, wie ich feststellen konnte, wenn man den Kaffee in der Küche mit diesem
Automaten selbst, direkt, quasi von Hand macht, dauert das rund fünf Minuten
vom Einschalten der Maschine bis zur fertigen, duftenden Tasse, mit allem
Pipapo, also Aufheizen, Bohnenmahlen, Kaffeebrühen und so weiter. Fünf Minuten
braucht man doch mindestens auch, wenn man normal nach Hause kommt. Bis man mal
so richtig da ist. Den Mantel weghängen, die Tasche abstellen, vielleicht nach
Post gucken, eventuell das Fenster öffnen, Hallo brüllen, uaarrhhh machen und
sich dehnen, was man eben so tut, wenn man nach Hause kommt. Wenn man also als
Erstes die Maschine anstellt und dann erst Mantel und Tasche ablegt und
uaarrhhh und so weiter macht, dann wäre der Kaffee doch genau zum richtigen
Zeitpunkt fertig. Erst recht da, wie ich auch feststellen konnte, das reine
Programmieren des Kaffeevollautomaten mit dem Handy von unterwegs mindestens
sieben Minuten dauert, und auch das nur, wenn man nichts falsch macht und alles
funktioniert, was ja längst nicht immer gesagt ist,
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