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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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Vorstellung, überall ständig zu Fuß hinrennen oder, schlimmer noch, auf dem
Pferd hinreiten zu müssen, diese Vorstellung macht mir nur vom Drandenken schon
Rückenschmerzen. Apropos, die Krankenversicherung und das Penicillin würde ich
natürlich noch erfinden und wahrscheinlich auch das Internet, also vielleicht
vorher noch die Elektrizität. Vermutlich würde ich den Leuten im Mittelalter
ganz schön auf die Nerven gehen mit meinen ständigen Erfindungen. Am Ende würde
ich wohl alles erfinden, was es heute so gibt, außer Kochsendungen natürlich.
Und Zinsen, die Erfindung der Zinswirtschart hätte ich der Welt auch gerne
erspart, aber Zinsen gab es ja leider schon vor dem Mittelalter. Womöglich
liegt mein perfektes Wohlfühlzeitalter doch eher in der Zukunft. In
hypermodernen, superluxuriösen Raumschiffen durch ferne Galaxien zu fliegen und
Klingonen, Frogs, Aldarianern oder Gorgonen meine Geschichten vorzulesen finde
ich schon eine reizvolle Vorstellung, aber im Prinzip bin ich auch recht
zufrieden mit meinem Zeitalter.
    Immerhin
habe ich dieses Zeitalter, diese Epoche ja von Anfang an begleitet. War
sozusagen bei seiner Geburtsstunde dabei, konnte erleben, wie die extrem
schnelle weltweite Vernetzung und Digitalisierung von Information und Wissen
alle Bereiche unseres täglichen Lebens verändert hat. Wobei mein Einstieg in
dieses Zeitalter des Internets gar nicht so glücklich war. Im Gegenteil,
zunächst hatte ich das Gefühl, das Internet lehnt mich ab. Ich erinnere mich
noch, wie ich zum aller-, allerersten Mal im Netz unterwegs war und auch zum
allerersten Mal etwas in eine Suchmaschine eingegeben habe. Ich habe dort
natürlich, wie vermutlich jeder, zunächst meinen Namen eingegeben, also
gesucht nach «Horst Evers». Woraufhin die Suchmaschine zurückfragte: Meinten
Sie «worst ever»?
    Da dachte
ich, mit dem Internet und dir, das wird nichts. Das hat Vorbehalte gegen dich.
Vorurteile. Ich dachte sogar, also wenn das so schon losgeht, können die das
Internet meinetwegen gleich wieder zumachen. So was muss ich mir von diesem
Internet nicht sagen lassen. Das soll erst mal Manieren lernen, das Internet.
    Ein
bisschen denke ich das ja sogar heute noch, obwohl ich natürlich längst
begeistert bin von den vielen Möglichkeiten, die sich eröffnet haben. Wie
überhaupt ständig neue Technologien hinzukommen. Der neueste Trend auf der
Funkausstellung war beispielsweise gerade die verbesserte 3D-Technologie.
    3D kennen
natürlich viele aus ihrem Alltag. Wesentliche Teile des Alltags werden ja
eigentlich schon seit mehreren Jahrhunderten in der Regel in 3D dargestellt.
Jetzt wird aber auch die Freizeit 3D, also Kinofilme oder demnächst Fernsehen.
Das wird alles 3D. Mit 3D-Brille. Aber natürlich gibt es, wie ja mittlerweile
bei jedem Trend, längst schon wieder eine Gegenbewegung. Selbstverständlich
gibt es die, und ich finde es toll, dass da immer sofort eine Gegenbewegung
ist. Dann fühlt man sich nicht ganz so wie ein Lemming.
    Ich kenne
Leute, die sind mehr oder weniger gerade dabei, für den Alltag eine 2D-Brille
zu entwickeln. Wodurch man dann den ganzen Alltag eben so wie einen Film, also
in 2D erleben kann. Old school quasi. Das wird großartig. Und wer einen
besonders anspruchsvollen oder künstlerischen Alltag haben möchte, für den soll
es dann natürlich auch 2D-Brillen in Schwarzweiß geben, sogenannte
Kaurismäki-Brillen. Damit er seinen ganzen Alltag dann eben retro, wie in einem
2D-Schwarzweißfilm, erleben kann. Auf Wunsch auch mit Spezial-Ohrstöpseln für
einen Stummfilm-2D-Alltag. So, wie der Film durch die 3D-Technologie wie der
Alltag wird, wird der Alltag mit 2D-Brillen quasi zum Film gemacht. Auch
technologischer Fortschritt kommt nicht ohne Dialektik aus.
    Die
Entwicklung von Zeichentrick-2D-Alltagsbrillen für Kinder steckt allerdings
noch ganz in den Anfängen, aber trotzdem wird das ein Riesenmarkt mit diesen
2D-Brillen.
    Davon sind
zumindest die Freunde überzeugt. Wer weiß, wenn sie diese Technologie
irgendwann so richtig im Griff haben, können sie vielleicht auch Brillen
entwickeln, die einen in ein anderes Zeitalter versetzen. Dann wäre vielleicht
auch für Markus die Welt endlich so richtig in Ordnung.
     
    Gesichter der Stadt
     
    Ich sitze
im Taxi auf dem Weg zum Bahnhof. Überlege, ob ich auch wirklich alles
dabeihabe, aber ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Denn mein
Taxifahrer sieht aus wie Dirk Niebel.
    Denke, das
muss ja furchtbar sein. Der arme Mann.

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