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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Becker
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können. Also lassen Sie diese falsche Freundin ziehen.

    Sie haben ein Rollenverständnis, das Ihnen ein Nein verbietet? Sollten Sie sich da etwa noch bei den eingangs zitierten Vorstellungen aus der britischen Zeitschrift von 1955 bewegen? Dann sollten Sie Ihre Haltung dringend hinterfragen ... Schauen Sie sich noch einmal den Prozess aus Punkt 2 dieser Liste an.

    Sie sind unsicher über die möglichen Folgen Ihres Neins und sagen deshalb vorsichtshalber lieber Ja? Interessante Strategie – aber vielleicht sollten Sie sich ein etwas abgewandeltes altes Sprichwort wieder in Erinnerung rufen:
Probieren geht über halluzinieren.
Sie werden nie wissen, was bei einem Nein wirklich passiert, wenn Sie es nie ausprobieren – sondern sich von übersteigerten Ängsten davon abhalten lassen. Schauen Sie sich noch einmal in Kapitel 5 an, wie Sie Befürchtungen auf ihren Realismus hin abklopfen können. Und fragen Sie eine Person Ihres Vertrauens nach ihrer Meinung über die zu erwartenden Folgen. Schlucken Sie dreimal, atmen Sie durch und probieren Sie es aus.

    Sie haben Schwierigkeiten, einer bestimmten Person gegenüber Nein zu sagen? Wahrscheinlich wirkt hier eine Kombination aus zwei Faktoren: Zum einen fallen Sie vielleicht immer wieder auf einen bestimmten Auslöser herein. Zum anderen haben Sie möglicherweise |136| selbst ein zu einschränkendes Rollenverständnis dieser Person gegenüber. Benutzen Sie die Strategie aus dem folgenden Punkt 7, um Ihre Auslöser zu knacken, und rücken Sie mit dem Prozess aus Punkt 2 dieser Liste Ihrem Rollenverständnis zu Leibe.

    Ihr Helfersyndrom ist stark ausgeprägt? Akzeptieren Sie die Grenzen Ihrer Kapazitäten. Immer und sofort jedem Ihre Hilfe zu versprechen, kann und wird in einem Desaster enden: Sie brechen früher oder später zusammen. Die anderen haben sich auf Sie verlassen und kommen in Schwierigkeiten, weil Sie wegen Überlastung Ihre zugesagte Unterstützung nicht leisten konnten. Sie haben sich durch zu großzügige Spenden finanziell ruiniert und liegen jetzt Ihrer Familie schwer auf der Tasche. Sie retten durch Ihr verzetteltes Dauerengagement weder die Wale noch den Regenwald. Entscheiden Sie bewusst, wann Sie Ihre Hilfe gewähren wollen und Ja sagen. Bleiben Sie dabei realistisch und bedenken Sie die Auswirkungen einer Zusage. Setzen Sie Prioritäten gemäß Ihrer Lebensvision, und bleiben Sie bei den weniger wichtigen Ansinnen standhaft.

    |137| Sollten Sie dazu neigen, Ihre Hilfe ungefragt und unerbeten zu leisten, was in Notfällen natürlich in Ordnung ist, um Menschen gefällig zu sein, dann machen Sie sich bitte klar, dass bei Ihnen einige gravierende Denkfehler wirksam sind – auch wenn Ihre Absicht die allerbeste ist. Die andere Seite der Medaille ist nämlich gar nicht so nett, wie Sie vielleicht denken: Sie tun anderen oft gar keinen Gefallen, wenn Sie sich ohne Aufforderung in ihr Leben einmischen. Selbst wenn Ihre Nachbarin am Anfang erfreut gewesen ist, dass Sie Ihre Blumen im angrenzenden Vorgarten mitgegossen haben, wird sie es auf Dauer gar nicht gerne sehen, eine weitere Herrin in ihrem Garten dulden zu müssen. Sie wird Sie eher als Störenfried betrachten.
    Wenn Sie ungebeten Hilfe leisten, tun Sie zudem so, als ob Sie Gedanken lesen könnten und am besten wüssten, was für den anderen gut ist. Dadurch erklären Sie ihm im Grunde genommen, dass er ein Depp ist, Sie ihm nichts Rechtes zutrauen und ihn nicht ernst nehmen. Zumindest geben Sie ihm damit zu verstehen, dass Sie sein Problem besser als er lösen können – sonst überließen Sie es ihm ja selbst, es zu bewältigen. Sie rauben dem anderen damit die Möglichkeit zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Rechnen Sie damit, dass Sie in den Augen mancher Mitmenschen nicht als Heilige, sondern als geltungssüchtige, machtgierige und unbeliebte Wichtigtuerin angesehen werden, wenn Sie sich dauernd ohne Aufforderung nützlich machen. Bedenken Sie, dass Sie damit genau das tun, was Sie bei sich auch nicht mehr dulden wollen: Sie überschreiten die Grenzen der Selbstbestimmung des anderen.
    Natürlich sollen Sie nun nicht darauf verzichten, anderen eine überraschende Freude zu bereiten oder gefällig zu sein. Der feine Unterschied zwischen einer kleinen Aufmerksamkeit und ungebetener Hilfeleistung: Wenn Sie jemandem einen Strauß Blumen schenken, übernehmen Sie nicht an seiner statt die Verantwortung für seine Entscheidungen und Aufgaben. Und wenn Sie partout das Gefühl haben, dass

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