Everybodys Darling, Everybodys Depp
jemand ohne Ihre Hilfe nicht klarkommt |138| und vielleicht nur zu schüchtern ist, Sie darum zu bitten: Fragen Sie einfach, bevor Sie handeln. Damit lassen Sie dem anderen die Wahl, ob er Ja oder Nein sagen möchte ...
Sie reagieren unbewusst auf einen bestimmten Auslöser, der Sie prompt umkippen lässt? Knacken Sie die alten Auslöser! Probieren Sie als erstes die effiziente Strategie des Ignorierens aus Kapitel 5. Die hilft in der überwiegenden Zahl der Fälle weiter. Sollte Ihr Auslöser hartnäckig widerstehen, so setzen Sie ihm noch ein bisschen mehr entgegen:
Finden Sie den konkreten Auslöser genau heraus. Der erste Schritt ist der wichtigste und dankenswerterweise auch zügig erledigt: Identifizieren Sie den Auslöser ganz genau, indem Sie die unterschiedlichen Situationen akribisch untersuchen und nach Gemeinsamkeiten fahnden. Tränenfeuchte Augen sind recht offensichtlich. Vielleicht ist Ihr Auslöser aber auch etwas Subtileres: ein wehleidig-verzagter Tonfall, ein oberlehrerhafter Blick über die Brille, ein skeptisches Runzeln der Stirn, eine spezielle Geste, die Sie als bedrohlich empfinden. Suchen Sie so lange, bis Sie genau wissen, was Sie so verhext, Ihre Standhaftigkeit schwinden lässt und Ihnen wie von Zauberhand ungewollt ein Ja über die Lippen treibt. Wenn Ihnen auch noch klar wird, in welcher Situation sich diese negative Verknüpfung gebildet hat, umso besser. Je mehr man über den Feind weiß, desto besser kann man ihn besiegen. Leidensgenossin Monika hatte bei dem Anruf ihrer Schwester Muriel, die sich ihr Auto leihen wollte, schnell gemerkt, dass es der jammernde Tonfall in deren Stimme war.
Erdenken Sie einen Gegenzauber. Nun, da der Zauber zu mächtig war, um durch schlichtes Ignorieren gebrochen zu werden, brauchen Sie noch etwas mehr. Formulieren Sie für Ihren Auslöser eine spezielle Gegenformel, die ihn unwirksam macht: »Tränen |139| sind nur ein Ausdruck momentaner Gefühle. Den Tonfall muss ich auch mal üben, wirklich gekonnt. Zu häufiges Runzeln erzeugt bloß Stirnfalten.« Was für ein Satz Sie auch immer unterstützt und Ihnen klar macht, dass Ihre Reaktion nur auf eine Interpretation hin erfolgt, die Sie ändern können. Monika fand folgende Zauberformel hilfreich: Gut gejammert ist noch längst nicht gewonnen, Mama! Sie hilft ihr zu erkennen, dass sie etwas aus einer alten Situation überträgt. Sie hilft ihr, Distanz zu wahren und nicht sofort ein Ja zu schmettern.
Nutzen Sie das mentale Training zur Verstärkung Ihrer Zauberformel (siehe Kapitel 6). Spielen Sie im Geiste die Situationen mehrere Male mit neuer Gelassenheit und Entzauberung durch. Bis Sie sich sicher fühlen.
Es fällt Ihnen bei einem bestimmten Thema schwer, Nein zu sagen, weil es bei Ihnen starke Emotionen auslöst? Das ist nachvollziehbar. Etwas, das man schon am eigenen Leib verspürt hat oder das man selber fürchtet, stößt natürlich auf offenere Ohren als ein Thema, das man emotional nicht so gut nachvollziehen kann. Trotzdem: Identifizieren Sie sich nicht zu sehr, sondern machen Sie sich klar, dass gerade nicht Ihnen passiert, was da passiert, sondern jemand anderem. Erinnern Sie sich, dass Ihre eigenen Belange auch noch existieren und es Ihre Aufgabe ist, diese ebenso zu berücksichtigen. Kommen Sie aus der zweiten Perspektive bewusst zurück in die erste, assoziierte, und nehmen Sie wieder wahr, was Sie gerade brauchen – oder was Sie noch verkraften können. So erkennen Sie, was Sie beitragen können und wo Ihre Grenzen liegen. Eine angemessene Hilfe, die Sie dauerhaft leisten können, ist sowieso wertvoller als eine Hauruckaktion, bei der dann auch noch Ihre ganzen Reserven mit aufgebraucht werden.
Sie können in bestimmten Situationen nicht Nein sagen? Wenn bestimmte Situationen als Auslöser fungieren, stecken meist wieder |140| unbewusste Gebote oder Verbote dahinter: Zu Weihnachten wenigstens muss man doch ..., was werden denn die anderen denken ..., ich muss doch jetzt dankbar sein ... und Ähnliches mehr. Rücken Sie diesen Vorschriften mit den Fragen aus Punkt 1 dieser Liste zu Leibe (Wer sagt das eigentlich? usw.).
Bei der Überlegung, dass ein Ja halt schneller geht, vergessen Sie leider, dass das kurzfristig vielleicht stimmen mag, die langfristigen Folgen aber viel mehr Zeit verschlingen, als Sie es sich leisten können. An der richtigen Stelle ein bisschen Zeit für ein Nein investiert, bewahrt Sie vor Zeit und Energie fressenden Folgen eines voreiligen, schnellen
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