Everybodys Darling, Everybodys Depp
Ja.
Ihre Fähigkeit, Nein zu sagen, ist stark an Ihre innere Verfassung gekoppelt? Ganz einfach: Bremsen Sie sich selbst aus, und sagen Sie nichts – weder Ja noch Nein. Vertagen Sie Ihre Entscheidung – zumindest um ein paar Minuten, wenn es um etwas Eiliges geht. So viel Zeit ist immer. Egal, wie Sie gerade drauf sind, finden Sie in Ruhe und Gelassenheit heraus, was Sie wirklich wollen, was gut für Sie und was gut für den anderen ist.
Sie bekommen sofort ein schlechtes Gewissen, wenn Sie jemandem etwas abschlagen? Das schlechte Gewissen und die damit verbundenen Schuldgefühle – eine Geißel der Menschheit und das Lieblingsinstrument virtuoser Manipulationskünstler. Wie bequem und verführerisch es doch ist, wenn jemand so einen Knopf hat. Deaktivieren Sie ihn schleunigst, für Sie ist er nämlich gar nicht gut. Mehr zur konkreten Abwehr der manipulierten Schuldgefühle finden Sie in Kapitel 10. Wie Sie wissen, sind Schuldgefühle größtenteils anerzogen. Sie bekommen sie immer dann, wenn Sie gegen Ihre eigenen, unbewussten Normen verstoßen und Ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Manche dieser Normen sind sicherlich gut und richtig. Das schlechte Gewissen beim Verstoß gegen den Respekt anderen und ihrem |141| Eigentum gegenüber ist ja durchaus angebracht. In anderen Situationen ist das schlechte Gewissen allerdings völlig überzogen.
Schlechtes Gewissen und Schuldgefühle ablegen
Betrachten Sie die Auslöser für Ihr schlechtes Gewissen genauer, und finden Sie heraus, welche Norm dahinter steht: Welche Erwartungen anderer oder Ihrer selbst wollen Sie erfüllen? Welches Rollenbild steckt dahinter, welche Ge- und Verbote geistern da herum? Sobald Sie Ihnen bewusst sind, greifen Sie wieder zum jeweils geeigneten Nussknacker der vorherigen Punkte dieser Liste. Bedenken Sie immer: Durch massive Schuldgefühle sind Sie auch noch kein besserer Mensch. Verwenden Sie die Energie, die Schuldgefühle fressen, lieber sinnvoll: entweder für Wiedergutmachung, falls Sie tatsächlich etwas Schlimmes getan haben, oder für Ihre persönliche Weiterentwicklung.
Sie haben ein überzogenes Verantwortungsgefühl und glauben, es sei Ihr Lebenszweck, alle Probleme dieser Welt zu lösen? Stoppen Sie Ihren Größenwahn. Die Welt ist jahrmillionenlang auch ohne Ihr Einwirken nicht untergegangen. Mag Ihr Gegenüber Sie auch noch so sehr bedrängen, Sie sind zuerst einmal dafür zuständig, Ihre eigenen Probleme zu lösen – nicht die der Welt oder die fauler Menschen. Sobald Sie wieder so einen Anfall verspüren, sich einen Auftrag aufhalsen zu lassen, der nicht in Ihrer Verantwortung liegt, prüfen Sie sofort: Wem gehört der Schuh? Fremde Schuhe passen selten und verursachen meistens Hühneraugen. Sagen Sie also Nein.
Sie sind der Überzeugung, Sie könnten ein Nein sowieso nie verständlich rüberbringen? Dem ist schnell abgeholfen: Im Anschluss hieran (Die Prinzipien des Neinsagens) lernen Sie wirksame Strategien |142| kennen, wie Sie Ihr Nein klar und verständlich formulieren können.
Sie haben Angst, dass der andere sauer auf Sie wird? Stoppen Sie Ihre Horrorszenarien, und kommen Sie zurück in die Realität. Halten Sie das Gefühlskarussell an, und betrachten Sie Ihre Befürchtungen nüchtern und realistisch. Machen Sie sich noch einmal ausdrücklich klar: Statt Ihre Energie mit Ängsten aufzubrauchen, ist es viel sinnvoller, Sie in die Entwicklung von Strategien zur Schadensbegrenzung zu stecken. Die eine oder andere negative Folge Ihres Neins lässt sich vielleicht wirklich nicht immer vermeiden.
Der andere hat Ihnen einmal einen riesigen Gefallen getan? Was Sie nun brauchen, ist eine realistische Bilanz. Werden Sie zum kühlen Rechner, und stellen Sie die Posten Geben und Nehmen gegenüber. Was hat der andere für Sie getan, was haben Sie schon an Gegenleistung erbracht? Selbstverständlich ist das eine subjektive Bewertung, aber ausschlaggebend sind Ihr eigenes Gewissen und Ihr Gefühl für eine ausgewogene Balance. Mag sein, dass Ihnen sogar jemand das Leben gerettet hat – müssen Sie jetzt im Gegenzug aus lebenslänglicher Dankbarkeit seinen abstoßenden Sohn heiraten? Das ist unverhältnismäßig. Auch Dankbarkeit muss messbar, ausgewogen und im Rahmen bleiben. Niemand hat das Recht, schrankenlos alles von Ihnen zu fordern, weil er Ihnen einmal einen guten Dienst erwiesen hat. Zudem gibt es unterschiedliche Formen und Äußerungen der Dankbarkeit, bei der Sie ein Wörtchen mitzureden
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