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Evgenia Ivanovna

Evgenia Ivanovna

Titel: Evgenia Ivanovna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonid Leonow
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gleichen gehobenen Tonfall.
    »Mschwidobit«, stieß Mr. Pickering angestrengt hervor, der schon wußte, wie auf grusinisch »Auf Wiedersehen!« heißt.
    »Good-bye, Genozwali.« Die Telianer lachten leutselig und klopften ihm beiderseits freundschaftlich die Schulter.
    Der Chauffeur fragte, ob er das Verdeck vom Bück nicht hochklappen sollte: die Wolken überm Paß kündigten schlechtes Wetter an. Für Augenblicke standen sie mit hängenden Armen und ließen das Schweigen weiterreden. Die Menge wich auf das Hupen auseinander, Stratonow schwang sich auf den rollenden Wagen. Im Winde gebeugt, flog der graue Wegerich am Straßenrand vorbei.
     
    Ihr Lebtag hatte Evgenia Ivanovna wohl nirgends so leidenschaftlich und eilig hingewollt wie nun nach England, in das geheimnisvolle neblige Albion, wo sie nächstes Frühjahr sterben sollte. Es besteht Grund zur Annahme, daß der aufs neue von der Ledigkeit betroffene Mr. Pickering sich deswegen auch auf Lebenszeiten in seine von höchstem Erfolg gekrönten Edessaer Forschungen vergrub, die seinen Ruhm in aller Welt mehrten. Übrigens führten die englischen Ärzte den Tod seiner Frau auf Komplikationen nach der Entbindung zurück. Ihre Diagnose wäre genauer ausgefallen, hätten sie außer der Anamnese auch von unserer kleinen Geschichte Kenntnis gehabt. Da Engländer die wundervolle Gabe besitzen, ihr Land nach jedem neuen Wohnsitz zu exportieren, und es daher nie verlassen, leiden sie auch kaum, sagt man, an Heimweh im russischen Sinne. Unter nostalgia wird dortzulande eine beileibe nicht tödlich verlaufende Unpäßlichkeit verstanden, hervorgerufen vom Wechsel des Klimas, des Milieus und vom täglichen Umgang mit Leuten anderer Zunge. So war es denn auch seit je: Versuche unsrer Flüchtlinge, die von westlicher Zivilisation nicht eben behext waren, eine Handvoll rauhen russischen Schnees in milderes Klima auszuführen, schlugen fehl: er schmolz unvermeidlich.
    Doch in diesem Augenblick fühlte sich Evgenia Ivanovna unbeschwert wie selten, ja zuweilen dem Zustand völliger Schwerelosigkeit nahe. Das gelegentliche Stechen im Herzen, als stürze sie, wollte wohl nichts besagen bei einem Landeswechsel. Etwas ließ sie zurückschauen. Durch die trübe ovale Scheibe sah sie hinter sich das verwaiste Feuer inmitten des Feldes auflodern. Der Wind kämmte zwei Handvoll Funken daraus empor, sie folgten ihnen auf den Fersen. Dann bog der Bück um einen Olivenhain, und den Schrammen der Zeit gesellten sich auf dem Zelluloid die bewegten Schrammen des Regens.

     

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