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Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Titel: Eviana - Ein leiser Zug von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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hatte später berichtet, seine Mutter hätte gesagt, ihr einziges Verbrechen sei gewesen, dass sie als Frau habe lesen und schreiben können und dem Gutsvogt so auf die Schliche gekommen war, als er sie um zwei Unzen Gold betrügen wollte.
    Die Tür stand offen, Eva Lotta überlegte nicht lang. Sie nutzte den kleinen Vorsprung vor ihrem Vater und rannte aus der Hütte, direkt in den Wald, obwohl es schon fast Nacht war und der Mond nicht schien. Das gab ihr eine echte Chance zu entkommen.

III
    Eva Lotta lief und lief. Sie lief so schnell und weit an einem Stück wie sie noch nie in ihrem Leben gelaufen war. Die Angst verlieh ihr Flügel. Wie von selbst folgte sie dem Weg in den Wald, der zu ihrem Baumhaus führte.
    Der Vater lief ihr nach. Auch die Kinder und die Mutter waren aus dem Haus gestürmt, doch als sie sahen, dass Eva Lotta, obwohl es schon dunkel war, geradewegs in den Wald lief, waren sie beim Haus geblieben. Sie gingen selten in den Wald und schon gar nicht nachts. Das war ihnen zu unheimlich. Der Vater aber nahm die Verfolgung auf. Doch Eva Lotta folgte nicht einem der Trampelpfade, die sich wie Adern durch das Gehölz zogen, sondern ging ihren eigenen Weg, quer durch den Wald. Der Vater musste rasch einsehen, dass er sich im Wald nicht gut genug auskannte um Eva Lotta zu erwischen. Er sah nun fast nichts mehr. Auch hier war Eva Lotta im Vorteil. Sie konnte trotz Dunkelheit noch immer gut die Bäume erkennen. Sie wusste ja nicht, wie die Welt für die anderen Menschen nachts aussah, sonst wäre sie überrascht gewesen. Sie sah des Nachts fast so gut wie eine Eule. Endlich erreichte sie das Baumhaus, kletterte den Baum hinauf und legte sich auf den Boden. Es war Sommer und auch die Nächte waren warm. Ruhe umfing sie nun, nach all der Schreierei. Sie horchte, ob ein Verfolger näher kam. Doch sie hörte nur die Waldgeräusche der Nacht. Beruhigt schlief sie ein.
    “Und, hast du das Gör gefunden?” Die Mutter schnaubte noch immer vor Wut, als der Vater aus dem Wald auftauchte. Am meisten ärgerte sie, dass ohne Eva Lotta die Verdienste aus dem Verkauf der Flechtkörbchen wegfallen würden und das war eine wesentliche Quelle ihres bescheidenen Wohlstands.
    “Keine Spur. Es ist zu dunkel. Wir allein werden sie im Wald nicht finden.”
    “Das undankbare Ding.” Die Mutter begann zu schniefen bei dem Gedanken, dass sie nun auch wieder mehr arbeiten würde müssen. Wahrscheinlich würden sie sich die Magd nicht mehr leisten können.
    “Keine Sorge, gleich morgen früh geh ich zum Kloster. Die Brüder sind schlecht auf Hexen zu sprechen. Sie werden bestimmt einen Suchtrupp zusammenstellen. Und auch die Männer des Königs werden helfen wenn sie hören, wer sich da in ihrem Wald herumtreibt.” Das Gesicht der Mutter hellte sich ein wenig auf.
    “Dann hoffe ich nur, dass sie sie möglichst bald finden. Der Markt in Randwald steht an u nd es fehlen noch viele Körbe.”
    Lautes Stimmengewirr weckte Eva Lotta. Sie fuhr erschrocken aus dem Schlaf und blinzelte durch die dicht geflochtene Wand des Baumhauses. Menschen wuselten dort umher. Der Schreck saß ihr in den Gliedern. War das ein Suchtrupp? Hatten sie sie gefunden? Sie hielt den Atem an und schaute, ob sie jemanden kannte und horchte, ob sie etwas verstehen konnte. Doch die Menschen wirkten fremd. Einige waren ihr sogar sehr fremd, mit dunkler Haut und Gesichtszügen, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Obwohl sich einige angeregt unterhielten, konnte sie zunächst kein Wort verstehen. Es schien, als nutzten sie fremdländische Sprachen oder zumindest ihr unbekannte Dialekte. Sie hörte noch genauer hin und endlich schnappte sie ein paar bekannte Worte auf.
    “Ein herrlicher Tag, Cedric.”
    “Ja Meister.”
    “Wo sind wir denn eigentlich?”
    “Im Wald der drei Eichen, aber hier gibt’s nur ein paar unbedeutende Bauerndörfer. Die nächste Siedlung, die sich zumindest den Namen Stadt gibt, ist Randwald. Es dauert aber noch eine Zeit bis wir dort ankommen, Meister.”
    “Sehr schön, sehr schön. Dann genießen wir noch ein wenig die Wanderung.”
    Eva Lottas Gesicht hellte sich auf. Das konnte nur fahrendes Volk sein, die waren nicht von hier. Sie hatte seltsam geträumt heute Nacht. Von ihrer Mutter und ihrem Vater, die sie nie gekannt hatte. In ihrem Traum war ihre Mutter eine schöne, zierliche, großgewachsene Frau mit dunklen Haaren und braunen Augen gewesen und ihr Vater ein kräftiger Mann mit grauem Haar und langem grauen Bart. Das

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