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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verdammt gut, weshalb.«
    »Ach, Gustaf Dahlen ist die Treppe runtergefallen und hat sich dabei die Nase gebrochen?«
    »Nicht die Nase, du …«
    »Ach, ich dachte, es wäre immer die Nase.«
    »Morgen kriegen wir dich, du Arsch.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Erik und wartete ausreichend lange, um dann hinzuzufügen: »Das glaube ich wirklich nicht.«
    »Ach, und warum nicht?«, fragte ein Sekundant.
    »Erstens, weil ihr den nächtlichen Marodeur erwischen müsst, ehe ihr etwas Übereiltes tun könnt, und zweitens … nun ja, jetzt seid ihr nur noch neun. Und einer von euch muss den Anfang machen, wenn ihr mich zu der Sache mit § 13 bringen wollt. Einer von euch muss den Anfang machen und der wird beim Abitur nicht gut aussehen. So ist das. Ich nehme an, es ist euch klar, dass ich nicht vorhabe, mich noch einmal freiwillig zum Sengen fesseln zu lassen. Einer von euch muss den Anfang machen und der wird dann der Erste sein.«
    Sie stießen noch ein paar Drohungen aus, dann gingen sie und knallten mit der Tür. Sie hatten nicht mal sein Zimmer auf den Kopf gestellt.
    Nahmen sie seine Drohung wirklich ernst? Das war mehr als zweifelhaft. Eigentlich konnte sich ein Kind ausrechnen, dass er keinen wirklich ernsthaft würde verletzen können, wenn sie ihn alle zugleich anfielen. Andererseits wussten sie wenig über die Art von Gewalt, für die Erik Spezialist war. Wahrscheinlich glaubten sie, es sei egal, ob man jemandem in einem Handgemenge die Nase einschlug oder es tat, wenn er still auf dem Boden lag. Vielleicht konnten sie diesen großen Unterschied nicht erfassen, vielleicht hatten sie nur das Resultat gesehen und glaubten deshalb, es könne ihnen auch passieren. Aber waren sie feige? Ja, vielleicht, auch wenn das nicht wahrscheinlich war. Oder waren sie es doch, weil sie immer nur kleine Jungen schlugen, die sich nicht wehren konnten? Das alles würde sich schon beim nächsten Abendessen zeigen. Wenn sie dann kämen, könnte er sich im Grunde nur geschlagen geben, wenn er nicht von der Schule fliegen wollte. Es waren immer noch mehr als drei Monate, bis er seine Eintrittskarte in die Zukunft abholen konnte. Trotzdem fiel es ihm schwer, sich zu entscheiden.
    Aber sie kamen nicht. Aus irgendeinem vollständig unbegreiflichen Grund kamen sie am nächsten Tag nach dem Abendessen nicht. Das hieß, sie waren tatsächlich blöder, als die Polizei erlaubt. Der Mütze mit den drei Löchern sollte er am besten eine Ruhepause gönnen. Vielleicht wäre es überhaupt das Klügste, nicht mehr weiterzumachen.
    An den folgenden drei Tagen passierte so gut wie nichts. Aber irgendwer hatte mit rotem Filzstift und in kindlich runden Buchstaben etwas auf die Täfelung neben der Treppe zum Speisesaal gekritzelt: »Mach sie fertig, Erik!« Der Hausmeister wurde natürlich sofort beauftragt, diesen schändlichen Wunsch zu entfernen, aber die schwachen roten Flecken, die übrig blieben, hatten denselben Effekt wie die Kratzspuren an den Türen, an die Erik und Pierre eines Nachts das große D für Denunziant gemalt hatten.
    Eines Abends dann erschienen plötzlich sieben Ratis in der Turnhalle, wo Erik gerade sein Krafttraining absolvierte. Solange sie auf der anderen Seite der Halle in der Tür standen und ihn anstarrten, machte er mit seinem Programm weiter. Aber als sie sich schließlich näherten, stand er auf und griff sich eine Stahlstange, die zu einer Scheibenhantel gehörte. Er stand in der Turnhose, der Schweiß strömte nur so an seinem Körper herunter, er hielt die Stange in der Hand und lehnte sich gegen die Wand. Es war unbegreiflich, wieso sie sich eine Situation ausgesucht hatten, in der er eine derart Furcht erregende Waffe zur Hand hatte. Wortlos verschwanden sie wieder. Sollte das nur eine Art psychologische Kriegführung sein? Wussten sie so wenig über Angst, begriffen sie nicht, dass der Anblick von Erik mit dieser schrecklichen Waffe in der Hand nur dazu führen konnte, dass jeder Einzelne von ihnen sich in Zukunft noch viel mehr fürchten würde - auch wenn er das den anderen gegenüber natürlich nicht zu erkennen gab.
    Am folgenden Tag kamen die ersten beiden Ratis zurück aus dem Krankenhaus in Flen, mit blauen Flecken, die sich bis zum Hals hinzogen, während ihre Nasen noch unter festgeklebten Bandagen verborgen waren. Einem war anstelle des Nasenbeins ein Silberteil eingesetzt worden. Das des anderen hatte mit den erhaltenen Knochen zusammengeflickt werden können.
    Es war nicht leicht auszurechnen, wie

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