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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die schon jetzt vor Angst verzerrt war.
    Erik trat drei Schritte vor, blieb stehen und schlug demonstrativ und deutlich mit der einen behandschuhten Hand in die andere. Er machte noch einen langsamen Schritt, dann noch einen.
    »Bist du das, Erik, sag schon, du Arsch, mach keinen Scheiß, sonst …«
    Blinkfeuer wich zögernd zwei Schritte zurück, er war schon so gut wie von der Gruppe getrennt. Erik folgte ihm mit sanften Schritten, und jetzt rannte Blinkfeuer los.
    Erik ging an den anderen vorbei, ließ Blinkfeuer einen Vorsprung von vielleicht fünfzehn Metern und setzte dann zur Verfolgung an. Rasch hatte er ihn eingeholt und stellte ihm ein Bein, Blinkfeuer stürzte und schlitterte auf dem harten, verkrusteten Eis des Weges noch einige Meter weiter. Sofort war Erik über ihm und stemmte ein Knie auf jeden Oberarm des Vizepräfekten. Dann horchte er und schaute sich um. Nein, niemand schien in unmittelbarer Nähe zu sein.
    Blinkfeuer wimmerte und wand sich, um sich loszureißen.
    »Nicht die Nase«, flehte er. »Bitte, wir können Frieden schließen, nicht die Nase …«
    Erik schaute sich um. Aus irgendeinem Grund hatten die anderen sie nicht verfolgt - seltsam, wieso taten sie das nicht? -, wenn jemand in der Nähe gewesen wäre, hätte er es gemerkt. Trotzdem hatte er nicht mehr viel Zeit.
    »Nicht die Nase, bitte, Erik, wir werden nie wieder …«
    Erik packte Blinkfeuers Hals mit der Linken und drehte ihm den Kopf so zur Seite, dass er fest auf der harten Eisschicht zu liegen kam.
    Jetzt, Pierre, jetzt, Pierre!, dachte er.
    Dann schlug er drei-, vier-, fünf-, sechsmal von schräg oben mit der geballten rechten Faust zu, bis er sicher sein konnte, dass die meisten Vorderzähne abgebrochen waren.
    Danach erhob er sich und lauschte. Noch immer hörte er nur Blinkfeuers Schluchzen. Aus der Ferne eine Eule, sonst nichts.
    Er musterte Blinkfeuer, der ausgestreckt vor ihm lag, das Gesicht im Blut und den Hintern nach oben gereckt wie bei einem Gebetsritus. Erik trat vor, hob das rechte Bein über ihn und trat einmal zu, nicht sonderlich hart, aber mit dem Absatz gegen die Rippen. Das hatten sie mit Pierre gemacht. Blinkfeuer würde die Botschaft verstehen.
    Dann ging er. Als er so weit gekommen war, dass er kaum noch auf weitere Gruppen stoßen würde, rannte er los. Er nahm den Waldweg, der im weiten Bogen zur Schule zurückführte. Der Weg war durch die Traktoren der Bauern vom Schnee befreit, hier würde er für Verfolger keine Spuren hinterlassen.
    Er blieb bei einem Holzstapel stehen und stopfte die Mütze und sicherheitshalber auch seine Handschuhe hinein. An den Handschuhen konnte Blut kleben. Dann zog er die unversehrte Mütze hervor und lief weiter.
    Eine halbe Stunde später näherte er sich Kassiopeia von der anderen Seite. Natürlich warteten sie schon auf ihn. Er tat so, als sähe er den Rati aus der Zweiten nicht, der sich hinter einer der Ulmen vor der Haustür herumdrückte, sondern lief dem Empfangskomitee auf seinem Zimmer in die Arme. Er lächelte, als er das Licht unter der Tür entdeckte. Die waren sogar zu blöd, um im Dunkeln auf ihn zu warten.
    Er riss die Tür auf und spielte den Überraschten, als sie sich auf ihn stürzten, seine Taschen umstülpten und seine unversehrte Mütze musterten.
    »Ist irgendwas passiert?«, fragte er mit einem Lächeln, das er an den letzten Morgen vor dem Spiegel geübt hatte.
    »Wir kriegen dich schon noch, darauf kannst du schwören«, fauchte Silverhielm und hob die Hand wie zum Schlag.
    »Überleg dir das genau«, sagte Erik. »Überleg’s dir genau, bevor du zuschlägst, damit du nichts tust, was du später bereuen würdest … einen Unschuldigen schlagen, meine ich.«
    Silverhielm zögerte und hielt so lange die Hand in der Luft, dass Erik sich aus dem Griff der anderen befreien konnte. Dann ging er um Silverhielm herum, der noch immer den Arm erhoben hatte, setzte sich auf sein Bett und zog die Beine hoch.
    »Na?«, fragte er. »Razzia beendet?« »Morgen schlagen wir dich grün und blau«, knurrte einer von Silverhielms Adjutanten.
    Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und der Rati, der draußen Schmiere gestanden hatte, sagte, nein, der ist aus der anderen Richtung gekommen.
    »Ich platze vor Neugier, könnt ihr nicht endlich erzählen, was passiert ist?«, fragte Erik und zwinkerte auf eine Weise mit den Augen, die an Blinkfeuer erinnerte.
    »Du weißt schon«, sagte Silverhielm. »Gustaf Dahlen. Sie haben ihn nach Flen gefahren, und du weißt

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