Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Lachen zu hören. Aber da war ihm bereits klar, dass er nach Hirngespinsten griff. »Zum Honious!«, knurrte er und bat die Stadt, ihn wieder zurück nach Bellis zu bringen.
    Die Grinal Street war eine ausnehmend freundliche Prachtallee, die sich vom Emerald-Kanal zum oberen Oak-Kanal durch den südlichen Teil des Bellis-Distriks wand. Sie war von den verschiedenartigsten Gebäuden gesäumt, angefangen bei Herrenwohnsitzen mit reliefgeschückten Holzgiebeln über aufgedunsene Halbkugeln mit schmalen Bogengängen, die sich perfekt als Läden eigneten, bis hin zu einer Reihe von Häusern, deren Grundriss aus drei ausgewölbten Seiten bestand, sodass sie aufgrund ihrer überhängenden Dächer wie knollige steinerne Pilze aussahen.
    Truppführer Marcol hatte sich mit einem Zwischenfall auf dem Platz der Fünf Brunnen in der Nähe des Oak Canals befasst. Der Platz wurde umrahmt von einer hohen Gebäudezeile mit konkaver Vorderfront, die einen über kurze Röhren verknüpften Wabenverbund von kleinen, zellenähnlichen und in ihrer Anordnung keiner erkennbaren Logik folgenden Kammern beherbergte, als wäre die ganze Konstruktion vor langer Zeit von einem gigantischen Insekt ausgehöhlt worden. Diese bienenstockartige Form machte den Komplex ideal für Kaufleute und Gewerbetreibende, die mit hochwertigen Waren handelten. Nur wenige wohnten in dem Gebäude, doch viele prosperierten und tummelten sich darin.
    Edeard trat zu einem niedrigen Torbogen in einer der Ecken. Er zog unwillkürlich den Kopf ein, als er hineinging. Ein gerüttelt Maß Anfeindung und Übellaunigkeit ging von dem düsteren Gebäude aus. Als er es betrat, war er sich augenblicklich einer starken Fernsicht bewusst, die ihn musterte. Sein Inspizient befand sich irgendwo drüben in Zelda und zog seine Fühler sofort ein, als Edeard die Spur zurückverfolgen wollte.
    Er blieb stehen, spitzte nachdenklich die Lippen. Das war ebenfalls schon etliche Jahre nicht mehr vorgekommen. Wer immer ein solches Interesse an ihm gehabt hatte, bevor der Skylord zurückgekehrt war, hatte ihn seitdem konsequent ignoriert. Er glaubte nicht, dass sein heutiges Wiederauftauchen ein Zufall war.
    Marcol wartete im Kräuterladen auf ihn, ein Raum in der zweiten Etage, zu dem man über eine sich aufwärts schraubende Röhre und einige miteinander verbundene Zellenkammern gelangte. Die Wände des Geschäfts waren vollständig von aus komplizierten Mustern gewobenen Teppichen bedeckt. Jamolar-Öllampen baumelten von der niedrigen Decke und vergossen ein stark gelbliches Licht. Düfte erfüllten die Luft; eine Mischung aus Gewürzaromen und Alkohol, so kräftig und schwer, dass Edeard sich beinahe vorkam, als inhaliere er ein medizinisches Dampfbad. Die Raumzelle war mit Reihen über Reihen kleiner Regale ausstaffiert, gesäumt von Kestric-Pfeifen der verschiedensten Größen und Längen. Einige lagen zerbrochen auf dem Boden. Hunderte der langen, spitzen Blätter der narkotisierenden Pflanze hingen von den Stellagen, um in der heißen Luft zu trocknen. Ebenso wie bündelweise andere Strünke, Samenschoten und Blätter, die Edeard nicht kannte. Auch von ihnen waren viele heruntergerissen und auf dem Boden plattgetrampelt worden.
    Kaum hatte er den Perlenvorhang beiseite geschoben, da wusste er, wer die Hauptakteure waren: zwei Männer, die sich von den gegenüberliegenden Seiten des Raums her wütend anstarrten, die Köpfe rauchend vor Feindseligkeit. Der eine war alt und relativ groß, gekleidet in ein Ensemble aus Jacke und Hose, die in der gleichen Weise mit bunten kleinen Vögeln bestickt waren wie die Wandteppiche und alles in allem recht teuer aussahen. Edeard identifizierte ihn sofort als den Besitzer des Kräuterladens - möglicherweise ein etwas vorschnelles Urteil, aber mit seinem langen grauen Bart und seinem strähnigen Haar passte er irgendwie ins Metier.
    Der andere Mann war erheblich jünger, unter dreißig, und von jener Sorte, die Edeard nur allzu gut kannte. Noch einer dieser Söhne aus vornehmem Hause, die ganz weit unten auf der Anwartschaftsliste standen. Ein Bursche, ebenso aufgeblasen, wie er gutaussehend war, und dank großzügiger Händlerkredite weit über seine Verhältnisse lebend. Sogleich vermutete Edeard in dem Ladenbesitzer einen ebensolchen Kreditgeber. Die beiden Konstabler unter Marcols Kommando hatten dem Adelsspross Handschellen angelegt, nicht ohne ihm dabei die Manschetten seiner dunkelroten Samtjacke zu zerknittern. Edeard schaute sich um und

Weitere Kostenlose Bücher