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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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beweisen.«
    »Ich weiß, dass es keine Rechtsgrundlage gibt«, sagte Edeard. »Aber wenn es bei Colfal geschehen ist, dann mit Sicherheit im Zuge eines größeren Verbrechens. Wenn es uns gelingt, das nachzuweisen, können wir dem weiteren von ihnen hinterlassenen Faktenmaterial nachgehen.«
    »Einverstanden«, sagte Jaralee. »Solange Ihr Euch im Klaren darüber seid, dass kein Gericht jemanden allein aufgrund dieser Anschuldigung hin verurteilen wird.«
    »Ist klar«, erwiderte Edeard und versuchte, nicht an Salrana zu denken. »Da wäre noch etwas, das Ihr wissen solltet. Tathal verfügt über äußerst starke mentale Kräfte. Wie es aussieht, hatte sogar Marcol Schwierigkeiten, ihm etwas entgegenzusetzen. Vermutlicherweise wirkt sich das auch auf seine Dominierungsfähigkeit aus.«
    »Herrin«, murmelte Golbon. »Denkt Ihr, er hat es auf uns abgesehen?«
    »Das bezweifle ich«, sagte Edeard. »Aber seid auf jeden Fall auf der Hut. Tathal ist nicht der einzige Galgenstrick mit starken mentalen Kräften in der Stadt.« Er berichtete den beiden von den gelegentlichen Fernsichtblicken, die ihn seit Jahren verfolgten. Doch obwohl er ihnen bedingungslos traute, erwähnte er nichts von den Tunneln. Die Jugendlichen konnten nur mit dem Einverständnis Makkathrans selbst dort gelandet sein, etwas anderes war nicht denkbar. Allerdings wusste er nicht, ob die Stadt einfach auf jegliche starke Geisteskraft reagierte oder aktiv entschied, dem einen zu helfen und dem anderen nicht. Irgendwie hatte er an Letzterem seine Zweifel. Sie hatte bisher nur ein einziges Mal bewusst mit ihm kommuniziert, und zwar an dem Tag, als er die wahre Fähigkeit der Leere erkannt hatte.
    »Stecken sie unter einer Decke?«, fragte Jaralee.
    »Keine Ahnung, aber ich möchte auch, dass Ihr überprüft, ob es irgendwelche wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Ranalee und der Aprikosenhäuschengesellschaft gibt.«
    »Verstehe«, erwiderte sie ohne große Begeisterung.
    Edeard tat sein Bestes, nicht zu lächeln. Über die Jahre hatte das Komitee des Großen Rats zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens eine Menge Zeit und Mühe darauf verwandt, Ranalees umtriebige Geschäfte zu durchleuchten - ohne Erfolg. Schließlich hatten Jaralee und die anderen begriffen, dass es sich bei der Besitzerin des House of Blue Petals um eine persönliche Besessenheit von Edeard handelte; oft hatte er den Verdacht, dass ihr Einsatzeifer aus diesem Grund bisweilen geringer ausfiel, als er eigentlich sein sollte. »Ich weiß, dass vor ein paar Jahren eine, äh, physische Verbindung zwischen Ranalee und Tathal bestand. Wahrscheinlich war sie es, die ihm gezeigt hat, wie man Dominierung wirkungsvoll einsetzt.«
    Abermals tauschten Jaralee und Golbon einen wissenden Blick.
    »Wir werden der Sache nachgehen«, versicherte Jaralee ihm.
    Edeard und Kristabel nahmen die Familiengondel von der Culverit-Residenz hinunter zum Mid Pool. Es war später Nachmittag, und die untergehende Sonne polierte die Schlieren der Schleierwolken am Himmel zu einem zartgoldenen Glanz. Warme Luft mit dem Duft des Meeres hing über der Stadt.
    Sie waren nicht die Einzigen, die die letzten Stunden des milden Tages genossen; Hunderte von Gondeln glitten den Great Major Canal hinauf und hinab. Sie kamen nur langsam voran. Edeard hatte das Gefühl, dass derzeit jede Gondel in Makkathran auf dem Wasser unterwegs war - noch nie hatte er so viele der schnittigen schwarzen Barken auf einmal gesehen. Die Straßen und Promenaden zu beiden Seiten des Kanals waren gerammelt voll mit Menschen.
    Während er sie betrachtete, wurde ihm bewusst, wie viele Alte unter ihnen waren, die von ihren Familien gestützt wurden. Die meisten waren auf dem Weg nach Eyrie.
    Kristabel bemerkte seinen Blick. »Wie lange noch?«
    »In neun Tagen sind sie hier.«
    »Fünf Skylords«, sagte sie, bei dem Gedanken von Ehrfurcht ergriffen. »Ich frage mich, ob zu Rahs Zeiten jemals so viele gekommen sind.«
    »Die Herrin nennt keine Zahlen.« Edeard sah eine alte Frau, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit Mistress Florrel hatte. Drei jüngere Frauen halfen ihr voran; sie konnte kaum gehen, so arthritisch waren ihre Gelenke. Ihr Geist ließ kleine Stöße der Pein entweichen und eine leichte Verwirrung. Er nahm an, dass sie gar nicht richtig mitbekam, was eigentlich vor sich ging. Auf dem Wasser unter ihr trugen Gondeln ihre Altersgenossinnen zu den krummen Türmen von Eyrie. Geld machte auch hier den Unterschied aus. Sie hatten

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