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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wusste nicht genau, was er hier eigentlich sollte. Dann studierte er das Gesicht des jungen Mannes etwas genauer, die hohen Wangenknochen, das dunkle, zerzauste Haar, den beharrlichen Trotz in seinen hellbraunen Augen.
    Ich hab' ihn schon mal gesehen. Aber wo? Er war jünger. Zum Honious mit meinem verdammten Erinnerungsvermögen.
    »Wo liegt das Problem?«, fragte er leichthin.
    »Colfal hat uns gerufen«, berichtete Marcol und wies auf den Besitzer. »Behauptet, er wäre mental angegriffen worden. Als wir aufgekreuzt sind, hat sich Tathal der Verhaftung widersetzt.« Sein Daumen ruckte in Richtung des jungen Aristokraten, der darauf herablassend grinste. »Offenbar ist er ein bisschen schwierig.«
    »Ich hab' nichts dergleichen getan«, sagte Tathal. Sein Ton war höflich, und sein Akzent ließ nicht unmittelbar auf seine Zugehörigkeit zu Makkathrans Adelsgesellschaft schließen. Edeard nahm an, dass er möglicherweise aus den südlichen Provinzen stammte.
    Er hob den Zeigefinger und bedeutete Tathal zu schweigen. Dann wandte er sich Colfal zu. »Warum hat Tathal Euch angegriffen?«
    Colfals Erregung war inzwischen abgeklungen und einer düsteren Verdrießlichkeit gewichen. Er holte tief Luft. »Ich bitte um Entschuldigung, wenn wir Eure Zeit verschwendet haben, Waterwalker. Es handelt sich um ein Missverständnis.«
    »Häh?« Marcols Kinnlade klappte herab. »Aber Ihr habt uns doch gerufen.«
    Edeards Blick wanderte zu der am Boden verstreuten beschädigten Ware, während seine Fernsicht die wenigen Gedanken analysierte, die durch Marcols Schild nach draußen sickerten. »Ah-ha«, sagte er und zog eine Augenbraue hoch. »Und Ihr, Tathal. Was habt Ihr dazu zu sagen?«
    »Auch ich erbitte ergebenst um Verzeihung. Wie Euch Eure Konstabler bestätigen werden, besitze ich eine starke dritte Hand. Und im Eifer des Wortgefechts lässt meine Beherrschung manchmal noch ein bisschen zu wünschen übrig.«
    »Und Ihr wollt keine Anklage erheben?«, fragte Edeard Colfal.
    »Nein.« Edeards Blick ausweichend, schüttelte der alte Kräuterkundige den Kopf.
    »Wie Ihr meint.« Edeard bedeutete den Konstablern, Tathal die Handschellen wieder abzunehmen. »Und Ihr, lernt Eure Kräfte zu zügeln.«
    »Gewiss, Waterwalker.«
    »Wo wohnt Ihr?«
    »In Abad, Waterwalker, ich habe dort Unterkunft in der Boldar Avenue.«
    »Ach wirklich? Nicht zufällig in der Nähe der Aprikosenhäuschengesellschaft?«
    Tathal grinste breit und verbeugte sich leicht. »In der Tat, ich habe sogar die Ehre, ein Mitglied zu sein.«
    Was seine vornehmen Kleider nebst seinem ländlichen Akzent erklären würde; nichtsdestotrotz konnte Edeard das Gesicht noch immer nicht einordnen. »Also schön, es steht Euch frei zu gehen. Betrachtet dies als erste und letzte Warnung: Haltet Euch von jetzt an von Arger fern.«
    »Gewiss, Waterwalker.«
    Edeard war sich sicher, dass seine Antwort spöttisch gemeint war, aber durch Tathals mentalen Schild drang nicht der kleinste Hauch einer Regung. Tatsächlich war Edeard noch niemals einem so perfekt abgeschirmten Bewusstsein begegnet, was angesichts dessen, dass er sich hier in Makkathran befand, eine ziemliche Leistung war.
    »Die Zeit eines Konstablers zu vergeuden, ist ebenfalls eine strafbare Handlung«, belehrte er Colfal, nachdem Tathal durch den Perlenvorhang verschwunden war. »Vor allem, wenn es sich dabei um meine handelt.«
    »Es tut mir leid, Sir«, nuschelte ein kleinlauter Colfal mit hochrotem Kopf.
    »Was zum Honious sollte das?«, fragte Edeard Marcol, als sie wieder draußen auf dem Platz der Fünf Brunnen standen.
    »Tut mir wirklich leid, Edeard. Die Lage geriet so schnell außer Kontrolle. Und, Herrin, er war so stark. Ich wurde alleine einfach nicht mit ihm fertig. Sogar mit Unterstützung meiner Truppkameraden stand die Sache auf Messers Schneide. War mehr oder weniger so 'ne Art Reflex, dass ich dich gerufen hab'.«
    »Hmm ...« Argwöhnisch schaute Edeard auf das kaninchenbauartige Gebäude. »War er wirklich so stark?«
    »Ja.«
    »Worum ist es bei dem Streit denn überhaupt gegangen? Wenn Tathal Mitglied des Aprikosenhäuschens ist, dürfte es sich kaum ums Bezahlen gedreht haben.«
    »Ich bin mir nicht sicher. Colfal hat alle möglichen Anschuldigungen erhoben, als wir eingetroffen sind. Erpressung. Finanzbetrug. Androhung von körperlicher Gewalt. Tätlicher Angriff. Such dir was aus. Der Alte hat all diese Vorwürfe lautstark herauskrakeelt.«
    »Interessant.« Edeard sandte seine Wahrnehmung

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