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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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großes Handtuch. Diese ganze Sache mit dem Körper-Sharing war wirklich äußerst gewöhnungsbedürftig. Nicht, dass sie sonderlich prüde gewesen wäre, aber trotzdem, jede Sinnesempfindung ...
    Abgetrocknet und in ein sittsames semiorganisches Bluse- und Hose-Ensemble gekleidet, lehnte sie sich kurz darauf in ihrem Lieblingssessel zurück und betrachtete aufmerksam die Bilder der Außensensoren. Sie reisten nach wie vor mit null Komma neun Lichtgeschwindigkeit und rasten soeben durch ein Sternensystem. Zwei Lichtstunden vor ihnen leuchtete unnatürlich lebhaft der blauweiße Punkt einer H-kongruenten Welt. Sie lächelte, als die Sensoren den Wüstenplaneten Nikran ausmachten, der dreißig Millionen Meilen näher an dem Stern seine Umlaufbahn zog, während Gicons Band sich als helles Cluster von Lichtpunkten fast auf der abgewandten Seite des Sterns zeigte.
    Es bestand kein Zweifel: Der Skylord brachte sie geradewegs nach Querencia.
    Über dem Sternenfeld ringsum waren die ihr aus so vielen von Inigos Träumen vertrauten Nebel zu erkennen. Der spektakulär blau-grün verwischte Flecken von Odins See, gekrönt von seinen purpurnen Riffen; Buluku, der gewundene Fluss aus violettem Sternenstaub, von unglaublichen Gewitterstürmen von bis zu einem halben Lichtjahr Länge bedrängt; und natürlich die verschlungenen, topasfarben und feuerrot glühenden Falten, die den Honious in all seiner düsteren Pracht darstellten.
    Jetzt, da sie tatsächlich hier war, erlebte Justine etwas, das auf unheimliche Weise beinahe wie ein Déjà vu war. Ungefähr so, als ob man plötzlich herausfand, dass ein Märchen aus der Kindheit Wirklichkeit war und die schillernden Ungeheuer, von denen man gelesen hatte, schließlich aus den Seiten des Buchs hervortraten. Es war nicht gruselig, vielmehr ungemein aufregend; dies war wahre Pionierarbeit. Oder vielleicht trifft Archäologie es noch besser.
    Ihr Longtalk streckte sich nach dem Skylord aus. »Ich danke dir, dass du mich zu dieser Welt bringst. Mein Schiff kann von hier aus alleine weiterfliegen und landen.«
    »Ich kann dich noch näher herangeleiten«, antwortete er großmütig.
    »Ich würde mich wohler dabei fühlen, wenn mein Schiff selbständig landet. Ich bin jetzt hier. Ich bin zufrieden, und dafür danke ich dir.«
    »Wie du wünschst«, sagte der Skylord.
    Justine wappnete sich. Nicht, dass das irgendetwas nützte. Wieder einmal wurde die Silverbird, als der Skylord von seiner Temporalmanipulationsfähigkeit Gebrauch machte, von eigenartigen Beschleunigungskräften gepackt. Kurz darauf verlangsamten sie drastisch, und der Himmelskörper verwandelte sich wieder in ein gelbes Strahlen zurück. Rotverschobene Sterne hinter ihm gewannen an Umfang und Intensität. Querencias Wolken und Eiskappen verdunkelten sich, während der Ozean zu einem tiefen Saphirblau abfiel. Schillernde Farben strudelten um den Rumpf der Silverbird, als die Vakuumflügel des Skylords an ihm vorbeistrichen. Dann flog er zügig davon.
    »Halte Ausschau nach den Meinen, sie werden bald kommen«, schickte ihm Justine hinterher. Als Antwort empfing sie ein abgeklärtes Aufflackern von Zurkenntnisnahme.
    Justine konzentrierte sich auf den Planeten vor ihr. Der Skylord hatte sie hundertfünfzigtausend Kilometer von seiner Oberfläche entfernt abgesetzt. Nun kam diese rasch näher. Sie befahl dem Smartcore, einen Vektor festzulegen, der sie in einen Zwanzig-Grad-Inklinationsorbit in tausend Kilometern Höhe bringen würde. Soweit sie sich erinnerte, hatte Makkathran am Rand der Klimazone gelegen. Der Orbit würde es ihr ermöglichen, die Stadt visuell auszumachen. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie verschwunden sein sollte. Makkathran war eine Konstante, was immer es auch sonst sein mochte. Die Stadt diente als Zuflucht für jedwede Spezies, die das Pech hatte, in die Leere zu stolpern, und es hatte Makkathran schon gegeben, lange bevor Menschen hier eingetroffen waren; sie war sich sicher, dass sie auch heute noch existierte.
    Sowie die Silverbird ihre Fünfzehn-g-Negativbeschleunigung aufnahm, schaltete sie das Konfluenznest wieder an. Es war keine Erinnerung, die sie hineinlud, mehr ein Glaube, in seiner Zuversicht fast an Besessenheit grenzend - nämlich dass alles an Bord des Schiffs hoffentlich funktionieren würde. Auch wenn es bloß ein armseliger Wunsch ist, reicht er vielleicht doch aus, die Systeme lange genug funktionstüchtig zu halten, um eine sichere Landung zu garantieren.
    Bei dem

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