Evolution der Leere: Roman
an. Niemand fragte danach, die persönliche Zelle Troblums benutzen zu dürfen.
Nachdem die letzte Medi-Kammer gesichert war und die Luftschleuse sich geschlossen hatte, war es in der Kabine noch immer unerfreulich eng. Oscars U-Shadow übermittelte eine Reihe Instruktionen an den Smartcore der Elvin's Payback, wies ihn an, zurück zu seinem Haus auf Orakum zu fliegen. Falls die ganze Aktion schiefging, würden wenigstens Jesaral, Dushiku und Anja noch imstande sein, in eine andere Galaxis zu fliehen. Und er konnte mit reinem Gewissen Kurs auf die Leere nehmen.
»Na gut, wie funktioniert das Ding nun?«, fragte Tomansio.
»Wir brauchen ein unbewohntes Sternensystem«, erläuterte Troblum. »Außerdem kann die Strahlung einer Nova benachbarte Sternensysteme sterilisieren. Also benötigen wir, um ganz sicherzugehen, einen Stern, der mindestens fünfzehn Lichtjahre von jedem H-kongruenten Planeten entfernt ist. Im Umkreis von fünfzig Lichtjahren, sprich einer Stunde Flugzeit, gibt es drei in Frage kommende Kandidaten.«
»Dann den nächstgelegenen«, sagte Inigo.
»Das wäre der am weitesten von der Leere Entfernte.«
»Also gut, und wie weit ist -« Er hielt überrascht inne.
Oscar nahm plötzlich eine persönliche Gaiafield-Emission wahr. Allein der emotionale Inhalt reichte aus, um sie als Cheritons zu identifizieren. Ein Gefühl von panischer Dringlichkeit ließ sein Herz vor Mitgefühl flattern. Die Emission intensivierte sich zu einer geistigen Teilhabe. »Hallo«, sagten Cheritons Gedanken leise. Das Bedürfnis nach bestätigender Rückmeldung war überwältigend.
Inigo und Araminta Zwei wechselten einen vielsagenden Blick. »Wir sind hier«, antworteten sie mental im Chor.
»Nein!«, brüllte Aaron. In stummer Verzweiflung hob er die Fäuste und starrte die beiden Träumer wutentbrannt an.
Die geistige Partizipation beinhaltete weder Bild noch Geräusch, noch Geruch, einzig Cheritons schwache, benebelte Gedanken. Er war allein, außerstande, etwas von seinem Körper zu spüren. Allein Training und ungeheure Selbstbeherrschung hielten die Angst unter Kontrolle.
»Ah«, sprach ein anderes Bewusstsein mit nervtötender Gleichmut. »An eine Gaiafield-Verbindung hatte ich gar nicht gedacht. Aber wie ich sehe, nennt ihr eine ungewöhnliche Anzahl von Gaiamotes euer eigen, mit ein paar interessanten kleinen Änderungen in ihrer Struktur.«
Oscars erster Gedanke war, dass der Neuankömmling kein Mensch sein konnte. Nicht das allerkleinste Timbre von Emotionen ließ sich irgendwo erkennen.
»Gehen Sie auf FTL«, befahl Tomansio Troblum. In dem Gesicht des großen Mannes spiegelte sich nacktes Entsetzen. Er zitterte. Catriona materialisierte in der Kabine und nahm ihn fest in den Arm.
Die geistige Teilhabe weitete sich aus, als Cheriton seine Augen öffnete. Er starrte an eine dunkelgraue Decke. Ein Kopf tauchte über ihm auf, stark verschwommen. Nur allmählich wurde der Fokus schärfer, während seine schwerfälligen Augen auf die blasse ovale Kontur reagierten. Es war das Gesicht einer Frau, von kurzem, dunklem Haar umrahmt und wohlwollend grinsend.
»Ach du Scheiße«, ächzte Oscar.
»Hallo, Jungs und Mädels«, flötete The Cat. »Ich kann euch da draußen sehen. Wie entzückend, euch liegt ja richtig viel an eurem Freund.«
»Ich kann mich nicht bewegen«, stöhnte Cheriton. Seine Selbstbeherrschung begann zu bröckeln. Kleine Angstausbrüche störten die geistige Partizipation wie Interferenzen, als würde sie Stromstöße übertragen.
»Tut mir leid wegen dem hier«, sagte Cat. Eine ihrer Hände hob sich ins Blickfeld; sie war blutgetränkt. Von ihren Fingerspitzen tropfte es. »Aber ich konnte dich doch nicht einfach so weglaufen lassen, oder?«
»Cheriton«, sagte Tomansio sehr ruhig. »Du musst deine biononische Überladung auslösen. Es tut mir leid. Wenn wir wieder zu Hause sind, halten wir die Erneuerungszeremonie ab. Ich schwör's.«
»Ich kann nicht«, kam Cheritons tief unglücklicher Gedanke zurück. »Ich kann nicht.«
»Wir haben deinen Sicherheitsspeicher. Du büßt nichts ein.«
»Ich kann nicht.«
Die Tür einer Schlafzelle weitete sich. Corrie-Lyn stürzte heraus und klammerte sich an Inigo. Sie kämpfte mit den Tränen.
»Cheriton«, fuhr Tomansio fort. Seine Gedanken wurden hart. »Du musst es tun. Sie wird dich sonst infiltrieren. Die Mission steht auf dem Spiel.«
»Hilf mir.«
»Oh, meine lieben Freunde.« Das Grinsen von Cat hing über ihnen, verströmte eine
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