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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Vibrieren hochschaukelte, und befahl ihrem Sessel, sie festzuhalten. Er reagierte auffallend schwerfällig.
    »Oh Scheiße, jetzt geht's los«, stöhnte sie.
    Das Schiff befand sich nur noch einen Kilometer über der Stadt, als es anfing, Geschwindigkeit aufzunehmen. Nichts Schlimmes passiert, sagte sie sich. Noch nicht. Die Geschwindigkeit erhöhte sich stärker, als ihr lieb war. Hastig übermittelte sie dem Smartcore eine Reihe von Instruktionen, arrangierte ihre eigenen Prozeduren für eine Landung à la Leere.
    Fünfhundert Meter, und die Silverbird hatte den Arsch unten, so, wie es sein sollte. Die Nase des Raumschiffs zeichnete am Himmel einen leichten Bogen nach, während es kippelte und schwankte. Der Landepunkt, den Justine ausgesucht hatte, bekam eine letzte Radarabtastung verpasst, die bestätigte, dass er stabil und zuverlässig war.
    Ihre Gedanken donnerten in das Konfluenznest, verlangten Normalität. Energie von den Reserve-d-Sinks wurde in die Regrav-Einheiten kanalisiert und trieb sie bis an ihre Sicherheitsgrenzen. Sie sah, dass das Schiff mittlerweile gleichauf mit den Türmen von Eyrie war, während hinter ihnen, drüben in Tosella, die Spitze des Blauen Turms ihr eigenes Level bereits überragte.
    Auf den letzten hundert Metern legte die Silverbird einen perfekten Landungsverlauf hin, verlangsamte zehn Meter über der wilden Vegetation auf relative Nullgeschwindigkeit und senkte sich dann mit einem halben Meter pro Sekunde ab, bis die Landestützen auf dem Boden aufsetzten. Weiche Schichten aus Blättern und Gras und Moos wurden zusammengepresst, und erst als alle Stützen soliden Kontakt registrierten und bestätigten, schalteten sich die Regrav-Einheiten ab.
    Wie zum Applaus blühten überall am Schiff Energie-Drop-Outs auf. Justine ließ das relativ kalt. Das hier war nicht annähernd so traumatisch und dramatisch gewesen wie ihre Landung auf der Kopie des Mount Herculaneum.
    »Houston«, sagte sie feierlich in die Stille der Kabine hinein. »Hier ist Basis Golden Park. Die Silverbird ist gelandet.«

10
    Von Beginn der Pilgerfahrt an war Araminta auf dem Beobachtungsdeck der Licht der Herrin geblieben.
    Der Raum war etwa so groß wie die Malfit Hall zu Hause im Orchard-Palast. Und zwei Mal so hoch. Sein Boden war leer, abgesehen von einem Stuhl und einem Bett, die man auf ihre Veranlassung hin herbeigeschafft hatte. Araminta benutzte den Stuhl so selten wie möglich. Sie zog es vor, dazustehen und Schiff voraus durch die riesige transparente Rumpfsektion zu starren. Auch wenn es nicht viel zu sehen gab, nicht mehr, seit der Hyperraum das gewaltige Schiff umfangen hatte.
    Draußen regierte das Nichts, mit den gelegentlichen Kaskaden aus blauen Funken, die durch das Pseudogefüge schlüpften, das ihr Ultra-Antrieb schuf. Es waren Defekte innerhalb der Quantenfeldinterstitien, wie Taranse ihr auf Nachfrage erklärt hatte. Was solche Defekte verursachte, hatte er nicht gesagt - wahrscheinlich wusste er es nicht. Sie mochte sie, denn sie vermittelten einem die Illusion, dass da draußen so etwas wie eine stoffliche Substanz war, und die glitzernden Fehlerstellen zeigten ihr Vorankommen an.
    Fünf Tage sah sie zu, wie das Nichts vorbeizog, ließ die Milliarden von Anhängern im Greater Commonwealth teilhaben an ihrer Sicht. Am sechsten Tag fing Araminta an zu weinen. Tränen kullerten ihre Wangen herab, indes ihre Schultern bebten. Der Kummer, den sie ins Gaiafield verströmte, war so groß, dass die Mehrzahl der Zuschauer mitweinen musste. Sie waren bestürzt, fluteten das Gaiafield mit Sorge. »Was ist los?«, fragten sie mit der fassungslosen Stimme von Milliarden, denn nichts und niemand war bei ihr auf dem Beobachtungsdeck. »Wir lieben dich, Träumer.«
    »Können wir helfen?«
    »Bitte, lass uns dir helfen.«
    Araminta gab keine Antwort. Eisern stand sie vor den zerfallenden Lichttupfen, verzweifelt und stumm. Schickte ihren persönlichen Stab mit einer brüsken Geste davon, als dieser sich hinauswagte auf die glänzende Weite des Beobachtungsdecks. Selbst der treue Darraklan wurde ohne ein Wort fortgeschickt.
    Unweigerlich, wie sie es nicht anders erwartet hatte, tauchte irgendwann Ethan auf und begann einen einsamen Marsch in ihre Richtung. Jene, die an ihrer Entmutigung teilhatten, spürten, wie die Verzweiflung zurückwich, als sie sich straffte. Sie machte nicht den Versuch, sich die Tränen aus den Augen zu wischen.
    Jetzt sahen sich ihre Jünger durch sie auf weichem, grasbewachsenem

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