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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Gedanken an die Landung fiel ihr ein, dass sie sich vielleicht so langsam mal ein paar Gedanken darüber machen sollte, welche nützlichen Gegenstände sie nach ihrer Ankunft wohl benötigen würde. Bald schon surrte und summte der Replikator lustig vor sich hin, eine breite Palette von Kleidern für jede Jahreszeit produzierend. Es folgten Nahrungsmittel; Obstkonserven; getrocknetes und gepökeltes Fleisch; vorgebackenes und sodann versiegeltes Brot; verpackte, mikrobenfreie Mahlzeiten, die eine Weile brauchen würden, um zu verschimmeln oder zu verfaulen; diverse Säfte und die Flasche Wein, die natürlich keinesfalls fehlen durfte. Um alles zubereiten zu können, ließ sie sich von dem Replikator einen kleinen Grill (inklusive einiger Säcke Holzkohle) herstellen. Anschließend zerrte sie ein paar wirklich alte Erinnerungen an Campingausflüge an der Highschool hervor, zu denen sie mit (relativ) simplen Gerätschaften wie Kompass, Feueranzünder, Töpfen, Tellern, Bechern, Essbesteck ausgerüstet gewesen war. Spülmittel. Seife. Shampoo! Etliche Paar praktische Stiefel. Messer verschiedenster Größe, einschließlich des fettesten Schweizer-Armee-Modells, das sie dem Speicher des Smartcores zu entlocken vermochte; mit dem Messer hätte sie sich praktisch ein zweites Raumschiff zusammenbauen können, wenn sie nur gewusst hätte, wozu die ganzen Zusatzwerkzeuge dienten. Ein Seil. Ein altmodisches Zelt. Die Liste schien endlos zu sein und hielt sie beschäftigt bis zu dem Moment, als die Silverbird in ihren festgelegten Orbit einschwenkte. Ab diesem Moment saß Justine kerzengerade im Sessel und verfolgte mit Argusaugen hochauflösende Projektionen der unter ihr vorbeirollenden Welt.
    Der Smartcore hatte ordentliche Arbeit geleistet und die wesentliche Geographie des Planeten während der Anflugphase mustergültig kartographiert. Dabei hatte er etwa zwei Drittel der Kontinentalmasse erfasst. Dennoch gelang es ihr nicht, das, was sie da sah, irgendeiner Landschaft aus Inigos Träumen zuzuordnen. Die Küstenlinien, die ihr eigentlich die besten Anhaltspunkte hätten geben sollen, wirkten von einem orbitalen Blickwinkel aus unvertraut. Und so wurden es fünf Umlaufbahnen, bis sie über eine Bergkette hinwegflog, die durchaus das Ulfsen-Gebirge darstellen mochte, welches Edeard anfangs mit der Barkus-Karawane auf seiner Reise nach Makkathran überquert hatte. Zusammen mit Salrana, dachte sie traurig. Die tragische, unerfüllte Romanze der beiden hatte ihr vorher nie viel bedeutet, doch jetzt, da sie an dem Ort war, an dem sich alles abgespielt hatte, fühlte sie, wie eine seltsame emotionale Resonanz sie bewegte. Dieser beknackte fleischliche Körper, fluchte sie und konzentrierte sich auf das projizierte Bild.
    Kein Zweifel, dem Massiv schlossen sich die Donsori-Berge an. Die Iguru-Ebene kam in Sicht, eine riesige, üppig grüne Weite, vollgestellt mit diesen komischen kleinen Vulkankegeln.
    Und dann war es da, erstreckte sich entlang der Küste: Makkathran!
    Sie starrte auf den großen urbanen Ring, bestaunte die vertrauten, von den dunklen, gekrümmten Kanälen skizzierten Umrisse seiner Distrikte. Sonnenlicht funkelte auf der Kristallmauer, offenbarte sie als dünne Linie, welche die Stadt umgab und sich am Hafendistrikt mit seinem charakteristischen Fischschwanzprofil in die glitzernde Lyot-See senkte.
    Unter ihrer Regie führte der Smartcore einen letzten Check sämtlicher Antriebssysteme durch. Mit Ausnahme des Ultra-Antriebs arbeiteten sie alle mit über achtzig Prozent Leistung. Die Störungen waren minimal.
    »Bring uns runter«, befahl Justine dem Smartcore. Das Raumschiff leitete seine finale Abbremsphase ein. Damit blieb ihr nur noch eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die sie zugegebenermaßen seit ihrer Ankunft im Orbit hinausgezögert hatte. Nehme ich eine Waffe mit? Sie war einigermaßen zuversichtlich, dass sie irgendein Tier mit ihrer dritten Hand abwehren konnte, aber was, wenn ein ganzes Rudel Hunde oder Rennfüchse hinter ihr her war? Es war so viel Zeit vergangen, und die Hunde hätten gewiss jeden Ansatz einer Domestizierung verloren. Und es waren nicht nur die Tiere. Sie hatte keine Ahnung, wer in den nächsten paar Wochen in Makkathran eintreffen würde, oder Jahren, oder Jahrzehnten - oder egal wie lange sie hier würde ausharren müssen, bevor Gores Plan augenscheinlich wurde.
    Bauplan-Files fluteten über ihre Exosicht. Sie wählte eins aus und schob den Entwurf in den

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