Evolution der Leere: Roman
Oscar beschwörend zu Troblum. Er fand es beunruhigend, wie außer sich der große Mann offenbar war. Ganz eindeutig hatte bei ihm der logische Verstand ausgesetzt. »Bringen Sie uns hin«, drängte er.
»Oh, sieh doch«, sagte Cat begeistert.
Eine andere Erinnerung wurde aus Cheritons Gehirn hervorgezerrt. Diesmal sah Oscar die idyllische Szene eines Picknicks an einem kleinen Bach. Jetzt war Cheriton der Vater. Seine Frau und sein kleiner Sohn waren bei ihm.
Eine tiefe Unruhe brodelte in Cheritons Gedanken auf. Dies war eine wunderbare Zeit, und doch wusste er instinktiv, dass etwas nicht stimmte.
»Machen Sie dem ein Ende«, sagte Tomansio. »Sie können das, was Sie brauchen, auch so mühelos extrahieren.«
»Aber auf diese Weise spiele ich die erste Geige«, erwiderte Cat. »Wenn mein Cheriton mir gehören soll, darf er keine Gefühle für irgendjemand anderen hegen, nicht wahr?«
»Hören Sie auf!«
»Troblum«, sagte Aaron mit bedrohlicher Eindringlichkeit. »Bringen Sie uns hier raus.«
»Bitte«, flüsterte Araminta Zwei. Ihr emotionaler Ausstoß war dabei, auf ein beängstigendes Level anzusteigen, während sie Zeuge von Cheritons entsetzlicher geistiger Verstümmelung wurde. Oscar spürte, wie ihm angesichts ihrer Seelenqual selbst die Tränen kamen.
»Wie der Vater, so der Sohn«, sagte Cat.
Cheriton schaute an sich herunter und sah, dass er eine Pumpgun in den Händen hielt. »Nein!«, kreischte er. »Nein, nein, nein, nein. Haltet sie auf, in Ozzies Namen, lasst nicht zu, dass sie das tut.«
»Wir können ihn nicht zurücklassen«, schluchzte Corrie-Lyn. »Nicht bei ihr. Niemand kann so etwas allein ausreichenden Widerstand bieten, das ist unmenschlich.«
In dem Moment stieß ein rubinroter Ziellaser aus Aarons Faust. Er richtete sich auf den Solido-Projektor. »Jetzt!«, zischte Aaron.
»Troblum!«, schrie Catriona auf.
Cheritons Finger entsicherte die Pumpgun. Ein hässliches Snick war zu hören, das in der ganzen Raumschiffkabine widerhallte.
»Es ist nicht real«, beteuerte Inigo. »Erkenne das, Cheriton, und vergiss es nicht.«
»O gütiger Herr Jesus«, stöhnte Oscar.
»Tun Sie's, Sie Scheißkerl«, brüllte Aaron.
Die Mellanie's Redemption sprang in den Hyperraum.
Justine: Jahr fünfundvierzig
Ächzend richtete Justine sich in eine sitzende Stellung auf. Ausnahmsweise spürte sie jedes Jahr ihres Alters. Suspension über einen so langen Zeitraum war ein echter Killer. Jeder einzelne Muskel tat ihr weh. Sie hätte schwören können, ihre Gelenke knirschen zu hören, als sie sie bewegte. Heißhungerattacken kämpften gegen Brechzeiz.
Sekundärroutinen ließen sie wissen, dass es fünfzehn Jahre her war, seit sie das letzte Mal die Medi-Kammer verlassen hatte, um eine kurze Inspektion der Silverbird durchzuführen. Exosicht-Displays wie Sekundärroutinen gaben ihr einen raschen Überblick über den derzeitigen Status des Schiffs. Die meisten Bordsysteme funktionierten innerhalb akzeptabler Parameter, wenngleich der Leistungsabfall über die letzten vierzig Jahre bemerkenswert war.
Ihr U-Shadow befahl der Kücheneinheit, einen bananenbasierten Protein-Drink zu erzeugen. Sie ergriff den Plastikbecher mit ihrer dritten Hand und holte ihn quer durch die Kabine zu sich. Ein paar Minuten nachdem sie sich das zähflüssige Zeug einverleibt hatte, begann sie, sich tatsächlich ein bisschen besser zu fühlen. Ihre Muskeln schmerzten zwar immer noch, aber mit biononischer Unterstützung war es relativ leicht, aus der Suspensionskammer zu klettern. Unsicheren Schrittes wackelte sie zu der Badzelle hinüber und befahl der Kabine, eine Duschsektion zu extrudieren. Keine Sporendusche, sondern eine anständige, altmodische Flut heißen Wassers, unter das sie sich stellen und es auf ihre Haut trommeln spüren konnte. Die Hitze drang in ihren Körper und hob die toxische Starre auf, die sich während der Suspension aufgebaut hatte. Sodann rieb sie sich mit dem Gel ein und genoss das reinigende Gefühl - als ob sie wahrhaftig alle Lethargie von sich waschen würde. Ihre Haut begann, angenehm zu prickeln. Erst nach einer geraumen Weile wurde ihr bewusst, dass sie diese ganze »Mädchen seift sich unter der Dusche ein«-Szene vermutlich mit dem Großteil der menschlichen Rasse teilte. Über Dad!
»Au Kacke!«
Ein rascher Guss mit kaltem Wasser ließ jede eventuell aufgekommene erotische Stimmung wie eine Seifenblase zerplatzen. Anschließend trat sie aus der Dusche und schnappte sich ein
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