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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Ausbuchtung zurück und verschmolz wieder mit der konturlosen Fläche aus endloser Schwärze.
    »Okay, wo sind wir?«, fragte Aaron. Die optischen Sensoren des Schiffs arbeiteten perfekt, zeigten Sterne und Sternennebel überall ringsum. Von der Grenze weit und breit keine Spur.
    »Ich arbeite dran«, sagte Troblum. Er schwitzte wie ein Tier.
    »Holla, was sagt man dazu«, ließ Tomansio sich vernehmen. Alle blickten sich nach ihm um. Zehn Zentimeter vor seinen ausgestreckten Fingern schwebte eine Tasse Tee mitten in der Luft. Sie hob sich ein kleines Stückchen und wackelte dann von Seite zu Seite. Er grinste breit. Und sein Geist strahlte Selbstgefälligkeit und Befriedigung aus, für alle deutlich zu erfassen.
    »Oh Scheiße«, rief Corrie-Lyn aus. Prompt flimmerte ihr Geist in jedermanns Fernsicht, seinen Oberflächenschimmer herabdimmend, als sie schwerfällig die überbordenden Emotionen niederkämpfte, sie vor mentaler Wahrnehmung abschirmte wie eine Mutter, die schützend ihre Arme um ein weinendes Kind schlingt. Doch hartnäckig blitzten Bilder und Erinnerungen hervor: Edeard, darum ringend, seine eigenen Gedanken abzuschirmen, die Technik, die er dazu anwandte. Nach einer Weile verhärtete sich die Oberfläche ihres Geists zu einer undurchdringlichen Wand, durch die nichts mehr durchsickerte, nicht eine Emotion oder Erinnerung oder Sinneswahrnehmung.
    Es folgte eine lange Minute, während der sich alle mit der gleichen Technik abmühten, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg. Niemand war sonderlich überrascht, als es den beiden Träumern gelang, sich absolut perfekt abzuschirmen. Doch egal, wie sehr er es auch versuchte, Oscar bekam seine überschäumenden Gedanken einfach nicht in den Griff. Er schaffte es, sie ein wenig zu dämpfen, aber mehr war beim besten Willen nicht drin. »Ich bin Gruppe Edeard«, sagte er kläglich. »Er hat es auch nie geschafft, sich hundertprozentig zu schützen. Ich persönlich sehe das als Zeichen meiner Überlegenheit über euch Bande.«
    Alle ließen Belustigung heraussickern. Alle außer Troblum. Sein Schild war so verfinstert, wie es nur sein konnte, und die Gedanken dahinter waren verschlungen. Seine Emotionen glichen absolut nichts Familiärem.
    Aaron war mit seiner eigenen Geistesabschirmung zufrieden, obwohl die anderen ihn merkwürdig ansahen. Rasch entzogen sich ihre Gedanken einer Wahrnehmung. »Was?«, fragte er. Sein Longtalk war seiner Stimme an Stärke mindestens ebenbürtig.
    »Es ist, als wären Sie im Krieg«, sagte Corrie-Lyn. »Ihre Gedanken schimmern heraus und ergeben doch keinen Sinn, weil sie so viele gegensätzliche Facetten haben. Sie sind Zorn und Konflikt.«
    Mit einem schwachen Grinsen sah er sie an. »Aber sonst geht's mir gut.«
    »Und?«, fragte Tomansio. Seine unerbittliche Neugier infizierte sie alle. »Wir sind in der Leere. Was jetzt?«
    »Makkathran«, sagte Aaron feierlich.
    Tomansio gab ein frustriertes Brummen von sich.
    Währenddessen hielt Araminta Zwei ihren Blick auf etwas weit jenseits der Kabinenwand gerichtet. »Er ist hier«, sagte sie erstaunt.
    Aarons Fernsicht nahm den sich ihnen nähernden Skylord wahr. Eine wohlwollende Konzentration von Gedanken, die allein durch ihren schieren Umfang respekteinflößend war. Irgendwie schien sie alle Sorge zu verbannen, verströmte Zufriedenheit auf einem Level, das es einem unmöglich machte, sich zu entziehen.
    »Du bist hier«, sagte er zu Araminta Zwei.
    »Ein Teil von mir. Der andere wird folgen, wenn ich jene zu euch führe, die nach Erfüllung trachten.«
    »Die Meinen grüßen euch. Sie heißen die, die in die Leere kommen und sich uns zugesellen wollen, willkommen.«
    »Makkathran«, flüsterte Aaron.
    »Wirst du uns zu der Welt führen, von der wir vorher sprachen?«
    »Ja.«
    Instinktiv streckte Aaron die Arme aus, um sich an irgendetwas festzuhalten. Im gleichen Moment wirbelte die Mellanie's Redemption auch schon herum, und es veränderte sich die Schwerkraft in seltsam anschwellenden Wellen. Exoimage-Verstärker am Schiffsrumpf zeigten ihm, wie die riesigen kristallinen Falten des Skylord-Körpers sich wogend auf das gekrümmte Band aus violetter Phosphoreszenz hin ausrichteten, das der Bulku-Nebel war. Dann, als der Skylord seine Temporalbeschleunigungsfunktion zum Einsatz brachte, leuchteten die Sterne vor ihnen hell auf, und das Schiff schoss mit annähernd Lichtgeschwindigkeit auf die grellblauen Lichtpunkte zu. Hinter ihnen verkam die Leere zu einem stumpfen

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