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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Bühne unter der Kuppel stand.
    Doch inzwischen war ihr Interesse daran, die Überfülle von für Living Dream bedeutsamen Orten und Gebäuden abzuklappern, etwas abgeflaut. Das Einzige, was sie damit zu erreichen schien, war, die Living-Dream-Bewegung in ihrem Kern zu bestätigen, da sie jedes Mal die eigene Ehrfurcht und Aufregung offenbarte.
    Ich muss etwas finden, das für mich wichtig ist.
    Die Oberfläche des Great Major Canal war beinahe geronnen von den grünen und purpurfarbenen Samenstängeln und Wedeln der Wasserpflanzen, die dort prächtig gediehen. Hin und wieder erzitterten sie, wenn eine Filratte durch sie hindurchglitt, aber ansonsten lag der Kanal auf ganzer Länge absolut still. Nur die Mitte des Mid Pools war frei von Bewuchs und ließ das trübe Wasser erkennen, das sich in einer sanften, langsamen Strömung bewegte, während die schamhaftesten Wellen der Lyot-See in den Hafendistrikt hinein und wieder hinaus spülten.
    Schon häufiger hatte Justine daran gedacht, sich eine Art Boot oder Floß zu bauen und damit die Kanäle entlang zu segeln. Mit ihren Werkzeugen und ihrer dritten Hand sollte das nicht so schwer sein, und sie wäre zumindest beschäftigt.
    Sie fragte sich, ob Rah und die Herrin wohl auch dieses eigentümliche Gefühl von Erwartung verspürt hatten, als sie das erste Mal nach Makkathran gekommen waren. Irgendetwas in der menschlichen Natur schien förmlich danach zu schreien, die leere Stadt in Besitz zu nehmen und zu nutzen.
    Die Idee mit dem Boot war wirklich nicht schlecht, sowohl im therapeutischen wie auch im praktischen Sinne. Dachte sie und übersah dabei die Tatsache, dass sie noch nie in ihrem Leben körperliche Arbeit geleistet hatte und nicht die Bohne vom Schreinern verstand.
    Vielleicht morgen.
    Sie wanderte über die mattrosafarbene Brücke über den Trade Route Canal und in die Spitze von Pholas Park. Von hier musste sie einige Minuten entlang dem Lilac Canal gehen, bis sie auf einer blauen Buckelbrücke nach Fiacre hinüber kam. Die von Menschenhand geschaffenen Brücken aus Holz und Metall mussten die ersten Dinge gewesen sein, die, nachdem ihre Erbauer diesen Ort verlassen hatten, verschwunden waren. So war Justine gezwungen, die Übergänge der Stadt selbst zu nutzen. Ihr einziger Versuch, dem Waterwalker nachzueifern und die Oberfläche eines Kanals mittels Telekinese zu stabilisieren, war nicht gerade erfolgreich gewesen. Gütiger Himmel, wie sie gelacht haben mussten daheim im Commonwealth, als sie wild mit den Armen rudernd auf Tauchstation gegangen war. Immer vorausgesetzt, Dad träumt das alles hier noch für sie.
    Während sie ihren Weg parallel zum Great Major Canal fortsetzte, tastete ihre Fernsicht prüfend durch die Stadtsubstanz unter ihren Füßen und zeigte sie ihr als einen dichten, beinahe völlig strukturlosen braungrauen Schatten. Justine besaß zwar nicht einmal annähernd die Wahrnehmungsreichweite Edeards, aber immerhin war sie imstande, vage die Tunnel unter den Kanälen zu erkennen, was sie mit nicht geringem Stolz erfüllte - auch wenn sie wie eine besonders minderwertige Exosicht-Darstellung wirkten. Dann, als sie den flimmernden Schemen den biononischen Feldfunktionsscan zuschaltete, konnte sie sogar noch tiefer ins Erdreich vorstoßen und die undeutlichen Risse wahrnehmen, welche die Reisetunnel repräsentierten.
    Aber das war definitiv ihre Obergrenze. Es war ihr völlig unmöglich, auf diese Weise das tief darunter schlummernde Bewusstsein der Stadt auszumachen, geschweige denn, es zu wecken. Sie fragte sich, ob vielleicht die Neutronenlaser der Silverbird sich für sie hinab bis zu einem der Reisetunnel fräsen konnten und wie wohl Makkathrans Reaktion auf eine solche Aktion ausfallen würde.
    Feldfunktionsscans hatten bestätigt, dass die orangene Beleuchtung der Stadt zu hundert Prozent elektrisch erzeugt wurde. In Anbetracht dieses Beweises für eine technologische Basis war sie überzeugt davon, dass die Reisetunnel sie dem kontrollierenden Kern der Stadt erheblich näher bringen würden - was immer die Stadt auch in Wirklichkeit war.
    Doch auch das war ein Projekt für einen anderen Tag. Wenn ich nur wüsste, wie lange es noch dauert, bis irgendjemand hier eintrifft. Bestimmt ist die Pilgerflotte inzwischen unterwegs. Damit hat Dad bestimmt gerechnet, als er mir sagte, ich solle hierher kommen.
    Die meisten Häuser in Fiacre waren von Schling- und Kletterpflanzen bewachsen, die aus den tiefen Abflussrinnen emporrankten,

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