Evolution der Leere: Roman
Haus-und-Hof-Psycho wird uns, wenn er wieder aufwacht, in unsere Quantenbestandteile zerlegen.«
»In dieser Umgebung würde ich nur ungern eine Neuralinfiltration versuchen«, sagte Tomansio. »Eine einzige kleine Panne, und wir würden ihm das Hirn wegfetzen. Davon abgesehen denke ich, dass er, in Anbetracht dessen, wie sein Verstand rekonfiguriert wurde, resistent gegen diese Art von Verhörmethoden ist. Die Information ist in seinem Unterbewusstsein versteckt.«
»Erfüllung lautet das Zauberwort«, sagte Inigo. »Wenn der Skylord glaubt, dass Edeard Erfüllung erlangt hat, wird er ihn geleiten.«
»Seine Seele«, widersprach Corrie-Lyn scharf.
»Das wissen wir nicht«, erwiderte Inigo. »Menschen waren zuvor nie in der Lage, in der Leere herumzufliegen. Vielleicht weist er auch einem lebenden Körper den Weg.«
»Ich werde ihn fragen«, sagte Araminta Zwei und ließ im nächsten Moment die anderen an ihren Gedanken teilhaben. Und das auf eine Weise, wie Edeard sie nicht gewohnt war; die Klarheit, mit der sie sich ihm darstellten, übertraf alles, was ihm bisher widerfahren war. Es fiel ihm schwer, den Eindruck abzuschütteln, sich tatsächlich in Araminta Zweis Körper zu befinden, zusammen zu atmen, zusammen zu fühlen. Und dann war da noch diese Phantomwahrnehmung, die ihn verwirrte: in einem riesigen Raum aus Metall und Glas zu stehen und nach draußen auf die Sternennebel zu blicken. Ein Schwarm Skylords eskortierte die unvorstellbaren Schiffe. Die Wahrnehmung dieses Geistes schimmerte unter der Verbindung, die Araminta zu dem der Flotte vorauseilenden Skylord hatte, und unter dessen Bewusstheit der Leere.
»Muss ich meinen Körper verlassen, um zum Herzen geleitet zu werden?«, fragte Araminta Zwei.
»Du musst Erfüllung erlangt haben«, erwiderte der Skylord voller Liebe. »Dann werde ich dich geleiten. Schon bald, das spüre ich. Dein Geist ist stark, du glaubst deinen Weg zu kennen. Du erkennst dich selbst. Dir fehlt einzig Gewissheit.«
»Wenn ich sie habe, wenn ich, was ich zur Erfüllung brauche, erlange, würdest du mich mitnehmen, mein lebendes Ich, in diesem Schiff?«
»Das würde ich tun.«
Edeard fröstelte, als die absonderliche Gedankenteilhabe endete. Es war, als wäre ein kalter Winterhauch um die Kirche geweht. Er sah Araminta Zwei fassungslos an. »Ihr könnt Euren Longtalk über die Leere ausspannen?« Eine derartige Geistesstärke war schlichtweg unglaublich.
»Nicht wirklich. Das war mein anderer Körper. Und was den Skylord angeht, wir sind verbunden wie Ihr und Inigo es einst wart.«
»Ich verstehe«, log er. Mein anderer Körper! Araminta Zwei hatte es dahingesagt, als wäre es nichts. Oh, wie er sich wünschte, Macsen wäre jetzt hier; Macsen, der solch ein Verwirrspiel mit einem Witz und einem Lachen auf die leichte Schulter nehmen würde, und die Welt wäre wieder in Ordnung.
»So, dann schauen wir jetzt mal, ob dieser Edeard erfüllt ist«, sagte Oscar. »Und wenn ja, fliegen wir ihn zum Herzen.«
»So scheint es«, stimmte Inigo zu.
»Nicht so hastig, Leute«, Justine erhob sich. »Dies ist zu wichtig für Vielleichts. Wir brauchen ein ganz klares Verständnis davon, was wir hier eigentlich bewerkstelligen sollen. Mir nach.« Und sie ging die Stufen zu dem offenen Eingang der Kirche empor.
Edeard bemerkte die verwunderten Blicke, mit denen alle sich hinter dem blonden Mädchen ansahen. Ein paar Schultern wurden gezuckt, doch dann marschierten die anderen brav hinter ihr her. Justines Ton war ein Befehlston gewesen.
Als sie einander vorgestellt worden waren, hatte Edeard dem aufreizenden Mädchen wenig Beachtung entgegengebracht. Im Gegenteil, Geringschätzung sogar; mit ihrer vulgären Kleidung und dem wilden Haar erinnerte ihn diese Justine an die Banditen, die in den unzivilisierten Gebieten jenseits der Rulan-Provinz hausten. Doch während der Nachmittag vorangeschritten war, hatte er seine Meinung revidiert. Zunächst einmal, weil sie eine der Commonwealth-Ewigen war. Sie mochte vielleicht aussehen, als wäre sie kaum ihren Zwanzigern entwachsen, aber inzwischen wusste er, dass sie älter war als nur irgendjemand, der jemals in Makkathran gelebt hatte. Und trotz ihrer spärlichen Bekleidung besaß sie eine Würde und Haltung, die Mistress Florrel hätte erblassen lassen. Auch vermutete er stark, dass sie erbarmungslos genug war, um Ranalee in jeder Art von Kampf in Stücke zu reißen, ob auf faire oder andere Weise.
Die Luft in der Kirche war kühler als
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