Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
deutlich, dass sie Ersterem gezielt ausweichen konnte.
    Der Silfenpfad spürte sie im gleichen Maße wie sie ihn. Und irgendwo über ihr und seitlich der Straße öffnete er sich so vollständig wie eine Blume, deren Zeit zum Erblühen gekommen war. Araminta drosselte die Geschwindigkeit und bog vorsichtig von der Straße ab. Die unebene Wüste war übersät von kleineren Steinen. Andauernd rutschte ihr das Vorderrad weg, und sie musste den Lenker immer wieder herumreißen. Es war mühsam und erforderte ihre ganze Kraft. Bald schon schmerzten ihre Arme. Auf ihrer Schulter und ihrer Stirn bildete sich Schweiß.
    In dem Moment rollten die Echos von Hyperschallknallen durch die klare Wüstenluft zu ihr herüber; ohrenbetäubende Donner, die an ihrem Trommelfell zerrten. Ängstlich suchend ruckte ihr Kopf hin und her. Hinter ihr glomm der Krater mit Miledeep Water im Licht der Straßenlaternen, die einen sanften Nimbus schufen, der den dunklen Nachthimmel küsste. Sie sah grellrot flimmernde Punkte vor den fremden Sternbildern dahinrasen; plötzlich schwenkten sie ein und nahmen Kurs auf die einsame Stadt.
    »Oh Scheiße«, grunzte sie und zog den Powerhebel bis zum Anschlag durch. »Geht das schon wieder los.«
    Das Bike fing an herumzubocken, während es über den holprigen Boden und über trockenes Gesträuch hinweg voranrumpelte. Dornige Zweige verfingen sich in den Radnaben und -speichen, peitschten um und herum und geißelten mit den Spitzen ihre Stiefel. Eine gerade Linie zu halten, war schon eine gewaltige Leistung, das Bike wehrte sich gegen jede Bewegung.
    Eine Anzahl weiterer Donner kündete von noch mehr Kapseln, die mit hoher Geschwindigkeit eintrafen. Araminta rechnete jetzt jede Sekunde damit, dass der Himmel sich in einer Wiederholung Bodant Parks von Laserfeuer erhellte. Das Bike schwankte und hüpfte wie wild; sie konnte die Achsgetriebe winseln hören. Sie versuchte vergeblich, sich trotz des permanent nach links oder rechts ausschlagenden Vorderrads weiter in gerader Fahrtrichtung zu halten. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als das Tempo zu drosseln. Doch inzwischen konnte sie den Anfang des Pfades schon fühlen, spürte, wie er ihr entgegenplätscherte wie die ersten Wellen einer einsetzenden Flut.
    Die Stromversorgung des Motorrads sank ab, stieg wieder an, fiel wieder ab. Kleine orangene Lämpchen blinkten am Lenker auf. Araminta hatte nicht die geringste Ahnung, was sie bedeuteten. Kurzerhand nahm sie den Saft raus, und die vorsintflutliche Maschine rollte im Freilauf weiter. Sie befanden sich jetzt auf einem seichten Abhang, der zu einem alten, sich windenden Flussbett hinabführte. Also beschränkte sie sich aufs Lenken und darauf, auf Abstand zu größeren Steinen und Felsbrocken zu bleiben.
    Als sie bis zum weicheren Sand des Flussbetts hinuntergezockelt war, war die Batterie leer. Sanft kam das Bike zum Stehen. Nichts funktionierte mehr. Das Anzeigefeld war blank, die orangefarbenen Lämpchen waren erloschen, und egal, wie sehr sie den Powerhebel auch drückte und zog, die Achsmotoren zeigten keinerlei Reaktion.
    Eine lange Minute saß Araminta einfach nur auf dem Sattel und wartete, dass die Krämpfe und Verspannungen in ihren Schultern und Armen sich lösten. Ihr Hintern war vollkommen taub von dem viel zu harten Sitz. Nichtsdestotrotz lag, als sie das Bike betrachtete, auf ihren Lippen ein zärtliches Grinsen.
    Ich hab 's geschafft. Das blöde Ding hat mich tatsächlich da rausgebracht.
    Denn es gab keinen Zweifel daran, dass sie sich nicht mehr auf Chobamba befand.
    Langsam kletterte sie von dem Vehikel, stemmte sich die Fäuste ins Kreuz und ächzte, als es in ihrer Wirbelsäule knackte. Die Haut in ihrem Gesicht war rau vom Wind. Aber was machte das schon? Sie war auf eine beinahe lächerliche Weise zufrieden, dass es ihr einmal mehr gelungen war, ihren Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen. Was Unsinn war, wie sie wohl wusste. In erster Linie war alles reine Glückssache gewesen. Obwohl sie sich auch ein bisschen selbst loben musste. Nachdem sie die Warnung bekommen hatte, hatte sie auf die Situation clever reagiert.
    Und wie diese Frau beweist, gibt es immer noch Menschen, die mir zu helfen versuchen, und nicht nur sie, da ist ja auch noch dieser Typ in Bodant Park gewesen, dieser Oscar. Eine Entwicklung, die ihr einige Hoffnung gab. Eines wusste sie genau: Ihre Entscheidung bedeutete, dass die Zeit des Davonlaufens vorbei war. Es gab jetzt keine einfache Möglichkeit mehr, kein

Weitere Kostenlose Bücher