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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Überschwang an sich, als hätten sie sich jahrelang nicht mehr gesehen. Ein wenig steif erwiderte Edeard die Umarmung, schließlich sahen sie sich wenigstens zweimal die Woche, und dies in so ziemlich jeder Woche in den vergangenen vierzig Jahren.
    »Herrin, dieser Wein ist vielleicht ein übles Gesöff«, beschwerte sich Macsen und hielt sein Glas gegen das Dämmerlicht, das durch die sichelförmigen Fenster hereinsickerte.
    »Hör auf zu meckern, den hat einer meiner potenziellen Wähler gespendet«, erwiderte Edeard.
    »In dem Fall ist es mir eine Ehre, für den famosen Kerl noch ein paar weitere Flaschen zu leeren.«
    Herrin, wir parlieren inzwischen schon wie die Aristokraten. »Mach dir keine Mühe. Mir ist es wirklich egal, ob ich Hauptkonstabler werde. Seien wir ehrlich, wir hatten unsere Zeit.«
    Macsen sah ihn überrascht an. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Edeard wahr, wie Kanseen die Stirn runzelte; aber wie immer schottete ihr mentaler Schild ihre Gefühle wirkungsvoll ab.
    »Sprich nur für dich, Bauernjunge«, sagte Macsen; er versuchte jovial zu klingen, was ihm aber nicht wirklich gelang. »Wie auch immer, nach dem, was ich so mitgekriegt hab', liegst du ein gutes Stück vor unserem derzeitigen glorreichen Amtsinhaber. Makkathran braucht dich, und zwar in einer führenderen Funktion.«
    Beinahe hätte Edeard gefragt: Wieso? Doch er hielt seine Zunge im Zaum. »Ja, so scheint es.«
    Macsen legte seinen Arm um Edeards Schulter, schenkte der Gruppe, mit der er sich unterhalten hatte, ein aufgesetztes Lächeln und zog den Freund außer Hörweite beiseite. »Du willst, dass wir zu den alten Tagen zurückkehren? Nach allem, was du getan hast?«
    »Nein«, setzte Edeard müde an.
    »Gut, denn ich für meinen Teil bin nicht bereit, mit anzusehen, wie auf alles, was wir erreicht haben, aus großer Höhe geschissen wird, nur weil du ins Klimakterium kommst.«
    »Ich komme nicht ...« Na gut, vielleicht hat er sich doch nicht so verändert. »Also schön. Ich bin zurzeit etwas unzufrieden mit mir selbst, das gebe ich zu. Ich bin vor drei Tagen beim Bürgermeister gewesen, um ein bisschen Druck wegen der Erweiterung der Viehzertifikate zu machen.«
    »Ich hörte davon. Demnach hat er also nein gesagt? In weniger als drei Wochen wirst du Hauptkonstabler sein. Dann kannst du im Großen Rat Druck machen und die Sache selber durchsetzen.«
    »Was ich allerdings nicht werde«, erwiderte Edeard energisch. »Weil Trahaval nämlich recht hat, oder etwa nicht? Wir können die Viehzertifikate nicht auf Schafe und Schweine ausdehnen, um der Herrin willen. Das war eine idiotische Idee. Wer will denn so viel Papierkram? Erinnerst du dich noch an die Zeit, als wir die Liste der Einhundert aufgestellt haben? Wir haben wochenlang kein Tageslicht gesehen, so beschäftigt waren wir mit den ganzen Formularen und Berichten und Zetteln. Ein Berg von Sonderbescheinigungen schiebt das Problem einfach nur ab auf die Schreiber. Unser Problem! Wenn die Viehdiebstähle unterbunden werden sollen, dann sollte das geschehen, weil die Konstabler dem Gesetz Geltung verschaffen. Was hab' ich mir nur gedacht?«
    »Ah. Ja. Eindeutig Klimakterium.«
    »Ich hab' mir die Dinge aus der Hand nehmen lassen, und das war dumm von mir. Aber das ist jetzt vorbei, es reicht.«
    »Oh Herrin, was kommt jetzt? Willst du wieder mit ein paar Regimentern da rausziehen? Dir die Besten der Stadt schnappen, die Provinzmilizen zusammentrommeln und dann Schafdiebe jagen? Läuft es etwa darauf hinaus?«
    »Nein, das ist nicht der springende Punkt. Du verstehst nicht. Wir haben uns diese letzten paar Jahre einfach nur treiben lassen, wir haben keine Ziele mehr. Es ging nie nur darum zu gewinnen, darum, Owain und Buate zu schlagen, es ging immer nur um das Danach. Nun, das hier ist das Danach, und das macht mir zu schaffen. Macht mir sogar ziemlich zu schaffen.«
    »Also schön.« Macsen seufzte schwer. »Dann werd' ich wohl der Herrin von Sampalok einen Abschiedskuss auf die Backe drücken und wieder mit dir rausreiten müssen. Aber du musst zugeben, dass wir allmählich wirklich zu alt und fett für sowas werden. Was hältst du davon, wenn wir einfach nur im Stabszelt sitzen und das bisschen Ruhm deinem Dylorn, meinem Castio und all den anderen jungen Burschen überlassen?«
    Unwillkürlich wanderte Edeards Blick hinunter zu Macsens Bauch. Wir sind nicht alle so alt und fett, danke. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war er nicht wenig stolz darauf, über all die

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