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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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aß, und sich außerdem körperliche Übungen auferlegt, gegen die sein Morgenlauf fast schon ein Grund war, sich zu schämen.
    Aber die kurzen Spitzennegligees, nach denen er immer so verrückt gewesen war, trug sie schon lange nicht mehr, und duschen gingen sie inzwischen getrennt. Auch redeten und brüllten sie einander im Spaß nicht mehr nieder und lachten nicht mehr so viel, nicht so, wie sie es früher getan hatten. Sich allmählich entwickelnde Würde, hatte er gedacht, zumindest war es das, was er sich gesagt hatte. Die Art von Würde, die mit dem Älterwerden und dem Ernstnehmen seiner Verantwortungen kam. Und mit der ständig wachsenden Last ihrer Pflichten und damit, wie müde sie das oft zurückließ. Obwohl es das eigentlich nicht sollte, denn alles, was sie im Grunde zu tun hatten, war delegieren.
    Wir sind einfach nicht mehr dieselben Personen, die wir früher einmal waren. Was ja an sich kein Drama ist. Leb' damit. Trotzdem hätte sein verräterischer Geist um ein Haar seine Fernsicht klammheimlich zum House of Blue Petals geschickt. Zweifellos würde Ranalee diesen verhexten Burschen mittlerweile so weit haben, dass er sich unentwegt an ihr abrackerte und eifrig sein Bestes für sie gab. Zweifellos würde sie ihn verdorben haben ohne jede Aussicht auf Erlösung. Ihr Liebesleben hatte mit den Jahren kein bisschen nachgelassen.
    Nein! Es war nicht fair, der Fleischeslust die Schuld an allem zu geben. Es hatten sich auch gewisse Standpunkte über die Jahre verhärtet. Edeard war immer ein Verfechter der Idee gewesen, die Stadt in eine umfassende Demokratie zu führen, die Macht des Oberen Rats langsam zu verringern und gleichzeitig die Kompetenzen der Abgeordneten zu erweitern. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, dass dieser Wandel nicht von heute auf morgen zu machen war und dass er dessen Abschluss wohl kaum noch miterleben würde. Aber sofern der Prozess nur in Gang gesetzt werden konnte, wollte er sich nicht beschweren. Doch bei all den kleinen Veränderungen und Reformen in der Stadt und den Verbindlichkeiten gegenüber den Provinzen schien sich dies Jahr um Jahr zu verzögern.
    Und Kristabel war bei dem ganzen Unterfangen keine große Hilfe gewesen, nicht in dem Maße jedenfalls, wie er es gehofft hatte. Als sie schließlich ihren Sitz im Oberen Rat als Distriktmeisterin von Haxpen eingenommen hatte, hatten zu viele andere, dringlichere Dinge auf der Tagesordnung gestanden, für die sie sich hatte einsetzen müssen. Als Teil von Finitans Wählerblock wurde von ihr erwartet, die neuen Gesetze und Haushaltspläne und Steuerverordnungen des Bürgermeisters voranzutreiben. Der Ausbau einer allumfassenden Demokratie hatte bei allem bloß unter »ferner liefen« rangiert.
    Er wusste, er sollte Persönliches nicht mit Politik durcheinanderbringen. Aber es war schwer, ihr nicht den Vorwurf zu machen, dass sie Teil der aristokratischen Familienstruktur war; Kritik, die sie ihm wiederum bitter verübelte.
    Edeard hasste sich dafür, dass er an sich und Kristabel zweifelte. Für seine Sorgen und Bedenken, die mit dem Auftauchen des Skylords nur noch zugenommen hatten. Und eben der war die wahre Ursache für seine schlaflosen Nächte. Seit dem Nachmittag, an dem sich die Decke der Liliala-Halle für ihn geklärt hatte, hatte er ständig versucht, die Gedanken des Skylords wahrzunehmen. Und war erbärmlich gescheitert.
    Inzwischen begann der Frust seine Gedanken zu verdüstern, machte ihn gereizt und verzagt. Und am schlimmsten war, dass es inzwischen auch jeder mitbekam, was ihn bloß noch mehr ärgerte, weil er ihnen den Grund dafür nicht sagen konnte.
    Er seufzte niedergeschlagen und wälzte sich aus dem Bett, wobei er darauf achtete, Kristabel nicht zu wecken. Seine dritte Hand schnappte sich die Sachen, die er anziehen wollte. Lautlos schwebten die Kleidungsstücke in der Luft hinter ihm her, während er auf Zehenspitzen auf den Flur hinausschlich. Nachdem er sich angekleidet hatte, warf er sich noch seinen schwarzen Mantel über und begab sich leise zum zentralen Treppenhaus. Dort angekommen, hüllte er sich in einen Verstohlenheitsschleier, sprang kurzerhand über das Geländer und stürzte die zehn Stockwerke hinab bis zum Boden. Es war albern, und erfrischend, und er hatte so etwas seit Jahren schon nicht mehr gemacht.
    Makkathran hielt ihn in der Senkrechten, als er die Stadt darum bat, kontrollierte seinen Fall. Als er den Boden erreichte, setzten seine Stiefel sanft auf. Sodann schritt er

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