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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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die schimmernden
Süßwasserteiche versammelten sich Tiere zum Trinken. Aber
die Teiche waren auch schon mit grauem Eis bedeckt.
    Es war eine typische Tundra-Szene – ein Ausschnitt aus einem
Landschaftsgürtel, der noch immer den Kontinent umspannte.
    Und durch diese Tundra marschierten Dinosaurier.
    Ein paar Kilometer im Südwesten erblickte Graben etwas, das
wie eine dunkle Wolke aussah, die über den Boden zog. Es war
eine Herde Muttas. Ihr Atem hing als Dampfwolken in der kühlen
Luft. Sie waren Dinosaurier, große Pflanzenfresser. Aus der
Ferne muteten sie wie Mammuts ohne Stoßzähne an. Aus der
Nähe traten jedoch ihre klassischen Dinosaurier-Merkmale zutage:
Die Hinterbeine waren kräftiger als die Vorderläufe, sie
hatten dicke Schwänze, mit denen sie das Gleichgewicht hielten,
und sie legten ein seltsam rastloses und nervöses Verhalten an
den Tag, das eher an Vögel als an Säugetiere erinnerte
– und manchmal stellten sie sich auch auf die Hinterbeine und
bellten mit der Wildheit eines Tyrannosaurus.
    Die Muttas stammten vom Muttaburrasaurus ab, stämmigen
Pflanzenfressern aus dem Jura, die sich seinerzeit von Zikaden,
Farnen und Koniferen ernährt hatten. Als die Kälte sich
über Antarktika gelegt hatte, hatten die Muttas gelernt, von der
kargen Vegetation der Tundra zu leben. Ihre Leiber waren kompakt und
rund geworden und sie hatten sich einen dicken Mantel aus mehreren
Lagen dunkelbrauner schuppiger Federn zugelegt. Mit der Zeit hatten
sie sich in große Pflanzenfresser verwandelt, die in der Tundra
umherwanderten: eine Rolle, die später und anderswo von Tieren
wie Karibus, Moschusochsen und Mammuts übernommen wurde. Das
traurige Trompeten, das sie mit aufblasbaren Hautsäcken auf den
großen hornigen Schnauzen produzierten, hallte von den
Eiswänden im Süden wider.
    Einst waren die Muttas über den ganzen Kontinent gewandert
und hatten den kurzen, aber üppigen Sommer ausgenutzt. Das
vorrückende Eis hatte die Muttas jedoch dezimiert, und die
restlichen Herden wanderten irgendwie verloren über den immer
schmaleren Tundrastreifen zwischen Eis und Meer.
    Diese Mutta-Herde wurde von einem einsamen Jäger
verfolgt.
    Stocksteif inspizierte der Zwerg-Allosaurier die Mutta-Herde. Er
sah aus wie eine goldene gefiederte Statue. Der Allo war ein
geschrumpftes Überbleibsel einer Familie von Tieren, die
andernorts längst ausgestorben waren – er stammte in
direkter Linie vom Jura-Löwen ab, der Stego getötet hatte.
Die Herde hatte den Allos aber schon bemerkt und blieb dicht
zusammen; die Jungen hatten sie in die Mitte genommen. Die Bewegungen
des Allos waren träge, als ob er unter Drogen stünde. Er
hatte eine erfolgreiche Jagdsaison hinter sich, und der Stoffwechsel
schaltete mit dem eingelagerten Fett in der zunehmenden Kälte
schon auf Sparflamme. Bald würde der Allo in der Art von
Eisbären eine Winterhöhle in den Schnee graben.
    Allo-Weibchen legten die Eier gegen Ende des Winters und
brüteten sie in der Sicherheit des Schnees aus. Die
Säugetiere von Antarktika freuten sich aber schon auf den
Frühling, weil die Aussicht bestand, dass plötzlich eine
Schar gefräßiger Allosaurier-Babys aus dem Schnee sprang
und sich bei der Verfolgung ihrer ersten Mahlzeit selbst in die Haare
geriet.
    Plötzlich machte sich unter den Höhlengräbern
Unruhe breit. Die kalte Brise von der Eiskappe trug einen intensiven
Fleischgeruch heran. Eier.
    Sie rannte so schnell sie konnte durch die Farne und das hohe
Gras, ohne sich Gedanken um ihre Sicherheit zu machen.
    Das Nest enthielt Dinosaurier-Eier: die Eier eines Mutta. Das war
aber ein ungewöhnlicher Fund für diese Jahreszeit und noch
dazu so weit von den Brutstätten der Muttas entfernt. Vielleicht
waren diese Eier von einer kranken oder verletzten Mutter abgelegt
worden. Es waren bereits Höhlengräber am Werk, und in der
durcheinander wimmelnden Masse tummelten sich auch ein paar
größere Steropodons: Die plumpen, schwarzhaarigen und
irgendwie unfertig anmutenden Kreaturen stammten von Säugetieren
ab, die den südlichen Kontinent seit dem Jura bevölkert
hatten.
    Graben gelang es, sich einen Weg ins Nest zu bahnen, ehe es
völlig zerstört war. Bald waren Gesicht und Hände mit
klebrigem Dotter verschmiert. Aber die Konkurrenz um die Eier geriet
schnell zu einer heftigen Schlacht. Es gab in diesem Herbst Unmengen
von Höhlengräbern in der Tundra, viel mehr als im letzten
Jahr. Und Graben war intelligent genug, um diese Masse der
Höhlengräber auf

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