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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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geschmeidig
über die Lichtung und musterte mit kalten Augen die Beute.
    Jana bewegte sich langsam am Rand der Lichtung entlang, ohne den
Thylacoleo aus den Augen zu lassen.
    Während im Rest der Welt die Plazenta-Säugetiere sich
durchgesetzt hatten, war Australien zu einem kontinentalen Labor der
Beuteltier-Adaption geworden. Es gab Fleisch fressende
Säugetiere, die in aggressiven, hocheffizienten Rudeln jagten.
Und es gab exotische Kreaturen, wie sie nirgends sonst existierten:
große Verwandte des Piatypus, Riesenschildkröten so
groß wie Mittelklassewagen und Land bewohnende Krokodile. Und
in den Wäldern streiften gewaltige Monitor-Echsen umher. Sie
waren mit dem Komodo-Waran verwandt, aber viel größer
– ein unheimliches Souvenir aus der Kreidezeit, diese
Eintonner-Echsen, die ein Känguru oder einen Menschen am
Stück zu verschlingen vermochten.
    Jan ging weiter, war aber mit den Gedanken ganz woanders.
    Jana und Agema kannten sich schon ihr ganzes Leben lang, wie
überhaupt in dieser kleinen Gemeinschaft jeder jeden kannte.
Doch erst seit einem Jahr, als er siebzehn geworden war, fühlte
er sich zu ihr hingezogen. Dabei wusste er nicht einmal, was er
eigentlich an ihr fand. Sie war klein und hatte eine höchstens
mittelprächtige Figur mit kleinen Brüsten, die auch nicht
mehr größer werden würden, zu breite Hüften und
einen entsprechend breiten Hintern, und sie hatte ein Mondgesicht mit
einer kleinen Nase und heruntergezogenen Mundwinkeln. Aber sie
strahlte eine Ruhe aus wie die Stille des Meeres, wenn man mit dem
Kanu weit draußen auf See war – eine Stille, hinter der
sich ein wertvoller Mensch verbarg.
    Er hatte mit ihr kaum darüber gesprochen. Er hatte mit ihr
überhaupt nicht viel gesprochen, seit er vor einem Jahr diese
Gefühle für sie entdeckt hatte.
    Was ihn aber am meisten schmerzte war, dass Osu und die anderen
bräsigen Deppen ihn zu Recht hänselten. Wegen seines
Handicaps hielten sie ihn als Ehemann für Agema für
ungeeignet. Sie wollten ihre Schwester nur davor bewahren, einen
Fehler zu machen. Er wusste, dass das angegriffene Bein ihn im
Alltagsleben nicht behinderte und dass es ihn auch nicht daran
gehindert hätte, Agema bei der Aufzucht der Kinder zu helfen,
die er sich so sehr von ihr wünschte. Nun musste er nur noch sie
und ihre Familie davon überzeugen.
    Und das würde ihm nie gelingen, wenn er wie ein Kind Muscheln
von Steinen kratzte. Er würde ihnen schon eine Jagdbeute
präsentieren müssen. Er würde auf Pirsch gehen und
eine große Trophäe mitbringen müssen – und er
würde das ganz allein tun müssen, um Agema und den anderen
zu beweisen, dass er so stark, lebenstüchtig und intelligent war
wie jeder andere Mann.
    Die Leute ernährten sich hauptsächlich von Kleintieren,
die sie im Meer, im Fluss und im Küstenwaldstreifen jagten und
sammelten. Davon wurden sie satt, ohne sich großartig
anstrengen oder Risiken eingehen zu müssen. Die Jagd auf
größere Tiere war im Wesentlichen den Männern
vorbehalten – sie war ein Nervenkitzel, bei dem Männer und
Jungen die Gelegenheit hatten, Kraft und Geschicklichkeit unter
Beweis zu stellen, wie es eben Tradition war. Und genau dieses alte
Spiel würde Jana nun spielen müssen.
    Natürlich war er nicht so dumm, es allein mit Großwild
aufzunehmen. Die größten Tiere konnte man nur in einer
gemeinsamen Anstrengung zur Strecke bringen. Eine Beute gab es
jedoch, die auch ein einzelner Jäger zu erlegen
vermochte…
    Er drang immer tiefer in den Wald ein.
     
    Schließlich gelangte er zu einer anderen Lichtung. Und hier
fand er, wonach er gesucht hatte.
    Er war auf ein aus Blättern aufgeschüttetes Nest
gestoßen, in dem ein Dutzend Eier vorsichtig abgelegt worden
waren. Was das Nest zu etwas Besonderem machte, war die
Größe – Jana hätte wahrscheinlich Platz darin
gefunden –, und die Eier, die zum Teil so groß wie Janas
Kopf waren. Wenn Purga dieses große Gelege gesehen hätte,
wäre sie vielleicht von der Rückkehr der Dinosaurier
überzeugt gewesen.
    Jana ging daran, eine Falle zu bauen. Er streifte auf der Lichtung
umher, bis er die großen Fußabdrücke der
Vogel-Mutter fand. Er folgte den Spuren ein Stück in den Wald
hinein. Dann spannte er über den Spuren Seile zwischen den
Bäumen, nahm die an beiden Enden angespitzten Speere und
stieß sie in den Boden.
    Dann suchte er trockenes Feuerholz zusammen. Um Feuer zu machen,
drehte er mit einem kleinen Bogen einen Stock in der Vertiefung eines
Astes und

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