Ewig bist du mein (German Edition)
obwohl er es vermutlich nicht laut sagen würde, bewunderte er die Leistungen des Forensic Instincts- Teams.
„Casey Woods! Warum überrascht es mich nicht, Sie hier zu sehen?“ Owens begrüßte sie mit einem feinen Lächeln, das den penibel gepflegten grauen Oberlippenbart in Bewegung versetzte. „Bin ich froh, dass ich rechtzeitig am Flughafen in Boston war und meine Maschine etwas früher gelandet ist. Sonst hätten Sie wahrscheinlich das FBI schon übergangen und die halbe Nachbarschaft ausgefragt.“
„Darauf kannst du Gift nehmen“, murmelte Ryan.
Casey verdrehte die Augen. Ryan war ziemlich schlecht gelaunt. Nach Abschluss des letzten Falls hatte er auf ein paar Stunden Schlaf gehofft. Sie waren ihm nicht vergönnt gewesen. Casey dagegen war umso aufgedrehter, je weniger Pausen sie hatte. Es gehörte zu ihrem Naturell. Selbst wenn ihre Akkus so gut wie leer waren, holte sie immer noch genügend Power aus ihnen heraus. Sie konnte ihre Erschöpfung sehr gut überspielen, solange sie bei der Arbeit war. Und Marc war durch und durch ein Navy Seal. Ihm reichte ein wenig Adrenalin, um wieder volle Leistung zu bringen. Nur Ryan fiel aus der Rolle. Er konnte ein richtiges Ekel sein, wenn er nicht genügend Schlaf bekam. In solchen Momenten mieden Casey und Marc ihn wie die Pest, wenn sie nicht unbedingt mit ihm reden mussten.
„Hier wird’s gleich zugehen wie in einem Bienenstock“, murrte Ryan weiter. „Die Leute aus der Abteilung Kriminalität an Kindern. Das FBI. Die Bundes- und Ortspolizei. Können wir die nicht alle einfach an ihre Schreibtische zurückschicken?“ Ein missbilligendes Grunzen. „Die sollen uns einfach in Ruhe arbeiten lassen.“ Dann wurde er wieder dienstlich. „Ich schau mir zunächst mal den Computer des Mädchens an. Casey, du arbeitest die Liste der Verdächtigen ab – und knöpf dir die Richtigen vor. Und Marc prügelt wie immer dem Mistkerl, der das getan hat, sämtliche Knochen aus dem Leib. Wetten, dass der Typ ganz schnell den Mund aufmacht und uns erzählt, wo er das arme Ding versteckt hält? Und ehe ihr das Schwein noch Schlimmeres antun kann, liegt Krissy Willis wieder wohlbehalten in ihrem Bett. Anschließend gehen wir alle nach Hause und hauen uns aufs Ohr.“
Ehe Casey etwas erwidern konnte, hatte Ryan schon die große schlanke Frau entdeckt, die vor der Garage der Willis’ hockte und konzentriert die Brauen hochgezogen hatte. Mit ihren zierlichen Fingern fuhr sie über die Wimpel, die am Lenker eines Fahrrads hingen, das zweifellos dem kleinen Mädchen gehörte.
„Na toll.“ Ryan wurde lauter. „Seht mal, wer da ist. Das Claire-Werk in voller Aktion. Die beliebteste Psychotante der Cops. Während wir uns mit den Verdächtigen herumschlagen, nimmt sie sich Krissy Willis’ schmutzige Socken vor, um sich in den Täter hineinzuversetzen. Nicht zu fassen!“
Casey verbiss sich ein Grinsen. Claire Hedgleigh – oder „das Claire-Werk“, wie Ryan sie beharrlich nannte – war eine weithin bekannte Fallanalystin, die als freiberufliche Profilerin mit verschiedenen Polizeiabteilungen an der Aufklärung von Verbrechen arbeitete. Casey und ihr Team waren ihr dabei schon des Öfteren über den Weg gelaufen. Casey war jedes Mal sehr beeindruckt gewesen. Sie hatte ausführliche Nachforschungen über Claire angestellt – sowohl über ihr Privatleben als auch ihren beruflichen Werdegang.
Claire hatte einen Abschluss in Entwicklungspsychologie sowie in Psychotherapie. Außerdem unterrichtete sie alles von Psychologie bis zu metaphysischen Wissenschaften an renommierten Universitäten in Amerika, Großbritannien und Australien. Sie verfügte über einen erstklassigen Ruf und drei Jahre Erfahrung in der Polizeiarbeit. Weil sie so brillant war, hatte Casey schon öfters daran gedacht, sie zu Forensic Instincts zu holen. Sie wäre eine großartige Bereicherung für das Team. Es wäre allerdings nicht einfach, Ryan an den Gedanken zu gewöhnen. Er würde sich bestimmt in seiner professionellen Ehre gekränkt fühlen. Im Stillen glaubte Casey manchmal jedoch, dass er sich aus einem anderen Grund so feindselig verhielt. Er und Claire spielten nur vordergründig die verbissenen Konkurrenten. Marc und Casey hatten längst mitbekommen, dass ihr Verhalten nur Show war. Die beiden wollten sich einfach nicht eingestehen, dass sie insgeheim durchaus Sympathien füreinander hegten.
In diesem Moment kam Claire aus der Hocke. Sie war groß und gertenschlank, hatte aschblondes Haar
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