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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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ob er mich hören könnte (unmöglich), räkelte sich Mr Ennis auf seiner Couch und sah über die Schulter in die Dunkelheit hinaus. Meine Haut kribbelte, und ein Beben schien das Haus zu erschüttern. Ich umklammerte den Fensterrahmen, und als ich wieder hinsah, war Stacey weg. Ich sah sie nicht verschwinden. In einer Sekunde war sie da, in der nächsten nicht mehr.
    Mr Ennis stemmte sich von der Couch hoch, kam aber nur einen Schritt weit, bevor er wie erstarrt stehen blieb, als hätte er eigentlich doch keine Lust mehr auf ein weiteres Glas Traubensoda. Er sank zurück aufs Sofa und sah wieder fern, als wäre nichts geschehen.
    Ich taumelte vom Bullauge zurück und stolperte zwei Stufen hinab, bevor ich mich am Treppengeländer festhalten konnte. Ich sah mich verzweifelt um, und mein Mund arbeitete stumm, während mir klar wurde, dass niemand da war, der mir bestätigen konnte, was ich gesehen hatte. Sollte ich hinübergehen und an Mr Ennis’ Tür klopfen? Aber was sollte ich ihm sagen?
    Ich setzte mich aufs Sofa, starrte die Wände an, und eine eisige Kälte sickerte in mich hinein. Ich kam zu dem Schluss, dass ich betrunken war. Zwar fühlte ich mich inzwischen völlig nüchtern, aber da ich ja den ganzen Tag gleichmäßig vor mich hin soff, musste ich eigentlich betrunken sein. Anscheinend gewannen meine Ängste Gewalt über mich. Das eigene Spiegelbild kann einem seltsame Dinge vorgaukeln. Ich bastelte mir eine ganze Palette möglicher Erklärungen zusammen, bis ich auf der Couch eindöste.
    Am Morgen weckte mich das träge Jaulen einer Sirene aus dem Dämmerschlaf. Ich schwang mich vom Sofa und schwankte in die Diele. Ein Blick durchs Vorderfenster zeigte mir, dass Mr Ennis nur noch ein weißer Umriss war. Die Sanitäter schoben ihn auf einer Rollbahre die Stufen seines Hauseingangs herunter. Noch bevor ich die Tür aufriss, um der Polizei und Lucy Arnold und den Feuerwehrleuten entgegenzugehen, die nicht mehr tun konnten, als die Gaffer zurückzuhalten, war mir klar, dass Mr Ennis nicht mehr nach Hause kommen würde.

3
    »Wie geht’s?«, fragte Lucy Arnold.
    »Gut.« Der Schock war allerdings alles andere als abgeklungen. »Magst du ein Bier?«
    Ich zählte die Kartons, die neben dem Kühlschrank gestapelt waren. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf und ein angebrochener dreizehnter. Ein gottgesegnetes Meer aus Bier. Ich hatte es sattgehabt, spätnachts noch rausgehen zu müssen, um Nachschub zu holen, deshalb ging ich jetzt jeden Sonntag zu Ralph’s und kaufte auf Vorrat. Tecate, Corona, Dos Equis, was immer gerade da war und mexikanisch. Immer in Dosen. Nichts mit Limetten.
    »Es ist noch nicht mal zehn, James.«
    »Kümmere dich einfach nicht um mich.« Ich lud zwanzig warme Tecates in die Kühlschrankschubladen und nahm dafür ein kaltes Modelo heraus. Meine Hände zitterten, als ich zum Wohnzimmer zeigte. »Setz dich.«
    Lucy bewegte sich wie eine Statue, die zum Leben erwacht. Trotz aller Fitnessaktivitäten – bei der Strandpatrouille im Auftrag Ihrer Majestät, der Polizei von Los Angeles, beim Joggen im Park, oder wenn sie Bekanntschaften aus Match.com an die Wand vögelte – hatte sie etwas enervierend Steifes an sich. Sie war ungeduscht (das Haar zerzaust, am Nasenrücken klebte ein Körnchen Schlaf), und ihre Yogahosen und das schwarze T-Shirt hingen auffallend lose an ihr herunter. Ich musste an Stacey denken, wenn auch nur aus dem Grund, dass Lucy in physischer Hinsicht das genaue Gegenteil war. Während Stacey nur knapp über einen Meter fünfzig groß gewesen war, üppig und kompakt und – bis zum letzten Jahr – voll kaum gezähmter Energie, die irgendwie gut zu ihrer verspielten Art und dem ewigen Lächeln passte, schien Lucy nur aus Hüften, Ellbogen und Knochen zu bestehen. Arme und Hals wirkten dünn wie bei einem Reiher, und sie sah immer aus, als würde sie gleich die Stirn runzeln.
    Ich setzte mich in meinen skandinavischen Liegesessel. Lucy blickte sich um, ob sich seit ihrem letzten Besuch etwas verändert hatte, was nicht der Fall war, und verwandelte sich dann in einen geometrischen Widerspruch auf der Couch.
    »Also, was ist los?«, fragte sie. »Du hast da draußen ziemlich betroffen gewirkt.«
    »Ich habe eine schlimme Woche hinter mir. Wenn auch offensichtlich nicht so schlimm wie Mr E.« Ich verschüttete in seinem Angedenken ein wenig Bier auf dem Fußboden.
    Lucy musterte die Pfütze, dann mich, als wäre ich ein

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