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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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auf.«
    »Willst du überhaupt, dass es aufhört? Ich glaube nämlich, das gehört dazu. Dass man einen Schlussstrich zieht.«
    Ich trank mein Bier aus. »Was weißt du sonst noch von ihm?«
    »Wem?«
    »Mr Ennis.«
    »Oh.« Sie wirkte enttäuscht von meinem Themenwechsel. »Nicht viel. Ich erinnere mich, dass er einen Sohn in Barstow oder Reno erwähnt hat, glaube ich.«
    »Du hast mit ihm gesprochen?«
    »Ein paar Mal. Ich hatte ihn zu diesem improvisierten Thanksgiving-Essen eingeladen, das ich vor zwei Jahren gegeben habe. Er hat höflich abgelehnt. Ich habe ihn nicht weiter gedrängt.«
    »Konntet ihr die Todesursache feststellen?«
    Lucy runzelte die Stirn. »Er hatte einen Herzanfall. Hat Troy dir das nicht gesagt?«
    »Troy?«
    Lucy malte mit dem Finger Kreise in die Luft. »Der Beamte, der mit dir gesprochen hat, bevor ich dich heimgebracht habe.«
    »Ach so. Schien er, ich meine, du weißt schon, sah er friedlich aus?«
    »Nein, keine Ahnung, was du meinst.«
    Sah er verdammt noch mal so aus, als hätte ihn etwas zu Tode erschreckt?, wollte ich sie anschreien, aber natürlich ließ ich es bleiben. »Konnten sie feststellen, ob es schnell ging, oder ob er gelitten hat?«
    »Wie, mehr gelitten als bei einem Herzinfarkt?«
    »Ach, egal – oh, Scheiße, warte.« Ich beugte mich vor. »Die Blumen. Haben sie die Blumen in der Küche gefunden?«
    »Blumen?«
    »Ja, violette, mit abgeschnittenen Köpfen.«
    »Keine Ahnung.«
    »Kannst du das überprüfen?«
    Lucys Geduld ging zur Neige. »Wenn es wichtig ist. Bist du sicher, dass du mir nicht etwas erzählen möchtest? Wenn du nämlich etwas gesehen hast …«
    »Nein, nein. Es ist nur … vielleicht habe ich schlecht geträumt. Es ist kalt. Ich habe seit ein paar Tagen nicht gut geschlafen.« Ich sah zur Couch. »Aber danke fürs Kommen.«
    Sie stand auf und sah mir fragend in die Augen. Ich brachte sie zur Tür. Warum hatte ich das Gefühl, dass ich sie schon wieder enttäuschte?
    »He.« Ich berührte sie an der Schulter. Sie zuckte zusammen und sah mich dann mit ihren scheuen Rehaugen an. »Wegen Wochenende. Wie wär’s, wenn wir einen miesen Chianti bei Cheese & Oliver’s trinken gehen und ein paar Liedchen trällern?«
    Sie lächelte. »Sehr gerne.«
    Ich nickte. »Cool.«
    »Ja, cool.« Sie streckte sich, kämpfte mit sich und küsste mich dann unbeholfen auf den Mundwinkel.
    Ich sah ihr nach, während sie über den Rasen stakste. Als sie die Straße erreichte, blickte sie zurück und winkte.
    Ich winkte zurück. »Na, was hältst du davon, Stacey?«
    In der drückenden Stille bedauerte ich sofort, dass ich laut mit meiner Frau gesprochen hatte.
    Vier Tage, nachdem sie Mr Ennis aus dem Haus gerollt hatten, packten zwei Männer in grauen Arbeitshosen und Hemden seine Habseligkeiten in einen Umzugswagen. Hinter den Möbelpackern putzte eine Reinigungstruppe her – sechs Latinofrauen und ein Asiate mit einem Klemmbrett. Ein Weißer Mitte vierzig, vielleicht Mr Ennis’ Sohn, tauchte etwas später auf und hämmerte ein Zu-verkaufen-Schild in den Rasen. Dabei klingelte sein Handy. Er zog es heraus und sprach fünfzehn Minuten lang mit jemandem. Dann klappte er es wieder zu, schüttelte den Kopf und lächelte fast unmerklich. Anschließend riss er das Schild wieder heraus und schmiss es auf die Ladefläche seines Pick-ups, ohne sich die Mühe zu machen, die daran klebenden Erdklumpen zu entfernen.
    Am nächsten Morgen schlief ich bis in die Puppen und verpasste einen Anruf von Lucy. Sie sprach auf den Anrufbeantworter: »He, James, ich weiß, dass du noch schläfst, aber ich wollte dir sagen, dass ich mit dem Leichenbeschauer gesprochen habe. Unser Freund ist an einem Herzanfall gestorben. Er war schon lange herzkrank, also … ja. Blumen waren auch keine da, aber das heißt nicht, dass du mir keine mitbringen darfst … War nur ein Witz. Ich brauche keine Blumen.« Verlegenes Schnauben und Gekicher. »Also, ich freue mich auf Samstag, und ich hoffe, du lockerst schon mal deine Stimmbänder. Ruf mich an.«
    Das hatte ich vor. Ernsthaft. Aber dann kam es ganz anders, und ich rief Lucy Arnold nicht zurück.
    Wie sich herausstellte, war das wieder mal ein Fehler, und zwar einer von der ganz schlimmen Sorte.

4
    Die Balkon-Ära lag hinter mir. Ich fing an, mich zu fragen, wie viel ich für das Haus bekommen würde. Ich schätzte den Wert nach Abzug aller Belastungen auf etwa 70 000. Noch einmal halb so viel hatte ich auf dem Konto, wo es ein sattes

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