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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Prozent Zinsen im Jahr abwarf und pro Monat um rund 5000 schrumpfte. Drei Mille bedienten die Hypothek, und die anderen zwei gingen für Rechnungen und Bier drauf. Ich hatte genug, um irgendwo neu anzufangen, und beschloss, am nächsten Morgen unseren Immobilienmakler anzurufen.
    Ich stand auf der überdachten Vorderterrasse, rauchte eine Zigarette und trank ein Bier, als ich einen kleinen, silbern und orangefarben lackierten Umzugswagen von U-Haul vor Mr Ennis’ Haus bemerkte. Die Ladefläche war leer, bis auf einen Stapel grauer Umzugsdecken und einen umgekippten Schaukelstuhl. Die hochgeschobene Metallrampe ragte aus dem Heck des Transporters wie eine scharfe Zunge und deutete darauf hin, dass die Möbelpacker für heute fertig waren. Oder der neue Besitzer, denn mit einem U-Haul saß man nicht herum und schlürfte Martinis, während eine bezahlte Truppe sich den Rücken krumm schuftete. Die Sonne neigte sich müde dem Horizont zu. Im Haus brannte kein Licht. Falls die neuen Bewohner Kartons auspackten oder den Fernseher anschlossen und sich eine Umzugspizza bestellten, war davon jedenfalls nichts zu merken.
    Ich hüllte eine Fliege in eine Wolke blauen Rauchs und trank das Bier aus. Als ich mich gerade abwenden wollte, um den Rest der Nacht auf dem Sofa zu verbringen, hörte ich eine Fliegengittertür knarren und mit einem tadelnswerten Knall zufallen. Dann eine Frauenstimme.
    »Autsch, Vorsicht. Himmelarsch.«
    Hoppla, eine Aggressive.
    Ich blieb stehen und erwartete, sie mit Mann oder Kind im Schlepptau zu dem Transporter zurücktrotten zu sehen, um den Schaukelstuhl zu holen. Aber die Frau blieb auf der kleinen Veranda stehen und starrte reglos auf die stille Straße. Brust, Schultern und Haare waren nur eine Silhouette über den zerrupften Wacholderbüschen, bis sie sich langsam ins Verandalicht drehte. Als sie die Arme über den Kopf reckte, schob sich ihr ultrakurzes, loses Tanktop über einem eng anliegenden T-Shirt hoch, und eine Shirt-bedeckte Brust lugte darunter hervor. Es drängte sich der Eindruck einer unbeabsichtigten Nacktheit auf, die ihrer Besitzerin noch gar nicht aufgefallen war, obwohl die Brust natürlich von dem T-Shirt bedeckt war. Es war eine bewusste, gut getarnte Zurschaustellung mit dem Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen. Typisch Los Angeles, wie das Steißdreieck eines String-Tangas, das – ganz zufällig – über den Hosenbund hinausragt.
    Sie lehnte sich ins Kreuz, setzte eine Flasche Wein an die Lippen, nahm einen beachtlichen Schluck und wischte sich den Mund mit dem Unterarm ab. Sie hickste lautlos und sah zu Boden, als würde ihr gerade klar, wie weit es schon mit ihr gekommen war. Ihre Hände konnte ich nicht sehen. Mit einer winzigen Armbewegung schoss die Weinflasche in mein Blickfeld und segelte hoch durch den schmutzig rosigen Himmel, bevor sie in den Wacholderbüschen landete. Eine verdammt gut aussehende Braut, mit Abfallsitten wie in den Siebzigern.
    O Baby, zugedröhnt wie ich bin, habe ich mich sofort in dich verliebt.
    Ihr Verlangen erreichte mich wie ein warmes Pulsieren. Irgendwie wusste ich, dass sie einsam war und nicht begeistert davon, hier angekommen zu sein. Sie hatte ihr vorheriges Zuhause verloren, und dies war die letzte Zwischenstation, bevor die Dinge sich von ganz schlimm in Richtung verheerend entwickelten. Vor meinem inneren Auge sah ich einen Freund mit ein paar schweren Motorrädern und einer üblen linken Geraden.
    Sie drehte sich um und sah aus der Entfernung in meine Richtung. Ich prostete ihr eher halbherzig mit der Bierdose zu. »Hallo«, sagte ich zu leise, als dass sie es hätte hören können. Mein Verandalicht war aus, daher nahm ich an, dass sie mich und mein Lächeln nicht sehen konnte.
    Ihre Schultern sackten nach vorne, und sie wandte sich ab. Die Fliegengittertür quietschte und knallte selbsttätig zur Nachtruhe zu.
    Toll gemacht, Hastings. Wieder mal voll danebengehauen.
    Im Haus knipste ich alle Lampen an, während ich durchs Erdgeschoss schwebte: Esszimmer, Wohnzimmer, Korridor, Sonnenzimmer, Waschküche, beide Bäder und die Küche. Licht tat gut, Licht war lebensnotwendig. Das ganze Haus war zu weitläufig für einen einzelnen Menschen, und ich hatte das Erdgeschoss zu meinem Reich erkoren. Im Bad war eine Dusche, ein Korb mit Kleidung stand in der Waschküche, und im Wohnzimmer wohnte es sich besonders gut. Ich machte mein Bett auf dem Sofa und döste weg.
    Das Festnetz-Telefon schrillte und schreckte mich aus den Kissen.

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