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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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jemanden leiden zu sehen, doch sie
fühlte sich fast erleichtert, Nick so zu sehen. Sie hatte sich schon gefragt,
ob er überhaupt ein Gewissen hatte, ob Lapreas Tod ihm irgendetwas bedeutete
oder ob er nur eine unschöne Fußnote in seiner Verteidiger-Fallsammlung war.
Irgendwie war es gut zu wissen, dass er ihn berührt hatte. Dass Nick ein Mensch
war.
    Â»Mich mitgenommen?« Seine Stimme brach. »Es ist das Einzige, woran
ich noch denken kann. Ich kann es nicht fassen, dass es so verrückt gelaufen
ist. Dass du in Gefahr warst. Ich hätte mir nie verzeihen können, wenn dir
etwas zugestoßen wäre.«
    Er bedeckte sein Gesicht mit einer Hand. Er schien den Atem
anzuhalten. »Nick?«, fragte sie. Er bewegte sich nicht. Sie stand auf, ging
unsicher zu ihm und zog ihm sanft die Hand von seinen Augen. Sein Gesicht war
vor Bedauern verzerrt, seine Augen standen voll Tränen. Er fasste nach ihrem
Handgelenk und zog sie neben sich auf die Couch. Er versuchte in ihre Augen zu
sehen, schien sie um Hilfe anzuflehen.
    Â»Ich weiß, das ist alles mein Fehler, Anna. Ich kann so nicht
weiterleben.«
    Sie blickte ihn traurig an – und dann mit wachsender Hoffnung. Hatte
er etwa begriffen, dass die Verteidigung D’marcos die falsche Entscheidung für
ihn gewesen war? Für sie beide? Dass er die Verteidigung niederlegen – sie
seinem Mandanten vorziehen würde?
    Â»Alles wird gut, Nick.« Sie drückte seine Hände. »Es ist noch nicht
zu spät. Was für Entscheidungen wir in der Vergangenheit auch getroffen haben,
sie sind rückgängig zu machen. Es ist immer noch Zeit, das Richtige zu tun.«
    Â»Versprochen?«
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und lehnte sich vor, um sie zu
küssen. Sie zuckte zurück, noch bevor seine Lippen ihre berührten, aber nicht
bevor sie seinen warmen, nach Whiskey riechenden Atem auf ihrem Hals gespürt
hatte.
    Â»Herrje, Nick. Nein.« Sie machte einen Satz von der Couch. »Ich
werde dir einen Kaffee kochen«, kündigte sie schnell an. »Und dann wirst du
gehen.«
    Sie floh in ihre Küche, holte ein Päckchen Kaffee aus dem Schrank
und versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen. Sie war nicht sicher, über wen sie
wütender war: über Nick, der sie hatte küssen wollen, oder über sich selbst,
dass sie es fast zugelassen hätte. Über sich selbst, entschied sie. Sie war
nüchtern und da gab es nichts zu entschuldigen.
    Während der Kaffee durchlief, stand sie in der Küche, so weit von
Nick entfernt, wie es ihre Wohnung zuließ. Die Geräusche der Kaffeemaschine
übertönten fast das Sausen des Blutes in ihren Ohren. Als der Kaffee fertig
war, goss sie einen Becher voll ein, atmete tief durch und brachte ihn zu Nick
hinaus.
    Er war auf der Couch eingeschlafen und seitlich auf die Kissen
gefallen. Ein sanftes Schnarchen war zu hören. Sie stellte den Becher auf den
Tisch und kniete sich neben ihn. »Nick«, sagte sie und stieß ihn an. Er bewegte
sich nicht. Sie packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn energisch.
»Nick!«
    Er war wie tot.
    Sie erlaubte es sich, ihn einen Augenblick anzusehen. Sein Gesicht
sah friedlich aus, wenigstens war er jetzt zur Ruhe gekommen. Sie strich ihm
eine Locke aus den Augen. Seine Wimpern, die dunkel und lächerlich lang waren,
bogen sich auf seinen Wangen und gaben ihm ein engelgleiches Aussehen, das er
ihrer Meinung nach nicht verdient hatte. Sie starrte sein schönes, schlafendes
Gesicht lange an. Sie war wütend auf ihn, aber gleichzeitig sehnte sie sich
nach ihm.
    Sie entschied, ihn nicht zu wecken, und begründete diese
Entscheidung damit, dass dies seit D’marcos Auftauchen hier die erste Nacht in
ihrer Wohnung war. Sie fühlte sich mit Nick auf der Couch sicherer – selbst
wenn er sich nicht regte. Und deshalb blieb ihr sowieso keine andere Wahl – er
war einfach bewusstlos.
    Sie zog ihm die Schuhe aus und legte seine Füße auf die Couch. Nick
stöhnte leise. »Junge, wenn du glaubst, dass es dir schlecht geht, dann warte
mal bis morgen«, sagte sie, als sie ihm ein Kissen unter den Kopf schob. Sein Stöhnen
ging in ein ruhiges, regelmäßiges Atmen über. Sie breitete eine Decke über ihn
und machte das Licht aus.
    Anna ging in ihr Schlafzimmer und legte sich in ihr Bett. Sie lag
auf der Seite und hatte die Tür im Auge, die sie einen Spalt offen gelassen
hatte. Aus

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