Ewig sollst du bueßen
McGee wird die
geführte Unterhaltung in einem Polizeibericht vollständig wiedergeben, und eine
Kopie dieses Berichts wird dem Gericht und dem Verteidiger zugehen, sobald er
fertig ist, spätestens aber morgen früh.«
Jack reichte der Richterin und dem Strafverteidiger Kopien des
Vaterschaftstests. Als Richterin Spiegel las, wurde ihr Mund so schmal, dass er
fast aus ihrem nun aschgrauen Gesicht verschwand. Anna erinnerte sich an die Gerüchte
über eine engere Beziehung zwischen der Richterin und Green.
Anna nahm ihren Blick von der Richterin und stellte fest, dass Nick
sie mit erstaunter Verwunderung betrachtete. Dâmarco grinste sie an wie ein
Kind, das den Weihnachtsmann vor sich hat. Es war kein Blick, den Anna jemals einem
Angeklagten hatte entlocken wollen.
SchlieÃlich schaute die Richterin von den Unterlagen hoch und
blickte sie über ihre Lesebrille hinweg an. »Wie möchten Sie an diesem Punkt
nun weiter vorgehen?« Anna meinte, ein Zittern in ihrer Stimme ausmachen zu
können.
»Ich hätte gern noch etwas mehr Zeit, Euer Ehren«, antwortete Jack.
»Ich brauche einige Tage, um dieses Problem zu überprüfen und zu entscheiden,
ob die Mordanklage weiter aufrechterhalten wird. Ich möchte das Gericht bitten,
den Fall auf Montag zu vertagen.«
»Nein, Sir.« Die Richterin schüttelte den Kopf. »Sie hatten sieben
Monate, um alles zu überprüfen, und ich habe in meinem Terminkalender diese Woche für diesen Prozess freigehalten. Da drauÃen
sitzt eine Jury, die um dreizehn Uhr ins Gericht zurückkam, um Ihren ersten
Zeugen anzuhören. Ich gebe Ihnen bis vierzehn Uhr. Dann werden Sie Ihren ersten
Zeugen aufrufen oder die Klage fallen lassen.«
»Kann ich das Gericht überzeugen, die Verhandlung wenigstens bis
morgen früh zu vertagen?«
»Vierzehn Uhr, Herr Anwalt.«
Nur an seinen sich leicht nach unten neigenden Mundwinkeln war zu
erkennen, in was für einem Dilemma er nun steckte. Der Prozess hatte begonnen,
was juristischen Regeln zufolge hieÃ, dass die Strafverfolgung eingesetzt
hatte. Wenn er die Klage nun fallen lieÃe, wäre es dem Staat wegen des Verbots
der Doppelbestrafung unmöglich, Dâmarco für ein und dieselbe Straftat erneut
anzuklagen. Es würde einem umfassenden Freispruch gleichkommen. Und doch war es
keine Option, mit dem Fall so, wie er sich nun darstellte, fortzufahren.
»Nun gut, dann würde ich dem Angeklagten einen Handel vorschlagen«,
sagte Jack gelassen. »Der Staat wird die Anklage wegen Mordes fallen lassen,
wenn der Angeklagte sich der ihm sonst zur Last gelegten Anklagepunkte schuldig
bekennt.«
»Keine Chance«, erwiderte Nick. »Sie wissen, dass Sie ihn jetzt
nicht mehr wegen Mordes anklagen können, und Sie können sich glücklich
schätzen, wenn das nicht auch all Ihre anderen Anklagepunkte hinfällig werden
lässt. Lassen Sie uns den Prozess mit Ihrem Starzeugen-Cop und Vater des Babys
des Opfers fortführen. Ich wäre auf das Urteil der Jury wirklich gespannt.«
»Ich könnte die Anklage wegen des Angriffs auf einen Polizisten
fallen lassen«, räumte Jack ein. Green war der Angegriffene gewesen, als
Dâmarco ihn an dem Tag hinter Roses Haus fast mit dem gestohlenen Corolla
überfahren hätte. »Aber er muss die Klage wegen Autodiebstahls schlucken.«
Nicht dass die etwas Besonderes war, denn fast jeder Verbrecher in D.C. hatte
sich schon einmal wegen so einer Klage zu verantworten gehabt. »Und er muss
sich der schweren Körperverletzung von Laprea Johnson schuldig bekennen und der
Körperverletzung von Ernie Jones. Green brauche ich für keinen von beiden.
Jones sah, wie Ihr Mandant Laprea geschlagen hat, wobei ihr Wangenknochen
brach, bevor er Jones eine runtergehauen hat. Jones ist völlig sauber und er
ist heute hier. Ich kann die schwere Körperverletzung allein mit seiner Aussage
belegen.«
Jack erwähnte weder die Flucht noch den Angriff auf Anna. Das war
ein abgetrennter Fall, der von einem anderen Verteidiger geführt wurde.
»Ich akzeptiere das«, lieà Dâmarco hören. »Aber nur, wenn es sich um
einen C-Deal handelt.«
Anna hätte fast gelacht. Dâmarco kannte sich mit dem System besser
aus als so mancher Anwalt. Eine Einigung gemäà Regel 11(e)(1)(C) erlaubte es
der Anklage und der Verteidigung, sich über das im Gefängnis
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