Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
Vom Netzwerk:
– warten Sie.« Er unterbrach sich. »Ich habe
es. Sie haben Glück. In neun Tagen wäre das alles weg gewesen.«
    Sie lief zum Empfang zurück und stellte sich hinter Tylers Stuhl, wo
sie über seine Schulter auf den Plasmabildschirm sehen konnte. Der große
Bildschirm war geviertelt und auf jedem Teil war eine andere Ansicht zu sehen:
Lobby, Garten, Dachterrasse und der Eingangsbereich vor dem Haus. Er klickte
auf Play und die vier Bilder begannen sich simultan zu bewegen. Sie waren schärfer
als die körnigen Monitoraufnahmen in Schwarz-Weiß, die die Polizei
üblicherweise von den Überwachungskameras in Geschäften zu sehen bekam.
    Anna sah, wie ein Pärchen auf der Dachterrasse ein Bier trank und
Menschen durch die Lobby gingen – sieben Monate zuvor. Auf einer eingeblendeten
Zeitanzeige war es 18:30 Uhr. »Sagen Sie ›halt‹«, meinte Tyler und spulte das
Material vor. Die Bewegungen wurden schneller, fünfmal schneller als normal.
Menschen hasteten in die Lobby und wieder heraus, trugen Tüten mit Fastfood und
wirkten wie Ameisen, die Krümel von einem Picknick nach Hause brachten. Anna
schaute sich das Video von der Lobby genau an; für eine Weile gab es da nichts
Bemerkenswertes. Doch schließlich sah Anna eine bekannte Gestalt.
    Â»Halt!«, schrie sie. Tyler ließ zurücklaufen und wieder vorwärts. Die
Zeitanzeige stand auf 20:09, als Nick aus dem Fahrstuhl trat und durch die
Eingangstür nach draußen ging, allein. Anna bat Tyler, ein wenig vorzuspulen.
Um 20:38 Uhr erschien Nick wieder mit einer Tüte von Chipotle. Anna erinnerte
sich, in der Nacht von Lapreas Tod bei ihrem Buchklub gewesen zu sein. Nick war
offensichtlich mit einem Burrito daheimgeblieben.
    Â»Da haben Sie es. Er war allein unterwegs.« Tyler lächelte Anna an,
in der Hoffnung, es würde sie zufriedenstellen.
    Â»Könnten Sie es noch ein Stück laufen lassen? Ich denke, da könnte
später noch was sein.«
    Tyler runzelte die Stirn, drückte aber wieder auf den
    Schnelldurchlauf. Auf dem Video wurde es 21:00, 22:00, 23:00 Uhr. Nun waren die
kommenden und gehenden Bewohner des Hauses für einen Samstagabend in der Stadt
angezogen: Die Frauen trugen verführerische Oberteile und High Heels, die
Männer ließen ihre Armani-Hemden lässig über der Hose hängen.
    Obwohl sie damit gerechnet hatte, war es doch ein Schock, als eine
    bekannte Person an die Eingangstür kam. Es war 23:17 Uhr.
    Â»Halt«, sagte Anna zitternd. »Zurücklaufen lassen. Da.« Sie deutete
auf einen Quadranten des Bildschirms. »Gibt es Ton dazu? Kann man etwas hören?«
    Tyler betätigte einige Tasten und zog den Quadranten, der die
Eingangstür zeigte, größer. Er war nun über den gesamten Bildschirm zu sehen.
Tyler ließ die Aufnahme wieder laufen, nun mit dumpfem Ton.
    Anna beobachtete geschockt, wie Laprea auf die Tür von Nicks
Apartmenthaus zurannte. Anna erkannte ihre kleine Gestalt, ihre langen
flatternden Rastazöpfe, die schwarzen Hosen und das glitzernde Shirt –
dieselben Sachen, die Laprea trug, als man ihre Leiche hinter D’marcos Haus
gefunden hatte.
    Laprea war offensichtlich durcheinander. Sie warf ihre Zöpfe
aufgeregt vor und zurück und schniefte dabei wie ein Mädchen, das sich die
Augen ausgeweint hatte. Sie war vor Schmerz und Wut völlig überdreht, stand
kurz davor, hysterisch zu werden.
    Â»Hey!«, schrie Laprea und rüttelte an der Tür zur Lobby. »Kann mich
jemand hereinlassen? Hallo?«
    Â»Ist so spät noch jemand an der Rezeption?«, wollte Anna wissen,
ohne ihre Augen vom Bildschirm zu wenden.
    Â»Nein. Nach zweiundzwanzig Uhr sitzt da niemand mehr. Besucher
müssen sich direkt bei den Bewohnern melden.«
    Niemand antwortete Laprea und sie drehte sich um, lehnte sich mit
dem Rücken gegen die Tür und schluchzte frustriert laut vor sich hin. Anna
schien der Weinkrampf ewig vorzukommen, doch tatsächlich dauerte er nur einige
Sekunden. Schließlich richtete Laprea sich auf, stemmte die Hände in die Seiten
und schaute sich um. Sie ging auf die Gegensprechanlage zu und studierte sie.
Nun blickte sie in die Kamera, und Anna konnte sehen, dass Laprea an beiden
Augen dunkle Blutergüsse hatte. Ein Auge war völlig zugeschwollen.
    Laprea las die Anweisungen auf der Sprechanlage und tippte dann ein
paar Zahlen ein. Es klingelte einige

Weitere Kostenlose Bücher