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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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Freiluftkonzert von
Wilco im Wolf Trap am selben Abend zu ergattern.
    Â»Oh nein, ich kann nicht mitkommen«, rief Anna. »Ich muss heute zum
Buchklub.«
    Â»Buchklub? Ich bin mit einer Frau zusammen, die Wilco gegen einen
ganzen Abend Literaturgeschwätz eintauschen würde?«
    Â»Also … es gibt auch Wein. Und Käse.«
    Â»Oh, Käse – nun verstehe ich. Okay, ich weiß, wann ich gegen eine
Meute von Frauen mit schicken Brillen verloren habe. Ich werde die Tickets
sausen lassen. Aber wenigstens heute Nachmittag gehörst du mir. Pack deine
Sachen zusammen für einen Tag am Pool.«
    Anna trug einen Bikini unter ihrem Top und warf ein Taschenbuch,
Sonnenbrille und Sonnencreme in eine Tasche. Nick packte ein paar Snacks in
sein Auto, ließ das Verdeck herunter und fuhr auf der River Road nach Potomac,
Maryland. Annas Haare flogen im Wind, und sie bestaunte die Villen, die auf
ausgedehnten, perfekt gepflegten Grundstücken lagen. Die Vorgärten, in denen
üppige Blumenbeete und der ein oder andere Springbrunnen zu sehen waren, wären
geeignet gewesen, um auf der Titelseite von Martha Stewart Living zu erscheinen.
    Nick bog auf eine lange, von Bäumen gesäumte Zufahrt ein, die sie zu
einem imposanten Haus mit einem beeindruckenden Rondell brachte. Das rote
Backsteinhaus hatte ein Schieferdach, blaue Fensterläden und drei Schornsteine.
Anna vermutete, dass man es als »kolonial« bezeichnen könnte, obwohl es zehn
Mal größer war als alles, was ein Kolonist gebaut hätte. Der Rasen hatte die
Beschaffenheit, Farbe und Größe eines Football-Feldes. Jahrhunderte alte Eichen
und Ahorne begrenzten das Anwesen auf zwei Seiten und auf dem Rasen ästen zwei
Rehe.
    Â»Meine Eltern sind den Sommer über in Europa«, sagte Nick, als er
anfing, seinen Wagen auszuladen. »Aber ich habe dafür gesorgt, dass der
Hausmeister den Pool öffnet. Den haben wir heute ganz für uns allein.«
    Sie holte sich ihre Strandtasche vom Rücksitz. »Bist du sicher, dass
das Haus groß genug für uns ist?«
    Er lachte und nahm ihre Hand. »Nun komm schon.«
    Anna folgte ihm ins Haus und versuchte sich nicht anmerken zu
lassen, wie fehl am Platze sie sich hier vorkam. Kürzlich hatte sie in einem
Magazin Fotos aus dem Weißen Haus gesehen; es hätte auch hier sein können. Ölgemälde
in kunstvollen Goldrahmen, Orientteppiche unter antiken Möbeln, Kristallvasen
auf dem Sims eines Marmorkamins. Alles roch nach Ledercouchen und zitroniger
Möbelpolitur und wirkte völlig unantastbar. Anna ging zu einem Flügel, um sich
die Fotos anzusehen, die dort in Silberrahmen standen. Sie hielt immer noch
Nicks Hand und zog ihn mit sich.
    Â»Bist das du? Du siehst so süß aus mit der Spange!«, rief sie und
deutete auf ein Foto von Nick, auf dem er verspielt wirkte, etwa zwölf war, einen
Lacrosse-Schläger hielt und breit grinste.
    Â»Oje.« Er stöhnte. »Das war nicht mein bester Tag.«
    Er versuchte sie wegzuziehen, doch sie war fasziniert von den
Bildern. Auf einem war der junge Nick in einem Smoking neben seinen Eltern zu
sehen. Sein Vater war ein großer Mann mit Glatze, der ebenfalls einen Smoking
trug und grinste wie Dick Cheney. Seine Mutter sah mit ihren erbsengroßen
Diamantohrringen und ihrer blonden Hochsteckfrisur aus wie Grace Kelly in ihrer
Zeit in Monaco. Anna überflog die anderen Familienfotos: Mom mit einem
Tennispokal in Händen, Dad in einer Khaki-Jagdweste mit einem Gewehr über dem
Arm und einem toten Hirsch zu seinen Füßen. Doch die meisten Fotos zeigten
Nicks Vater mit einer ganzen Reihe von Politikern: wie er Ronald Reagan die
Hand schüttelt, im Gespräch mit Präsident Bush senior an Bord der Air Force
One, auf der Entenjagd mit einer Gruppe vornehmer Herren.
    Â»Was macht denn dein Vater?«, fragte Anna, während sie die Bilder
betrachtete. Sie merkte, wie Nicks Hand in ihrer sich anspannte. Sie richtete
sich auf und blickte ihn an.
    Â»Er beutet die Armen aus und plündert die Erde, alles auf
Staatskosten. Er ist ein Lobbyist.«
    Â»Ich spüre da ein wenig Feindseligkeit«, meinte Anna leise.
    Â»Scheißkerl«, sagte Nick. »Er ist auch nicht gerade begeistert von
meiner Arbeit.«
    Anna konnte die Genugtuung nachvollziehen, die Nick empfunden haben
musste, als er die Erwartungen seines Vaters über den Haufen geworfen hatte,
weil er sich den

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