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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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den
Bänken, standen in den Gängen, drängelten sich am Eingang. Die Männer trugen
Anzug und Krawatte; die Frauen meist schwarze Kleider und schwarze Hüte, obwohl
einige Frauen auch ganz in Weiß gekleidet waren. Fast alle waren Afroamerikaner;
Anna war die einzige Weiße in der Menge. Das Kirchenschiff war groß, aber
einfach gehalten, mit einer hohen Decke, weißen Wänden, klaren Fenstern und
einem großen Holzkreuz im Altarraum. Lapreas glänzender weißer Sarg war mit
Sträußen von rosa Lilien umgeben und stand vorn in der Kirche.
    Â»Wie wollen Sie es machen?«, fragte Jack Anna laut, um sich in dem
Lärm in der Kirche Gehör zu verschaffen.
    Â»Ich möchte Rose suchen.«
    Jack und McGee tauschten einen Blick aus, aber sie folgten Anna den
Mittelgang hinunter.
    Rose saß in der ersten Reihe, trug ein schwarzes Kleid und einen Hut
mit einem schwarzen Schleier. Sie war von Frauen umgeben, die vor ihr standen,
neben ihr saßen oder sich in der Bankreihe hinter ihr drängelten. Sie alle
streckten ihre Hände aus, um Rose zu berühren, während sie beruhigende Worte
murmelten. Lapreas Mutter war wie die Mitte einer Blüte, ihre Freundinnen und
Verwandten waren die Blütenblätter.
    Als Anna näher kam, wurde sie von einer der Frauen bemerkt, die die
anderen Frauen anstupste. Die Frauen murmelten und gingen auseinander und
bildeten eine Gasse. Anna stand da und schaute Rose an, während Rose einfach
dasaß und zurückschaute. In der übrigen Kirche unterhielt man sich, doch im
Umkreis von Rose schwiegen alle und beobachteten die beiden Frauen, wie sie
sich anblickten.
    Anna hatte das Gefühl, auf alles vorbereitet zu sein, was Lapreas
Mutter austeilen würde. Doch Rose begrüßte sie auf eine Art und Weise, die Anna
nicht erwartet hatte. Sie stand auf, ging zu Anna und stellte sich vor sie hin.
Dann hob sie ihre Arme, zog Anna zu sich heran und drückte sie fest an sich. Ihre
Arme waren warm und weich. Anna fühlte Trauer in sich hochkommen – und
Erleichterung. Ihre Augen waren voller Tränen, als Rose sie einfach so hielt,
genau wie Anna Laprea vor nur sechs Monaten im Erfassungsraum gehalten hatte.
Rose fing auch an zu weinen. Die Freundinnen von Rose seufzten tief und kamen
wieder näher heran, und nun fühlte auch Anna ihre Hände auf ihrem Rücken, hörte
ihre Stimmen, die nun auch sie trösten wollten. Jack und McGee standen verlegen
dabei, ihre Hände in den Taschen, und schauten zu Boden, als sich die Frauen in
ihrer gemeinsamen Trauer umarmten. Schließlich klopfte Rose Anna auf die
Schultern und zog ein Taschentuch heraus. Sie tupfte Annas Wangen trocken,
bevor sie ihre eigenen abwischte.
    Â»Hier, meine Liebe, setzen Sie sich«, sagte Rose und schob Anna zu
ihrer Bank, wo sie nun Seite an Seite saßen.
    Â»Es tut mir so leid, Mrs. Johnson«, sagte Anna und schniefte leise.
    Â»Es gibt nichts, das Ihnen leidtun müsste.« Rose tätschelte Annas
Hände. »Das hat sich seit Jahren angebahnt. Sie waren die Einzige, die es fast
geschafft hätte, das Ganze zu beenden.«
    Â»Ich wünschte nur, ich wäre erfolgreicher gewesen.«
    Â»Machen Sie sich keine Vorwürfe. Die kann man nur D’marco Davis
machen.«
    Â»Wir werden ihn kriegen, Mrs. Johnson, das verspreche ich Ihnen.«
    Â»Ich danke Ihnen«, antwortete Rose nur und lächelte Anna unter
Tränen an. »Es bedeutet mir so viel, dass Sie hier sind.«
    Â»Das ist doch selbstverständlich.« Anna stellte Rose Jack und
Detective McGee vor.
    Â»Es tut mir leid, dass ich jetzt nicht mit Ihnen sprechen kann«,
sagte Rose, »aber ich würde gern wissen, wie die Ermittlung vorankommt. Könnten
Sie mich nächste Woche in meinem Haus besuchen?«
    Â»Wie wäre es mit Montagnachmittag?« Anna blickte Jack an. Er nickte
und sie vereinbarten eine Zeit. Rose drückte sie noch einmal, bevor Anna sich
entfernte und die Frauen sich wieder um Rose scharten.
    McGee deutete auf ein paar freie Plätze und die drei rutschten auf
die Bank. Nach einigen Minuten begann der Gottesdienst und ein Chor stimmte das
Lied »I’ll Fly Away« an.
    Der Pastor trat nach vorn, hob seine Arme und verkündete: »Wir sind
heute hier, um den Heimgang von Laprea Keisha Johnson zu zelebrieren!«
    Â»Halleluja!«, gaben die Besucher zurück.
    Die Atmosphäre während des gesamten

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