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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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ist eine … eine Geschäftsgelegenheit, die du dir ansehen musst.«
    Ray-Ray folgte D’marco zur Rückseite des Gefängnishofes. Die vier
Seiten des Hofes wurden durch angrenzende Gefängnisgebäude gebildet, doch in
einer Ecke stießen die Gebäude nicht direkt aufeinander. Es gab dort eine
Öffnung, die breit genug war, um mit einem Wagen durchzufahren. Sie wurde von
einer großen Stahltür verschlossen, die direkt auf die Straße führte. Die
Gefangenen sahen nie jemanden die Tür öffnen oder sie für irgendetwas anderes
nutzen; sie schien zugeschweißt zu sein, ihre ursprüngliche Bestimmung in
Vergessenheit geraten.
    D’marco deutete auf die Tür.
    Â»Yeah, Mann.« Ray-Ray zuckte enttäuscht mit den Schultern. Wie jeder
andere Insasse hatte auch Ray-Ray diese Tür einer ernsthaften Überprüfung
unterzogen, als er zum ersten Mal auf diesem Platz war, doch er hatte schnell
erkannt, dass man an ihr nicht vorbeikam. Sie war ungefähr zweieinhalb Meter
hoch und endete an einer breiten flachen Betonkante. Über der Kante schloss
sich nach einer schmalen Lücke eine Fläche aus Metall an, die über sechs
Stockwerke bis zum Dach der zwei Gebäude nach oben ging und die Öffnung
zwischen den beiden Gebäuden schloss. »Und? Da kommt man nicht raus.«
    Â»Das ist wahr. Aber du kannst Zeug reinbringen.«
    D’marco deutete auf die etwa zwanzig Zentimeter breite Lücke
zwischen der Tür und der Metallfläche darüber. Durch diese Lücke konnten sie
den Himmel sehen.
    Â»Auf der anderen Seite ist die 19th Street.«
    Â»Ha.« Ray-Ray musterte die Tür mit neuem Interesse, und seine Augen
waren groß, als er sich an D’marco wandte. »Du weißt, was wir da machen
können?«
    Â»Yeah, Mann«, antwortete D’marco und lachte leise.
    D’marco setzte sich mit Ray-Ray an einen der Betontische und sie
sprachen übers Geschäft. Die Männer redeten leise, ihre Ellbogen auf die Knie
gestützt und nach vorne gelehnt. D’marco erklärte seine Vorschläge; Ray-Ray
hörte mit wachsender Aufregung zu, steuerte ein paar eigene Ideen bei.
Schließlich hatten sie einen ausführlichen Plan.
    Ray-Ray verließ das Gefängnis am Sonntag in dem Gefühl, beim Lotto
gewonnen zu haben.
    Gleich am nächsten Tag kehrte Ray-Ray zum Gefängnis von D.C. zurück – doch dieses Mal war er außerhalb der Mauern. Der 96er Bus brachte ihn zur
Ecke 18th und Massachusetts Avenue. Ray-Ray ging bis zur 19th Street zu Fuß.
Der mächtige Gefängniskomplex war zu seiner Linken, ein freier Platz zu seiner
Rechten. Es war erstaunlich, dachte Ray-Ray, dass das Gefängnis so nah an der
Straße lag. Von hier sah es einfach wie ein großes, hässliches Bürogebäude aus.
    Zwischen dem Gehweg und dem Gefängnis lagen ein Rasenstreifen und
eine hüfthohe Backsteinmauer, die nicht einmal ein Kind aufhalten konnte. Hier
gab es keinen Maschendrahtzaun oder Rollen von Stacheldraht, wie um andere
Teile des Gefängnisses. Auf dieser Seite der Einrichtung stellten die dicken
Gefängnismauern selbst die äußere Sicherheitsschicht dar. Nur dass Ray-Ray
wusste, dass es da eine Ritze gab.
    Ray-Ray wanderte an dem mächtigen Gebäude aus rosafarbenem Stein
entlang, bis er den Streifen Metall über einer dicken Stahltür entdeckte. Von
der Straße aus konnte man nicht sehen, dass der Metallstreifen die hintere Ecke
des Gefängnishofes war.
    Ray-Ray ging über das Gras und stand an der kleinen Backsteinmauer.
Er war weniger als sechs Meter vom Gefängnis entfernt. Er konnte hören, wie
sich die Gefangenen auf der anderen Seite der Stahltür unterhielten und etwas
riefen, und wenn er angestrengt lauschte, konnte er sogar hören, wie ein Basketball
regelmäßig auf den Asphaltboden aufschlug. Doch am wichtigsten war, dass
Ray-Ray den zwanzig Zentimeter breiten Spalt zwischen der Tür und dem
Metallstreifen sehen konnte. Er musste pünktlich sein. Ray-Ray schaute auf
seine Uhr. 15:30 Uhr. Er blickte die Straße auf und ab, über das leere Grundstück.
Niemand war zu sehen. Er musterte das Gefängnis, war sich sicher, einen
Wachturm zu entdecken, aus dem ihn ein Wärter beobachtete. Doch da war keiner.
    Er war allein auf der Straße und niemand beobachtete ihn.
    Ray-Ray griff in seine Tasche und zog ein braunes, in Papier
eingewickeltes Päckchen

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