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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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und Ihrem Anwalt besprochen worden ist. Das fällt unter das
Anwaltsgeheimnis.«
    Â»Und wenn ich das Anwaltsgeheimnis nicht will?«
    Â»Ich kann Ihnen dazu keine Ratschläge geben. Sie sollten mit Ihrem
Anwalt sprechen, wenn Sie vorhaben, darauf zu verzichten.«
    Â»Ich versuche, Ihnen zu sagen, ich will nicht mit meinem Anwalt
sprechen –«
    Â»Mr. Davis.« Sie unterbrach ihn wieder. »Wirklich, ich darf nicht
mit Ihnen sprechen. Ich muss jetzt auflegen.«
    Â»Das ist so eine verdammte Scheiße! Ich will Ihnen Informationen
geben – und Sie werden sie sich anhören! Was ist denn mit meinen Rechten, du
Schlampe?«
    Sie legte auf.
    Anna starrte das Telefon an, als könnte es sie beißen. Sie bekam
jeden Tag verrückte Anrufe. Manchmal riefen die Familie oder die Freunde von Männern
an, die sie strafrechtlich verfolgte, und verlangten von ihr, nicht zu streng
mit ihren Liebsten umzugehen, oder verfluchten sie, wenn sie es nicht getan
hatte. Manchmal riefen Leute an, die davon ausgingen, dass sie sich um alles
kümmern würde, wie um den rabiaten Pitbull, der nicht weit die Straße hinunter
lebte. Aber dies war das erste Mal, dass sie einen Anruf von einem Angeklagten
selbst erhalten hatte. Ihr Herz klopfte, weil sie von einem wütenden Gefangenen
beschimpft worden war, und etliche Fragen schwirrten ihr durch den Kopf.
    Wieso hatte er sie angerufen? Was hätte er zu sagen, was Nick nicht
zuließ?
    Es tat ihr leid, dass sie hatte auflegen müssen. Wenn es nach ihr
ginge, hätte sie sich alles angehört, was er zu sagen hatte. Aber die Regeln waren
eindeutig. Strafverfolgern war es untersagt, mit Angeklagten zu sprechen, die einen
Anwalt hatten, außer mit der Erlaubnis des Anwalts. Und die hatte sie ganz
sicher nicht. Die Regeln sollten die Angeklagten schützen, verhindern, dass der
Staat hinter dem Rücken des Anwalts versuchte, Informationen vom Beschuldigten
zu bekommen, die er auf Anraten seines Anwalts sonst nicht preisgegeben hätte.
Es waren ausgezeichnete Regeln, dachte Anna. Aber sie hasste es aufzulegen,
wenn D’marco ihr ganz offensichtlich etwas erzählen wollte.
    Sie wählte Jacks Nummer und er nahm beim ersten Klingeln ab.
    Â»Sie werden es nicht glauben«, fing Anna an. »Aber ich habe gerade
einen Anruf von D’marco Davis bekommen.«
    Eine Minute später stand Jack in ihrer Tür. »Sie machen Witze«,
meinte er.
    Â»Nein. Kommen Sie herein, machen Sie es sich bequem.«
    Jack umrundete elegant Graces Aktenstapel, die auf dem Boden
verteilt waren. Er war inzwischen an ihr chaotisches Büro gewöhnt.
    Â»Also, was war los?«, fragte er, als er sich in Graces
Schreibtischstuhl gesetzt hatte.
    Anna erzählte ihm von dem Anruf. Er hörte besorgt zu.
    Â»Geht es Ihnen gut?«, fragte er, als sie fertig war.
    Â»Aber klar. Kam nur ein bisschen überraschend. Das ist alles.«
    Â»Tut mir leid, dass Ihnen das passiert ist. Wenn D’marco jemanden
belästigen will, wäre es mir lieber, wenn er mich dafür aussuchen würde.«
    Â»Das gehört einfach dazu, nicht wahr? Dies ist ein Mordfall und kein
Kuchenbasar.« Anna versuchte sich an McGees Worten und klang dabei tougher, als
sie sich fühlte. »Sie können sich nicht jedes Mal Sorgen machen, wenn eine
beigeordnete Staatsanwältin ein wenig belästigt wird, oder? Dann würden Sie für
sonst nichts mehr Zeit haben.«
    Â»Sicher, sicher.« Jack rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Anna
fragte sich, ob er mit den anderen Anwälten, über die er die Aufsicht führte,
genauso fürsorglich umging. »Jedenfalls haben Sie gut auf den Anruf reagiert.«
    Â»Ich habe gar nichts getan.«
    Â»Ganz genau. Sie haben sich geweigert, mit ihm zu sprechen. Das war
das einzig Richtige. Es wird unser weiteres Vorgehen viel einfacher machen.«
Jack deutete auf ihr Telefon. »Wir müssen Nick Wagner anrufen und ihn darüber
informieren.«
    Â»Oh.«
    Sie saß nur da, starrte Jack an und versuchte, nicht in Panik zu
geraten. Jack lächelte sie an und nickte in Richtung Telefon. Sie lächelte
schwach zurück, bewegte sich aber immer noch nicht. Jack ging an ihren
Schreibtisch, drückte die Lautsprechertaste und wählte die zentrale Nummer für
das Büro der Strafverteidiger. Er bat die Rezeptionistin, ihn zu Nick Wagner
durchzustellen und setzte sich wieder an Graces Schreibtisch.

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