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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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als draußen
auf der Straße, wo Vergnügen und Schutz viel leichter zu haben waren. Deshalb
waren die Gefangenen bereit, für alles, was den Weg nach drinnen fand, hohe
Preise zu zahlen. Der Riesenappetit der Gefängnisinsassen wurde nur von der
Kreativität der Unternehmer übertroffen, die ihn zufriedenstellten.
    Ray-Ray war einer dieser Unternehmer. Er war ein Wochenendler, hatte
den magischen Status, den manchmal kleine Übeltäter verliehen bekamen, die
einem ordentlichen Arbeitsverhältnis nachgingen. Nachdem Ray-Ray zum dritten
Mal des Ladendiebstahls für schuldig befunden worden war, hatte ihn der Richter
zu sechzig Tagen Gefängnis verurteilt, die er an Wochenenden absitzen konnte,
damit er während der Woche weiter als Hilfskraft in einem Restaurant arbeiten
konnte. Der Richter hatte das nicht beabsichtigt, aber dieses Arrangement
erlaubte es Ray-Ray, nebenbei einem profitablen Nebengeschäft nachzugehen,
indem er Aufträge von Gefangenen erfüllte, die nicht von Montag bis Freitag
beurlaubt waren.
    Ray-Rays Methode des Hineinschmuggelns war so effektiv wie einfach.
Er wickelte seine Schmuggelware in Zellophan, beschmierte das Plastik mit
Vaseline und schob sich das Päckchen so weit den Darm hinauf, dass die in Latexhandschuhen
steckenden Finger der Wächter, die ihn am Freitagnachmittag filzten, es nicht
fühlen konnten. Die Päckchen wurden dann Freitagabend vorsichtig zurückgeholt,
abgewischt und an Gefangene verkauft, deren Bedürfnisse sie über die
Transportmethode hinwegsehen ließen. Ray-Rays Spezialität war Heroin, obwohl er
auch gelegentlich Aufträge für Crack entgegennahm, für Ampullen mit PCP und
einmal sogar für eng zusammengerollte Seiten des Hustler .
Für Drogen nahm er den vierfachen Preis des draußen üblichen, für den Porno den
zehnfachen, weil es nicht gerade eine angenehme Erfahrung war.
    Sein Geschäft florierte. An den sechs Wochenenden, an denen er bis
jetzt gesessen hatte, hatte Ray-Ray mehr verdient als in sechs Monaten mit
seinem Job als Hilfskraft. Er wusste, dass da sogar noch mehr zu holen war. Auf
jeden Kunden, den er hatte, kamen drei, die auch kaufen wollten. Aber Ray-Ray
konnte nicht genug hineinbringen, um den ganzen Bedarf zu decken. Er hatte
versucht einen Weg zu finden, noch mehr hineinzuschaffen, aber schließlich
musste er sich traurig eingestehen, dass er mit seinem Geschäft nicht
expandieren konnte. Die Größe seines Dickdarms bestimmte über die Höhe seines
Profits.
    Ray-Ray wanderte weiter über den Platz und machte noch ein paar
Geschäfte mit einigen seiner Stammkunden. Als er am anderen Ende angekommen
war, hatte er nur noch drei Tütchen.
    Ray-Ray lehnte sich gegen die Wand und fischte ein Päckchen Newports
aus seiner Tasche. Er blickte sich nach weiterer Kundschaft um, als er sich
eine ansteckte. Manchmal konnte dieser Platz verwirrend wirken, so
abgeschnitten, wie er vom Rest der Welt war. Es war ein Innenhof des
Gefängnisses, ein asphaltierter Platz, der von vier hohen Wänden aus
rosafarbenem Stein umgeben war. Ein Basketballplatz dominierte das Zentrum des
Hofes und ein paar Tische aus Beton säumten die Seiten. Es gab vereinzelte
Fitnessgeräte, aber keine freien Gewichte zum Stemmen; das Gefängnis hatte sie
vor ein paar Jahren abgeschafft, nachdem die Gefangenen zu kräftig geworden
waren. Unterschiedlich viel Muskelmasse bei Gefangenen und Wärtern konnte
ernsthafte Sicherheitsprobleme nach sich ziehen, besonders in einem Gefängnis,
in dem die Wärter keine Schusswaffen trugen.
    Als Ray-Ray über den Platz schaute, blieb sein Blick an einem
kräftigen Mann hängen, der an einer Dipstange trainierte. Es war D’marco Davis.
Ray-Ray grinste und schlenderte zu ihm hin.
    Â»D!«
    D’marco schaute hoch, sah Ray-Ray und ließ sich ab. Er landete
elegant auf dem Asphalt und kam seinem Freund entgegen.
    Â»Ray-Ray.«
    Die zwei großen Männer in ihren orangefarbenen Overalls begrüßten
sich mit einem lauten Handschlag und einer halben Umarmung. Ray-Ray war froh,
seinen Freund gefunden zu haben, und fand, dass er gut aussah. Sie beobachteten
ein Basketballspiel, während sie sich unterhielten und auf den neuesten Stand
brachten. Ray-Ray berichtete, was in Anacostia los war, und fragte D’marco, was
es Neues im Gefängnis gäbe.
    Â»Du wirst es nicht glauben«, sagte D’marco sanft, »aber da

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