Ewig sollst du bueßen
zu reden«, sagte er.
Anna starrte ihn an.
»Ich will nur fünf Minuten mit Ihnen«, sagte er. Er verlagerte sein
Gewicht, sicherte ihre Arme jetzt mit seinen Knien, damit er mit dem Ãrmel das
Blut von seiner Stirn wischen konnte. »Sind Sie immer so schwer zu kriegen?«
Sie blickte ihn ungläubig an. SchlieÃlich sagte sie: »Sie hätten
einfach nur einen Termin machen müssen.«
»ScheiÃe, das habe ich doch versucht, Miss Curtis.« Davis lachte
auf. »Sie haben meine Anrufe nicht entgegengenommen. Sie haben meine Briefe an
meinen Anwalt geschickt, ohne sie gelesen zu haben. Was soll ein Verbrecher
denn sonst noch tun?«
Anna fragte sich, ob er sich wohl einen Witz mit ihr erlaubte. Nein,
dachte sie, und spürte die harten Küchenfliesen an ihrem Kopf und ihren
Schulterblättern, das war definitiv kein Witz.
»Ich habe Laprea nicht getötet«, sagte er. »Ich habe sie geliebt.«
»Oh â okay«, antwortete sie so ernst wie möglich, als ob es damit
erledigt wäre. Anklage fallen gelassen.
»Ich weiÃ, wie es aussieht«, sagte er erstaunlich sachlich. »Ich
habe sie nie gut behandelt. Ich hasse das. Ich werde das bis zum Ende meines
Lebens mit mir herumtragen. Aber sie war die Mutter meiner Kinder, und ich habe
sie geliebt. Ich raste nur einfach immer aus, wenn ich was trinke.«
Anna nickte und versuchte Mitgefühl zu heucheln. Wird er mich gehen
lassen?, dachte sie. Sind die Cops unterwegs? Wie lange werde ich ihn bei Laune
halten können?
»Schauen Sie, Miss Curtis, ich habe Laprea an dem Abend geschlagen.
Okay? Aber ich habe sie nicht umgebracht. Das letzte Mal habe ich sie gesehen,
als sie die StraÃe hinunterrannte, weg von meinem Wohnhaus. Ich bin dort
geblieben, ging in meine Wohnung zurück, habe zu viel getrunken und bin auf der
Couch umgekippt.«
»Ich verstehe«, meinte Anna, wusste aber immer noch nicht, warum er
ihr dies alles erzählte.
»Ich weiÃ, dass es sich verrückt anhört«, sagte Dâmarco, als er die
Verwirrung auf Annas Gesicht bemerkte. Er rutschte wieder herum, damit er ihre
Arme nicht so fest nach unten drückte. »Aber ich habe gehört, dass sie mit einem
Cop gevögelt hat â sorry, eine Beziehung mit einem Cop hatte. Darüber haben wir
uns gestritten. Nachdem sie die Treppen runtergerannt ist, habe ich ihr gesagt,
dass sie weiterlaufen soll und nicht ohne den Cop zurückkommen soll, damit ich
ihm eine überziehen kann. Sie sagte, dass sie ihn holenwürde,
und dann wäre ich geliefert. Da habe ich sie das letzte Mal gesehen. Sie muss
zu ihm gegangen sein, zu diesem Cop. Sie müssen ihn finden, Miss Curtis. Er ist
derjenige, der sie getötet hat.«
»Wer ist der Cop?«
»Deshalb bin ich doch hier. Ich will, dass Sie das herausfinden.«
»Dâmarco, ich bin die Anklägerin . Erzählen
Sie das doch einfach Ihrem Verteidiger; ich bin sicher, er wird sich darum
kümmern.« Sie biss sich auf die Zunge. Sie sollte ihn lieber bei Laune halten,
ihm alles erzählen, was er von ihr hören wollte.
»Denken Sie, ich hätte das nicht schon getan?«, fragte Dâmarco
frustriert und wurde dabei lauter. Dann beruhigte er sich wieder und fuhr fort:
»Mein Anwalt ist gut â aber er hat noch nie einen unschuldigen Mandanten gehabt.
Er glaubt mir nicht. Er arbeitet in die Richtung, aber nur, weil ich es ihm
immer wieder sage, und er kommt nicht weiter. Er ist nicht mit dem Herzen
dabei. Er denkt, ich soll mich einfach schuldig bekennen und einen Deal
machen.« Dâmarco schüttelte den Kopf. »Und selbst wenn er mir glauben würde,
die Cops würden nicht mit ihm reden. Die Polizei hasst Strafverteidiger. Aber
mit Ihnen sprechen sie. Und Sie können sich Polizeiakten
ansehen und sonst was. Ich weiÃ, es ist nicht Ihr Job, mich rauszuholen. Aber
Sie waren die Einzige, die mir zuhören wollte, an dem Tag nach der Anhörung, in
der Zelle im Gericht, bis Ihr Chef Schluss gemacht hat. Und ich weiÃ, Sie haben
sich um Laprea gekümmert. Sie wollen doch rausfinden, wer sie wirklich getötet
hat. Auch wenn Sie mich hassen.«
Anna machte den Mund auf, um typisch weiblich abzustreiten, dass sie
ihn hasste, aber dazu kam es nicht mehr.
KAPITEL 24
Ein Krachen von der Vorderseite ihrer Wohnung schreckte Dâmarco
und Anna auf. Sie schaute hoch und sah zwei junge Männer in Sweatshirts und
Jeans und
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